Das Podest
1. Alexander Steen Olsen (No) 2:09,50
2. Henrik Kristoffersen (No) +0,65
3. Atle Lie McGrath (No) +0,66
Das Rennen
Die letzten 13 Riesenslaloms hat die Schweiz gewonnen – zweimal triumphierte Loïc Meillard, elfmal Marco Odermatt. Schon früh ist klar, dass die beiden für einmal nicht aufs oberste Treppchen steigen werden (siehe «Das gab zu reden I»).
Springt ein anderer Schweizer in die Bresche? Zur Halbzeit liegt Thomas Tumler in Lauerstellung, als Vierter beträgt sein Rückstand 42 Hundertstel. Diesen kann er nicht wettmachen. Zu verhalten ist seine zweite Fahrt. Er fällt weit zurück, und die Schweiz hat am Ende des Tages nur einen Athleten in den Top 10: Gino Caviezel.
Dem Rennen drücken stattdessen die Norweger den Stempel auf. Und wie! Alexander Steen Olsen liegt schon zur Halbzeit in Führung. Und lässt sich diese nicht mehr nehmen. Mit über sechs Zehnteln Vorsprung feiert er seinen ersten Sieg im Riesenslalom. Hinter ihm reihen sich seine Landsmänner Henrik Kristoffersen und Atle Lie McGrath ein – auch weil der Halbzeit-Zweite Filip Zubcic ausscheidet. Und auch der 4. Platz gehört zumindest so halb den Norwegern. Denn ihr Ex-Teamkollege Lucas Braathen, der neu für Brasilien fährt, zeigt ein fulminantes Comeback.
Die Schweizer
9. Gino Caviezel +1,51
14. Thomas Tumler +1,78
17. Justin Murisier +1,94
27. Livio Simonet +3,10
DNF2 Fadri Janutin
DNQ Sandro Zurbrügg
DNS Loïc Meillard
DNF1 Marco Odermatt
Mit Startnummer 3 geht Thomas Tumler so früh wie noch nie im Riesenslalom an den Start. Er nutzt diese Ausgangslage und ist zur Halbzeit Vierter. An diese Fahrt kann er nicht anknüpfen, er fährt zu verhalten und fällt weit zurück.
Zur Halbzeit schnuppert Gino Caviezel als Elfter an den Top 10. Nur zu gerne würde er diese knacken. Doch ein Fehler wirft ihn in diesem Plan zurück. Er macht das Beste draus und hält den Rückstand in Grenzen. Weil auch die Konkurrenz patzt, knackt er die Top 10. Und ist so bester Schweizer.
Mit Startnummer 26 fährt Fadri Janutin am Morgen auf den starken 17. Zwischenrang. Die Top 15 winken. Doch das Rennen endet bitter für ihn. Er verliert während dem 2. Lauf seinen rechten Ski und scheidet aus.
Zur Halbzeit ist Livio Simonet als 24. nur eine Hundertstelsekunde vor Landsmann Murisier klassiert. Eine Steigerung bleibt am Nachmittag aus. Er hat vor allem im Steilen zu kämpfen und fällt zurück.
Mit dem ersten Lauf ist Justin Murisier nicht zufrieden. Über zwei Sekunden büsst er ein. Am Nachmittag läufts besser. Er setzt sich dank eines starken Finishs haarscharf an die Spitze und kann so ein paar Positionen gutmachen.
Zum zehnten Mal startete Sandro Zurbrügg zu einem Weltcup-Riesenslalom. Bisher fuhr er als 17. und 24. zweimal in die Punkte. Ein drittes Mal kommt vorerst nicht dazu. Er büsst am Morgen zu viel Zeit ein und verpasst als 47. (+3,40) die Entscheidung.
Das gab zu reden I
Doppelter Schweizer Ski-Schock zu Beginn des Rennens. Erst meldet Swiss-Ski, dass Loïc Meillard auf einen Start verzichten muss. Er hat beim Einfahren einen Schlag in den Rücken kassiert, die Schmerzen sind zu gross. Kurz danach eröffnet Marco Odermatt mit Startnummer 1 das Rennen. Der Nidwaldner ist stark unterwegs – und scheidet nach 40 Fahrsekunden aus. Besonders bitter: Ein Blick auf die Statistik nach dem 1. Lauf zeigt, dass er bei der zweiten Zwischenzeit sieben Zehntel vor Halbzeit-Leader Alexander Steen Olsen lag. «Schade», kommentiert Odermatt das Out. «Aber ich bin überhaupt nicht traurig.»
Das gab zu reden II
Um 10.57 Uhr ist es so weit. Marcel Hirscher gibt fünf Jahre nach seinem Rücktritt mit Startnummer 34 sein Comeback. Alle schauen gebannt, wie sich der neu für Holland startende Österreicher schlägt. Oben ist er noch gut dabei, doch je länger die Fahrt dauert, desto grösser wird sein Rückstand. Im Ziel beträgt er 2,29 Sekunden. Das ist Zwischenrang 26. Für Hirscher beginnt das Zittern um die Quali für den 2. Lauf. Und die schafft er als 28. «Mega», sagt er bei SRF auf die Frage, wie es sei, zurück im Weltcup zu sein. Und verrät sein Ziel, mit dem er am Morgen aufgestanden ist: «Ich wollte mich einfach nicht blamieren.» Das tut er nicht. Er wird am Ende 23., und überrascht damit auch sich selber.
Das gab zu reden III
Neben Hirscher gibt auch Lucas Braathen sein Comeback. Vor einem Jahr erklärte er in Sölden Knall auf Fall den Rücktritt, nun ist der Norweger unter brasilianischer Flagge zurück. Schon nach dem 1. Lauf, in dem er mit der hohen Startnummer 41 auf Platz 19 fährt, lässt er sich feiern. Und haut am Nachmittag einen raus. Er zeigt mit einer überragenden Fahrt, dass er nichts verlernt hat. Gute acht Zehntel nimmt er dem zu diesem Zeitpunkt führenden Timon Haugan ab. Und feiert das auf seine Art und Weise – indem er die Fans mit einer Tanzeinlage unterhält. Am Ende schrammt Braathen am Podest vorbei, er verbessert sich um 15 Positionen und wird Vierter.
Die Stimmen (gegenüber SRF)
Thomas Tumler: «Ich bin im zweiten Lauf nicht mehr so ins Fahren gekommen. Das eine oder andere Mal bin ich zu tief gekommen, hab kein Tempo aufbauen können. Ich habe zwar versucht, zu attackieren. Aber es ist mir nicht gelungen. Ich glaube, es wird von Rennen zu Rennen besser kommen. Ich nehme das Positive aus dem ersten Lauf mit und baue darauf auf.»
Gino Caviezel: «Die Saison ist nach meinem Materialwechsel mit einer grossen Veränderung losgegangen. Ein, zwei Hacker waren drin, trotzdem bin ich zufrieden. Auch wenn ich sehr gute Trainings gezeigt habe, wirds letztlich im Rennen entschieden. Nur schon mit der Anspannung fühlt es sich anders an.»
Justin Murisier: «Ich bin wirklich zufrieden mit der ersten Leistung in dieser Saison. Ich musste im Riesenslalsom die letzten beiden Jahre kämpfen. Nun habe ich gemerkt, dass ich Fortschritte gemacht habe, und konnte das im Rennen umsetzen. Im zweiten Lauf bin ich besser gefahren als am Morgen. Vor allem der letzte Abschnitt war super.»
Marco Odermatt: «Schade. Ich bin überhaupt nicht traurig. Es war richtig geil, wie ich oben gefahren bin. Ich war fast ein bisschen übermotiviert. Es hat alles gepasst, und als ich merkte, dass es in den ersten Toren einfach geht und super läuft, habe ich bisschen unnötig im ersten Lauf riskiert. Das Ausscheiden ist schon abgehakt. Ich nehme Positives mit, denn so wie ich oben gefahren bin, habe ich gesehen, dass es perfekt war.»
Lucas Braathen: «Ich weiss nicht, was ich sagen soll. Es ist so ein spezieller Tag, es ist unglaublich. Der Weg war so kompliziert, aber er hat mich so viel gelehrt. Ich bin ein neuer Mensch, bin glücklich und kann vor so vielen Menschen tanzen. Das ist ein Traum.»
Die Bedingungen
Blauer Himmel und Sonnenschein – die perfekten Bedingungen zum Skifahren. Weil die Sonne aber voll auf die Piste knallt, wird diese mit der Zeit etwas weicher und die Gräben tiefer.
So gehts weiter
Die Techniker reisen ins finnische Levi, dort findet am 17. November der erste Slalom des Winters statt. Im Riesenslalom gehts erst ein paar Wochen später weiter, am 8. Dezember in Beaver Creek (USA).