Er ist der Cousin von FC-Luzern-Goalie David Zibung. Und für Shootingstar Marco Odermatt ist Reto Schmidiger so etwas wie ein grosser Bruder. Als Odermatts Eltern heirateten, glänzte der kleine Reto Schmidiger bei der Hochzeit als Blumenkind.
2010 durfte der gebürtige Hergiswiler nach dem Junioren-Weltmeistertitel im Slalom seinen ersten grossen Siegerstrauss in Empfang nehmen. Als Schmidiger ein Jahr später bei der Junioren-WM zwei weitere Goldmedaillen gewann und beim Weltcup-Final im Slalom den achten Rang belegte, wurde der Nidwaldner als kommender Superstar gehandelt.
Nur 22 Hundertstel hinter dem Podest
Doch dann warfen viele Verletzungen «Schmidi» immer wieder zurück. Die schwerste Blessur erlitt er vor 13 Monaten in Val-d’Isère, wo nach einem Slalom-Sturz ein Kreuzbandriss am rechten Knie diagnostiziert wurde.
Nicht wenige schrieben Schmidiger in diesem Moment ab. Doch dann meldet sich der 26-Jährige gestern im ersten Slalom-Durchgang am Chuenisbärgli in eindrücklicher Manier zurück – Schmidiger fährt mit Startnummer 38 auf den siebten Rang und liegt nur 22 Hundertstel hinter einem Podestplatz.
Die Kraft, die aus dem Tiefschlag kommt
Er bejubelt dieses Zwischen ergebnis wie einen Sieg: «Das tut meinem Herzen und meiner Seele so unglaublich gut! Nach einer so schwierigen Zeit habe ich mir selber wieder einmal bewiesen, dass ich noch schnell Ski fahren kann.»
Doch rund zwei Stunden nach diesem emotionalen Höhenflug muss Schmidiger wieder einen Tiefschlag einstecken – er beginnt zwar auch den zweiten Durchgang stark, fädelt aber kurz nach der ersten Zwischenzeit ein.
Doch Schmidiger zeigt sich auch nach diesem Ausfall mental von einer sehr starken Seite: «Ein Einfädler ist im Slalom halt schnell passiert, aber die Leistung im ersten Durchgang kann mir trotzdem keiner nehmen. Deshalb geht es mir nach diesem Ausfall sehr viel besser als noch vor einer Woche beim Europacup im französischen Val Cenis.»
Dort erlebte Schmidiger den absoluten Tiefpunkt: «Ich bin als 31. derart schlecht Ski gefahren, dass ich mir unmittelbar danach die Frage gestellt habe, ob ich mir das alles überhaupt noch länger antun will. Aber jetzt habe ich die Gewissheit, dass ich doch noch mit den Schnellsten mithalten kann.»
Den nächsten Beweis dafür will dieser grosse Kämpfer am nächsten Sonntag beim Lauberhorn-Slalom erbringen.