Sie war für mich eine Bank. Lara Gut-Behrami. Die grosse Favoritin im Frauen Super-G, nicht nur durch die Schweizer Brille gesehen. Es ist eine neue Lara in diesem Winter. Eine, die Lebensfreude ausstrahlt, die weiss wie mit Resultaten aller Art umzugehen ist. Eine Lara, die nie besser Ski gefahren ist als gerade jetzt.
Dieser sechste Platz ist eine Ernüchterung, vielleicht gar eine Enttäuschung. Das Rennen hat auch gezeigt: In der Spitze geht es eng zu und her, eine fehlerlose
Fahrt allein reicht nicht, um Weltmeisterin zu werden. Lara fuhr fehlerfrei, aber nicht unwiderstehlich. In den letzten Toren schien sie nicht mehr an ihr Können zu glauben, driftete zwei, drei Schwünge leicht an, was ihr für einen Moment das Tempo raubte. Oder wollte sie den Sieg sicher nach Hause fahren? Diese Frage kann nur Lara beantworten. Vier Hundertstel fehlten zur Medaille, 37 zum Sieg. Oder ein Meter zum Podest und circa 10 Meter auf die überraschende, grosse Siegerin Marta Bassino. Eine Grosschance ist vertan.
Aber noch bleiben Lara Gut-Behrami deren zwei. Im Riesenslalom, ihrer Paradedisziplin und in der Abfahrt, wo sie nicht als Top-, sondern als Mitfavoritin an den Start gehen kann. Das ist zwar nach einer Niederlage kein grosser Trost, aber die neue Lara wird das wegstecken, Lehren daraus ziehen, glücklich zurückblicken auf das, was sie schon hat und nicht auf das, was noch hätte sein können. Sie wird mit Freude die nächste sportliche Challenge annehmen.