Im Februar 1953 war ich das erste Mal am Chuenisbärgli. Die 51. Alpinen Ski Schweizermeisterschaften fanden in Adelboden statt. Den Riesenslalom gewann Roger Staub von Roland Bläsi und Rupert Suter.
Am 1. Oktober 1964 wurde ich vom Schweizerischen Ski-Verband angestellt, nach den für unser Land medaillenlosen Olympischen Winterspielen 1964 in Innsbruck. Auftrag: Eine erfolgreiche Mannschaft für die Spiele von 1972 in Sapporo aufbauen.
1964 war auch für Adelboden eine katastrophale Wintersaison: Das Chuenisbärgli, dessen neurenovierte Skilift Talstation im Dezember 1963 niedergebrannt war, lag im Grünen. Es herrschte grosser Kälte, Schnee- und Wassermangel waren das Thema im Wildstrubeldorf. Zu schneien begann es erst Ende Februar. Die Verhältnisse machten Skirennen unmöglich. Nicht nur in Adelboden. Dies im Olympiawinter 1964.
Seit 1965 jedes Jahr in Adelboden
Von 1965 an war ich jedes Jahr in Adelboden am Weltcuprennen. Als Kandersteger, als Direktor des Ski-Verbandes, als Bundesrat, als Privatperson. 1965 gewann Edi Bruggmann vor Léo Lacroix und Beat von Allmen. 2015 gewann Marcel Hirscher vor Alexis Pinturault und Henrik Kristoffersen.
Die Geschichte der internationalen Skirennen in Adelboden ist untrennbar mit ihrem Gründer verbunden: Dr. Fred Rubi, Nationaltrat, Abfahrts- und Kombinationssieger am Lauberhorn 1950 und langjähriger Adelbodner Kurdirektor.
1960 organisierte Rubi das erste Skirennen und amtete fast 40 Jahre als Organisationspräsident. Im Jahr 1995 übernahm Peter Willen das OK-Präsidium. Von 1960-2015 kennt das Adelbodner Skirennen nur zwei OK-Präsidenten.
Das ähnelt an das Lauberhornrennen, wo Vater Ernst und Sohn Viktor ganze 85 Jahre die Verantwortung trugen. Offensichtlich ist es eine besondere Qualität der Adelbodner, der Wengener und der Berner Oberländer, mit Leidenschaft, Durchhaltewillen ein Projekt zu planen, zu realisieren und es erfolgreich weiterzuentwickeln.
Weltcup-Skirennen spielen für den Wintertourismus in der Schweiz eine grosse Rolle. Ich persönlich habe dem Wintertourismus nicht nur sehr viel, sondern alles zu verdanken. Die ausländischen Gäste, die Engländer, die Franzosen, die Belgier, die Amerikaner und die Schweizer haben meinem Vater als Bergführer und Skischulleiter in Kandersteg Verdienst gebracht und mir haben sie den Horizont erweitert, eine Zuneigung zu anderen Sprachen und Kulturen eröffnet.
Trotzdem begehe ich die heutige Zeit mit einem grossen Zwiespalt. Zu jener Zeit, als ich Direktor des Ski-Verbandes war, hatte das Wintersportland Schweiz Vorsprung auf die anderen Alpenländer, ja auf alle Länder der Welt. Das ist leider nicht mehr so.
Die Konkurrenz ist härter, für Bergbahnen und Hotels ist es schwieriger geworden. Der Gast geht dorthin, wo das Angebot am besten ist. Das Preis-Leistungsverhältnis muss einfach stimmen.
Um diesen Anspruch wieder erfüllen zu können, müssen wir zusammenstehen. Solidarität ist dringend notwendig. Deshalb rufe ich hier zu einem Aufbruch zu neuen Ideen für den Wintersport auf.
Alle beteiligten Kreise sollen mitmachen, die Bergbahnen, die Hoteliers, die Sportartikelhersteller und Sportwarenverkäufer, die Verbände, die Schneesportschulen, die Medien, die Tourismusorganisationen, die Gemeinden, die Kantone, Magglingen, die Universitäten und der Bund, allen voran Schweiz Tourismus. Vor allem müssen wir dafür sorgen, dass die Schweizer Jugend wieder Ski fährt und dass sie das Material dafür erhält.
Die Schweiz verfügt über ausgezeichnete Voraussetzungen für den Wintertourismus. Sie hat die schönste Natur, die schönsten Berge, vom Matterhorn über den Wildstrubel, die Blümlisalp, die Jungfrau bis zur Bernina. Von Vorteil ist, dass dies alles nahe beieinander liegt, quasi eine Winterwelt im Taschenformat. Und in diesem Format braucht es Schnee, Sonne, Veranstaltungen (Weltcupskirennen) und Stars.
Adelboden hat dies alles. Vor allem den eindrücklichsten Weltcup-Riesenslalom der Welt. Ein Ferien- und Publikumsmagnet. Über ein halbes Jahrhundert Skirennsport vom feinsten. Respekt herrscht!
Aber Erfolg bestätigt und ist gleichzeitig Verpflichtung. Verpflichtung und Verantwortung für ein Gut, das man sorgsam in die Zukunft führen darf. Wie von Anbeginn am Chuenisbärgli 1957 mit Roger Staub.