Der Glanz der Medaillen ist hier in weiter Ferne. Das zweite Untergeschoss der Apartment-Anlage «St. James Place». Die Luft ist stickig, das Licht grell. Vom Beton umgeben, eingekesselt von Mini-Vans, Ami-Schlitten und SUVs machen sich die Schweizer Ski-Frauen bereit fürs Konditionstraining. Fussball zum Auflockern. Im Hintergrund surrt die Lüftung. Es ist warm, sehr warm, gefühlte 25 Grad.
Die Super-Klatsche vom Dienstag ist vergessen, verdrängt, weit weg. Ein Ball verspringt, ein grelles Lachen hallt durch die Tiefgarage. Beim Spiel die Sorgen vergessen – es scheint zu funktionieren.
Zwei amerikanische Touristen platzen herein, Augen wie Fragezeichen. Was soll das? Kondi-Trainer Christoph Boner sagt zu BLICK: «Es geht auch darum, die Mädchen auf andere Gedanken zu bringen.»
Fabienne Suter, am Dienstag vom Winde verweht, balanciert über die Slackline. 15 Meter, von einem Beton-Pfosten zum nächsten, quer durch die Ausfahrt. Lara Gut schult das Gleichgewicht auf einem Gymnastikball, jongliert mit drei Tennisbällen. Aus einer kleinen Box tönt Pop-Musik.
In Zweier-Gruppen arbeiten sich die Frauen durch den Parcours. Lara und Fabienne testen ihre Reaktion mit einem unförmigen Springball. Die Flugbahn reiner Zufall. Lara greift daneben. «Das doofe Ding», entfährt es ihr. Sie lachen.
Sie sind sich vieles gewöhnt. «Wir können halt nicht überall in Turnhallen trainieren», sagt Nadja Jnglin-Kamer. Und wenn sie für einen Kondi-Block in eine Turnhalle können, ist diese oft ungeheizt. Oder so niedrig, dass kein vernünftiges Ballspiel möglich ist.
Doch genau in solchen Verliesen wird die Basis gelegt für die glamourösen Auftritte, die unvergesslichen Schritte aufs Podest, die Hühnerhaut-Momente bei den Klängen der Nationalhymne. Gibt Trainer Boner eine Übung vor, lernen die Mädchen schnell, beginnen sogar, sich selbst vor neue Herausforderungen zu stellen.
Schweisstropfen perlen über Laras Stirn. Als die anderen Fahrerinnen nach oben gehen, um sich vor dem Medientermin zu duschen, tänzelt sie über die Slackline. Extra-Schicht. Auch sie weiss: Heute zählen nur die Medaillen. Und eigentlich nur Gold.