Das Podest
1. Marco Odermatt (Sz) 2:11,66
2. Patrick Feurstein (Ö) +0,08
3. Stefan Brennsteiner (Ö) +0,12
Das Rennen
Verrücktes Rennen in Val d'Isère. Als Marco Odermatt als letzter den 2. Lauf in Angriff nimmt, führt Patrick Feurstein. Der Österreicher zeigt eine fulminante Aufholjagd, ist er am Morgen doch nur die 24. Zeit gefahren. Entsprechend gross ist Odermatts Vorsprung. 2,49 Sekunden nimmt der Nidwaldner mit auf die Reise. Und beweist, dass es mit ihm und der Face de Bellevarde einfach passt. Er trotzt den schwierigen Bedingungen und rettet acht Hundertstel über die Ziellinie. Nachdem er zuletzt dreimal in Folge im Riesenslalom ausgeschieden ist, beweist Odermatt das, was er zur Halbzeit gegenüber SRF sagte: «Ich wusste, dass ich es nicht verlernt habe.» Zum vierten Mal in Folge gewinnt er den Riesenslalom von Val d'Isère, hat dort nun genau gleich viele Siege wie Michael von Grünigen. Für einmal setzt sich Odermatt nur knapp durch. Sein Vorsprung in den letzten drei Jahren: 0,98, 1,40 und 0,59. Insgesamt ist es sein 24. Riesen-Triumph – gleich viele, wie einst der Amerikaner Ted Ligety feierte.
Beinahe gäbe es einen zweiten Schweizer Podestplatz zu feiern. Luca Aerni zeigt den besten Riesenslalom seines Lebens. Mit Startnummer 62 schafft er es als 30. gerade noch in die Entscheidung. Und haut dann einen raus. Rang um Rang macht er gut, muss sich letztlich nur von den Österreichern Patrick Feurstein und Stefan Brennsteiner sowie Odermatt überflügeln lassen. Platz 4 ist sein mit Abstand bestes Resultat in dieser Disziplin.
Die weiteren Schweizer
4. Luca Aerni +0,23
9. Loïc Meillard +0,57
11. Gino Caviezel +0,84
25. Thomas Tumler +1,80
Den 2. Lauf verpasst: 33. Fadri Janutin (+3,85)
Im 1. Lauf ausgeschieden: Livio Simonet, Sandro Zurbrügg
Zur Mittagspause ist Loïc Meillard als Dritter auf Podestkurs. Doch dann hat er wie viele andere auch Mühe mit den Bedingungen. Trotz grossem Vorsprung fällt er noch zurück, klassiert sich aber als dritter Schweizer in den Top 10.
Diese verpasst Gino Caviezel als Elfter knapp. Nach einem soliden Auftritt am Morgen ist er im Mittelfeld klassiert. Am Nachmittag hat er ein bisschen mehr Mühe, verpasst den zwischenzeitlichen Sprung an die Spitze. Und fällt hinter Teamkollege Aerni zurück. Weil andere Konkurrenten noch weiter zurückfallen, macht er letztlich doch ein paar Plätze gut.
Thomas Tumler, der Sieger des letzten Riesenslaloms, eröffnet den 1. Lauf. Er zeigt einen guten Auftritt, ist zur Halbzeit auf Platz 6. Doch diesen Rang kann er nicht verteidigen. Im Gegenteil. Er hat grosse Mühe mit den schwierigen Verhältnissen und fällt weit zurück.
Drei der acht gestarteten Schweizer schaffen es nicht in den 2. Lauf. Fadri Janutin büsst am Morgen zu viel Zeit ein, Livio Simonet und Sandro Zurbrügg schaffen es gar nicht erst ins Ziel.
Die Stimmen (gegenüber SRF)
Marco Odermatt: «Mir ist schon ein sehr grosser Stein vom Herzen gefallen. Wenn man in einem zweiten Lauf drei Sekunden oder so verliert, ist es schnell passiert, dass man irgendwo weit hinten ist. Darum war das Glück auf meiner Seite. Heute war es brutal anspruchsvoll. Ich habe Lucas Lauf gesehen und gedacht, das war unglaublich stark. Mit ihm muss ich mich heute nicht messen, doch dann ist er vorne geblieben und geblieben. Und dann wusste ich, das Rennen findet doch auch gegen ihn statt.» Odermatt legt auch ein Geständnis ab: «In den letzten Jahren wurde vieles als selbstverständlich angeschaut – nicht nur von den Medien und den Fans, sondern auch von mir selber. Es ist klar, dass es in den nächsten Jahren nicht mit Sieg nach Sieg weitergehen kann. Das knappe Resultat tut sehr gut»
Luca Aerni: «Ich hatte noch nie einen so strengen Lauf. Es war von oben bis unten ein Kampf, ich habe während der Fahrt sogar geschrien. Im Zweiten war die Piste super, ich hatte aber auch das Glück, dass ich noch etwas Sonne hatte. Das Resultat zeigt, dass man nie aufgeben darf. So ein gutes Rennen im Riesenslalom habe ich noch nie gemacht. Ich hatte Spass beim Fahren. Dass ich so weit vorne bin, hätte ich nie gedacht. Ans Podest habe ich nie gedacht, vor allem wenn man weiss, dass nachher Odermatt noch kommt.»
Gino Caviezel: «Das ist eines der spezielleren Rennen. Luca hat eine starke Leistung gezeigt – Glückwunsch. Ich habe versucht, mehr zu pushen als im ersten Lauf. Es war sehr zäh.»
Die Bedingungen
Garstiges Wetter in Val d'Isère. Die Face de Bellevarde ist per se schon eine anspruchsvolle Piste, nun erschweren Schneefall und Nebel das Ganze. Die Sicht ist abschnittweise alles andere als optimal. Einzig zu Beginn der Entscheidung hellt es etwas auf. Lange hält das allerdings nicht. Bedingungen, die nicht allen Fahrern passen. Als der Norweger Atle Lie McGrath ins Ziel kommt, ist zu hören, wie er es «lächerlich» nennt. Da ist auch eine Portion Frust dabei, fällt er doch als Halbzeit-Fünfter auf Platz 21 zurück.
Das gab zu reden
Beim ersten Riesenslalom des Winters in Sölden (Ö) hiess der strahlende Sieger Alexander Steen Olsen. In Val d'Isère fehlt der Norweger, Knieprobleme verunmöglichen einen Start. Stattdessen ist Steen Olsen zur Behandlung in die Heimat gereist. «Im Moment kann ich meinem Knie nicht trauen», schreibt er auf Instagram. «Ich hoffe wirklich, in Alta Badia wieder dabei zu sein und 2024 stark zu beenden.»
Das gab zu reden II
Slalom-Olympiasieger Clément Noël möchte in einer zweiten Disziplin Fuss fassen. Naheliegend, dass er sich dafür den Riesenslalom ausgesucht hat. Beim Heimrennen geht er mit Nummer 31 an den Start. Und sorgt im 1. Lauf für einen Schreckmoment. Er rutscht weg, fährt durch ein Tor und überschlägt sich. Erst die Fangnetze stoppen seinen Sturz. Der Franzose steht ziemlich schnell wieder. Später wird bekannt, dass sich Noël eine Verstauchung am linken Knöchel zugezogen und zwei Zähne abgeschlagen hat. Ob er am Sonntag beim Slalom starten wird, ist ungewiss.
Das gab zu reden III
Lucas Braathen hat vor Wochenfrist Brasilien den ersten Podestplatz beschert. In Val d'Isère kommt er mit den Bedingungen gar nicht zurecht. Am Morgen büsst er auf die Bestzeit 2,35 Sekunden ein, liegt nur auf Position 21. Und am Nachmittag bringt er den Lauf nicht ins Ziel. Braathen scheidet aus – und die Ski-Fans müssen weiter auf das heiss ersehnte Duell mit Marco Odermatt warten.
So gehts weiter
Am Sonntag gehts in Val d'Isère mit einem Slalom weiter. Der nächste Riesenslalom findet bereits kommendes Wochenende in Alta Badia (It) statt.