Ich werde mich nie daran gewöhnen. Mitten in der Begeisterung, in der Hochspannung um Siege und Podestplätze und mitten in der Bewunderung über die Leistungen und Kunststücke der Gladiatoren geschieht es.
Der Fehler! Der Sturz! Der Unfall! Und allen stockt der Atem. Alle erwachen aus dem Traumland Skirennsport. Die Zuschauer zu Hause vor dem Bildschirm oder vor Ort. Die Athleten im Ziel relativieren ihre Leistungen. Die anderen oben am Start versuchen, alles auszublenden. Sie schützen sich selbst mit der gewohnt fatalistischen Einstellung: Ich weiss, es gehört dazu, aber mir wird es hoffentlich nicht passieren.
Marc Gisin hat es dort erwischt, wo schon vielen anderen vor ihm dieser unnötige Fehler passiert ist. Bei den Kamelbuckeln in Gröden. Auch Marc stürzte nicht wegen der Schwierigkeiten dieser Schlüsselstelle, sondern kurz zuvor. In der Anfahrt zum grossen Sprung, in dem Moment, wo die Augen auf die 50 m weiter vorne lauernde Absprungkante zum 50-m-Flug fokussiert sind.
Ein Moment, in dem vieles zusammenkommt. Bleib vorne! Saubere Bewegung! Bleib klein und lande weich. Dabei vergisst man zu leicht, dass ein leichtes Öffnen der Position die Stabilität verbessern würde. Aber eben! Diese Hundertstel gibt man nicht gerne her.
Es sind die gleichen Hundertstel, die einige Abfahrer nicht hergeben wollen, wenn sie einen Airbag benützen würden. Olympiasieger Matthias Mayer benützt ihn und glaubt, damit eine schlimmere Verletzung verhindert zu haben. Erik Guay hat ihn auch getragen und wäre ohne nach seinem halben Salto in Garmisch eine Woche später nicht Weltmeister geworden. Gisin benützt ihn nicht. Ob er ihm geholfen hätte oder nicht, ist hypothetisch und nicht mehr wichtig.
Aber es beweist, dass die Athleten das Restrisiko eingehen wollen und die absolute Sicherheit nicht erwarten.