Er ist der Überflieger im Schweizer Männer-Team. Nach sechs Goldmedaillen bei den Junioren-Weltmeisterschaften hat sich Marco Odermatt mit zwei Podestplätzen bei den beiden letzten Riesenslaloms im letzten Winter auch im Weltcup etabliert.
Zu Höhenflügen wollte der Nidwaldner eigentlich auch in seinem Privatleben ansetzen. «Ich habe mir vor einiger Zeit vorgenommen, dass ich neben der Platzreife im Golf und der Bootsprüfung auch das Gleitschirm-Brevet machen will».
Die Zulassung für den Golfplatz hat er mittlerweile in der Tasche, auch die Theorieprüfung fürs Motorboot hat «Odi» in der Tasche. Aber den Plan vom Gleitschirmfliegen hat der 22-Jährige beiseitegelegt. Ausschlaggebend dafür ist ein trauriges Ereignis, welches sich vor fast einem Jahr im Bündnerland ereignet – am 4. November 2018 stürzt das Abfahrts-Talent Gina Luca «Bari» Barandun anlässlich eines Schulungsfluges mit dem Gleitschirm in den Tod.
«Baris Tod hat meine Einstellung zum Leben verändert. Mir ist dadurch so richtig bewusst geworden wie schnell alles vorbei sein kann. Deshalb habe ich mir auch vorgenommen, während dem Autofahren nicht mehr zu telefonieren», verrät Marco.
Mit Barandun hat Odermatt im Sommer 2018 besonders viel Zeit verbracht: «Bis dahin hatten wir keinen besonderen Draht zueinander, aber dann haben wir zusammen in Magglingen die Sportler RS absolviert.» Und deshalb vergeht nach wie vor kaum ein Tag, an dem Odermatt nicht an Gian Luca Barandun denkt. «Bei mir zu Hause hängt ein Bild von Bari, auf meinem Helm ist ein Kleber mit seinem Namen platziert.»
Und speziell im Sommertraining kann Odermatt aus den Erinnerungen an seinen RS-Kollegen Kraft tanken: «Wenn ich in einer knallharten Intervall-Einheit an meine Grenzen komme, denke ich immer daran, wie Bari in solchen Situationen immer noch eine Schippe draufgelegt hat. Diese Gedanken motivieren mich jedes Mal weiterzukämpfen.»
Das erste Rennen in Sölden glückte Marco Odermatt zwar noch nicht wunschgemäss. Aber schon in Übersee im November will der Nidwaldner so richtig Gas geben. Auch in Gedenken an Gian Luca Barandun.