Nach dem sensationellen zweiten Rang bei der Abfahrt in Bormio ist Urs Kryenbühl am Montag mit viel Selbstvertrauen im Bahnhof Wengen eingefahren. Doch gestern Morgen um 08.03 Uhr tritt der Schwyzer nach einem höchst unglücklichen Kurzeinsatz am Lauberhorn bereits wieder die Heimreise an.
Der Reihe nach. Am Dienstag stürzt der 24-Jährige aufgrund eines Innenskifehlers in der Startkurve und beklagt danach über Schmerzen im Fuss. Nach einer ersten Untersuchung im Spital in Interlaken gehen die Ärzte von einem Syndesmosebandanriss am rechten Sprunggelenk aus.
Er benötigt aber keine Operation. Weil eine solche Verletzung bei einem normalen Heilungsverlauf eine Trainingspause von mehreren Wochen zur Folge hat, könnte die Saison für den coolen Draufgänger vom Unteriberg trotzdem gelaufen sein.
Doch es gibt Hoffnung. Sigi Voglreiter von Kryenbühls Ski-Ausrüster Fischer sagt: «Ich gehe derzeit davon aus, dass er sechs Wochen pausieren muss. Aber es ist möglich, dass er beim Weltcup-Final in Cortina d’Ampezzo Mitte März dabei sein wird. Vor allem, weil es gleichzeitig auch WM-Hauptprobe ist.»
Zuversichtlich stimmt auch die Geschichte von Ralph Weber, der nach einer ähnlichen Verletzung einst nach dreieinhalb Wochen wieder fahren konnte.
Mit Marco Kohler (22) verletzt sich im ersten Lauberhorntraining ein anders Schweizer Abfahrts-Talent aber noch sehr viel heftiger – der Haslitaler reisst sich als Vorfahrer durch einen Crash im Ziel-S die Patellasehne sowie das Kreuzband am linken Knie. Hinzu kommen ein Riss des Innenbandes, sowie einen Riss im Innenmeniskus. Quasi ein Totalschaden im Knie.
Er wird in den kommenden Tagen in der Universitätsklinik Balgrist operiert, sobald die Schwellung abgenommen hat. Somit wird Kohler, der vier Tage zuvor sein Potenzial mit dem zwölften Rang in der Europacup-Abfahrt am Lauberhorn angedeutet hat, sehr wahrscheinlich auch die nächste Saison verpassen.
Kohler stammt wie Urs Kryenbühl aus der Europacup-Talentschmiede vom legendären Franz Heinzer (57). Der Abfahrts-Weltmeister von 1991 ist nach den jüngsten Diagnosen konsterniert: «Das tut mir richtig weh. Urs und Marco waren auf einem sehr guten Weg, doch jetzt werden sie leider wieder zurückgeworfen.»
Sigi Voglreiter, Rennchef von Kryenbühls Ausrüster Fischer, befürchtet, dass sich in den nächsten Tagen noch mehr Rennfahrer verletzen werden. «Derart schneearme Winter sind absolut mörderisch» stöhnt der Österreicher. «Kunstschnee ist nun einmal extrem aggressiv, die Verletzungsgefahr ist entsprechend hoch.» Der frische Naturschnee, welcher den aggressiven Kunstschnee neutralisert, wird in Wengen in der Nacht von Freitag auf Samstag erwartet. Deshalb könnte es sein, dass das Programm umgedreht wird (Slalom am Samstag, Abfahrt am Sonntag).