Das Podest
1. Marco Odermatt (Sz) 1:16,27
2. Leo Anguenot (Fr) +0,85
3. Alexander Steen Olsen (No) +0,88
Das Rennen
Die Ski rattern und holpern über die Gran Risa. Die Piste verlangt den Fahrern alles ab. Auch Marco Odermatt hat zu kämpfen. Trotzdem ist er einmal mehr vorne mit dabei. Zur Halbzeit auf Rang 3, haut er im 2. Lauf eine unwiderstehliche Fahrt heraus. Während andere Fahrer Mühe bekunden mit der gezeichneten Strecke, stellt Odermatt mal eben Laufbestzeit auf. Und ist so nicht mehr von Alexander Steen Olsen und Filip Zubcic zu überflügeln. Innert 24 Stunden feiert der Nidwaldner seinen zweiten Sieg, es ist der insgesamt 41. seiner Karriere. Damit hat er nun Pirmin Zurbriggen überflügelt, ist nun der erfolgreichste Schweizer Skifahrer aller Zeiten. Ein historischer Moment. Nur zwei Frauen haben noch mehr Siege auf ihren Konten: Lara Gut-Behrami (45) und Vreni Schneider (55).
Hinter Odermatt steigt mit Leo Anguenot ein Neuling aufs Podest. In seinem 38. Weltcuprennen fährt der 26-jährige Franzose als Zweiter erstmals aufs Podest. «Es ist unglaublich», sagt er gegenüber SRF über seine Verbesserung um sieben Positionen. Dieses wird vom Norweger Alexander Steen Olsen komplettiert.
Die weiteren Schweizer
12. Gino Caviezel +2,18
16. Loïc Meillard +2,42
17. Luca Aerni +2,64
25. Fadri Janutin +3,10
DNF2 Thomas Tumler
Den 2. Lauf verpassen: 33. Justin Murisier (+2,80), 45. Livio Simonet (+3,67)
22 Hundertstel fehlen Justin Murisier, um sich für den 2. Lauf zu qualifizieren. Er ist neben Livio Simonet der einzige Schweizer, der es nicht in die Entscheidung schafft.
Mit Startnummer 1 eröffnet Loïc Meillard das Rennen. Mit einer Sekunde Rückstand ist er zur Halbzeit auf Top-10-Kurs. Auch am Nachmittag ist er lange gut unterwegs. Doch sein Vorsprung schmilzt immer mehr und verwandelt sich in einen grossen Rückstand. Er fällt noch aus den Top 15.
Im 1. Lauf fährt Thomas Tumler zu vorsichtig. Er büsst viel Zeit ein. Am Nachmittag legt er mehr Risikobereitschaft an den Tag. Oben baut er seinen Vorsprung aus und dann das. Tumler scheidet aus.
Fadri Janutin ist zur Halbzeit 17. – ein starker Auftritt. Ebenso sein Start in den 2. Lauf. Doch dann bremst ihn ein grosser Fehler aus und er fällt zurück.
Am Morgen bekundet Gino Caviezel Mühe, der 2. Lauf gelingt ihm besser, auch wenn es nicht für die zwischenzeitliche Führung reicht. Da die Konkurrenz patzt, arbeitet er sich dennoch Rang um Rang nach vorne, am Ende sind es deren elf, die er gewinnt.
Luca Aerni schafft es als 29. gerade so in die Entscheidung. Obwohl er am Nachmittag mit dem einen oder anderen Problem zu kämpfen hat, zieht er seine Fahrt durch. Und kommt mit einem Riesenvorsprung unten an. Dem vor ihm gestarteten Schweden Mattias Rönngren nimmt Aerni 1,27 Sekunden ab. Am Morgen trennte die beiden nur eine Hundertstelsekunde. Zwar wird Aerni die Führung umgehend wieder los, er hält sich aber hartnäckig in den vorderen Rängen. Und macht wieder einen Sprung von zwölf Positionen in der Rangliste.
Die Stimmen (gegenüber SRF)
Marco Odermatt: «Es war noch einmal ein super zweiter Lauf. Bei der Besichtigung habe ich gemerkt, dass es besser ist als am Morgen. Die schlechte Schicht ist weg gewesen, es ist regelmässiger. Das hat mir das Vertrauen gegeben, um anzugreifen. Pirmin Zurbriggen zu überflügeln – die Zahl war früher egal, jetzt ist es aber ein Meilenstein in der Karriere. Das wurde in der letzten Saison, den letzten Monaten zu einem Ziel von mir, der erfolgreichste Schweizer Skifahrer zu werden. Zurbriggen war die Legende – vor meiner Generation zwar – aber trotzdem bekommt man das mit. Was er in der Schweiz für den Skisport entfacht hat, spüren wir heute noch und dürfen dankbar sein.»
Gino Caviezel: «Im Zweiten bin ich wieder Ski gefahren. Ich bin etwas am Kämpfen, bin am Suchen. Zuletzt lief es im Training gut, ich bin mit einem guten Gefühl nach Alta Badia gekommen. Am Morgen hats aber überhaupt nicht funktioniert, das tut weh.»
Thomas Tumler nach dem 2. Lauf: «Da war Frust im Bauch und zu viel Attacke. Ich bin kurz auf den Innenski gekommen und schon wars vorbei. Mein Ziel, mehr zu attackieren als am Morgen habe ich erreicht, aber ich wäre gerne ins Ziel gekommen.»
Thomas Tumler nach dem 1. Lauf: «Ich bereue es, dass ich nicht mehr riskiert habe. Die Fahrt war zu vorsichtig. Schon am fünften Tor hatte ich eine Unsicherheit und ich wollte einfach nur ins Ziel kommen. Bei mir war ein gesunder Respekt da, ich wollte nicht wegen eines solchen Rennens eine bisher gute Saison kaputtmachen.»
Das gab zu reden
Fast ein Jahr ist es her, seit sich Marco Schwarz das Kreuzband gerissen hat. Hinzu kam im Sommer eine Bandscheiben-OP. Nachdem er bereits den Slalom in Val d'Isère (im 2. Lauf ausgeschieden) bestritten hat, ist der Österreicher erstmals wieder im Riesenslalom am Start. Ausgerechnet an dem Ort, an welchem er den letzten vor seiner Verletzung bestritt. Das Resultat vor einem Jahr: 2. Platz hinter Odermatt. Die schnellen Schwünge hat er nicht verlernt. Im Gegenteil. Im 1. Lauf ist er neben Leader Filip Zubcic und dem Drittplatzierten Marco Odermatt als Sechster der einzige Nicht-Norweger in den Top 7. Daran kann er allerdings am Nachmittag nicht mehr ganz anknüpfen. Im Gegensatz zum Slalom kommt er immerhin ins Ziel und holt so als 26. ein paar Punkte.
Das gab zu reden II
Von 2013 bis 2018 hat Marcel Hirscher den Riesenslalom auf der Gran Risa sechsmal in Serie gewonnen. Damit ist er auch Rekordsieger. Nun ist ihm Marco Odermatt auf den Fersen. Er feiert den vierten Sieg in Serie, den fünften insgesamt. Und könnte nächste Saison mit dem Österreicher gleichziehen.
Die Bedingungen
Der Zustand der Piste macht die Gran Risa noch anspruchsvoller, als sie sonst schon ist. Am Mittwoch war sie noch in sehr gutem Zustand, doch dann fiel in der Nacht von Donnerstag auf Freitag Neuschnee. In der Folge wurde noch einmal mit Wasser gearbeitet, das jedoch nicht mehr so gut angezogen hat, auch, weil die Zeit dafür fehlte. Die Folge: Der Schnee bricht, es holpert während der Fahrt und wird für die Athleten von oben bis unten zum Kampf. Und auch gefährlich, denn brechender Schnee bedeutet, dass man mit dem Aussenski weniger Grip hat. Zahlreiche Ski-Stars kritisieren deswegen die FIS. Wettermässig ist es meist bewölkt, nur zwischenzeitlich drückt die Sonne etwas durch. Bei der Entscheidung setzt dann leichter Schneefall ein.
So gehts weiter
Zum Abschluss des Italien-Wochenendes bestreiten die Techniker am Montag noch einen Slalom in Alta Badia. Der nächste Riesenslalom findet erst im neuen Jahr statt – am 11. Januar in Adelboden.