Rekord-Chaos um Küng am Lauberhorn
«Zum Glück war keine Polizei am Berg!»

Das ist eine echte Ansage: Die Schweizer demonstrieren im ersten Lauberhorn-Training auf eindrückliche Weise, dass sie in dieser Woche ganz heiss sind – und schnell! Patrick Küng stellt gar einen zweifelhaften «Tempo-Rekord» auf.
Publiziert: 10.01.2017 um 12:31 Uhr
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Aktualisiert: 28.09.2018 um 20:55 Uhr
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168,8 km/h zeigt die Tempo-Messung bei Patrick Küng an.
Foto: freshfocus
Marcel W. Perren

Beat Feuz ist ein begnadeter Poker-Spieler. Auf und neben der Ski-Piste. Zu Beginn seiner Rennfahrer-Karriere hat der Kugelblitz aus dem Emmental regelmässig an Poker Turnieren im Casino Thun teilgenommen – und gewonnen.

In den Trainings hat der Lauberhorn-Sieger von 2012 aber seine Trümpfe noch nie vollständig ausgepackt. Deshalb lässt der dritte Rang im heutigen Training auf der wegen schlechten Bedingungen im oberen Streckenabschnitt erahnen, wie heiss Feuz in diesem Jahr beim Klassiker auf der mit 4,5 Kilometern längsten Abfahrt der Welt sein wird. Er sagt: «Ich bin nach dieser Fahrt selber ein bisschen überrascht von der Zeit. Ich hätte vor allem vor dem Blick auf meine Zeiten nicht geglaubt, dass ich oben so schnell unterwegs war. Aber ich fühle mich halt einfach wohl auf diesem Klassiker.»

Trotzdem erklärt Feuz gleichzeitig forfait – für die Lauberhorn- und WM-Kombination. «Ich habe seit der WM in Beaver Creek 2015 vor allem aus gesundheitlichen Gründen nur wenige Tage Slalom trainiert. Bei der letzten Kombination in Santa Caterina habe ich es trotzdem probiert, musste aber einsehen, dass diese Disziplin für mich momentan keinen Sinn macht. Deshalb werde ich die Lauberhorn-Kombi am Freitag von meinem Zimmer aus verfolgen. Und ich werde auch bei der WM in St. Moritz darauf verzichten.»

Verzichtet hat Carlo Janka letzte Woche freiwillig auf den Riesenslalom in Adelboden. Stattdessen hat der Lauberhornsieger von 2010 mit seinem Kondi-Coach Michi Bont intensiv Kraft, Ausdauer und Schnelligkeit trainiert. Das hat sich offensichtlich positiv auf den Obersaxer ausgewirkt. Janka ist im Abschnitt vom technisch extrem schwierigen Brüggli-S 31 Hundertstel schneller als Bestzeithalter Fill. Weil er seine Hockeposition schon ziemlich früh öffnet, schwingt er im Ziel als Viertschnellster ab.

Weltmeister Patrick Küng rundet das hoffnungsvolle Schweizer Ergebnis als Sechster ab. Während der Glarner über den Haneggschuss donnert, leuchtet auf der Anzeigetafel im Ziel 168,8 km/h unter Küngs Namen auf. Damit hätte er den bisherigen Temporekord des Franzosen Johan Clarey (161,9 km/h) regelrecht pulverisiert.

Küng lacht auf Facebook über seinen «Tempo-Rekord».
Foto: Facebook

Doch Beat Feuz glaubt nicht an diese Daten: «Diese Messung kann nicht stimmen, weil beispielsweise beim Kanadier Erik Guay nur 140 km/h gemessen wurden. Und weil Guay im Ziel nur drei Zehntel hinter Küng liegt, kann der Unterschied im Haneggschuss unmöglich so gross gewesen sein.»

Nach dem Training kann Küng über den «Rekord» lachen. Er stellt die Tempomessung auf seine Facebook-Seite und kommentiert: «Zum Glück war keine Polizei am Berg, sonst hätte ich den Ausweis weg!!!» Das findet auch OK-Präsident Urs Näpflin: «Die Tempomessung im Haneggschuss hat hinten und vorne nicht gestimmt», sagt er nach dem Training zu BLICK. 

Slalom am Samstag?

Die deutlich grösseren Sorgen als die Tempo-Angaben im Haneggschuss bereiten den Wengeren aber die Vorhersagen der lokalen Wetterfrösche. Lauberhorn-Boss Urs Näpflin sagt zu BLICK: «Ende letzte Woche lieferten uns die Meteorologen ganz düstere Prognosen ab. Jetzt sieht es zwar nicht mehr ganz so schlecht aus, aber wir dürfen im Hinblick aufs Wochenende nicht mit richtig schönem Winterwetter rechnen. Und wenn sich die Vorhersage in den nächsten Tagen so entwickeln sollte, dass die Bedingungen für eine Abfahrt am Sonntag deutlich günstiger sind, könnten wir den am letzten Tag geplanten Slalom auf den Samstag vorverschieben.»

Eine Programmänderung wird auch für die Alpine Kombination am Freitag in Betracht gezogen. Näpflin: «Derzeit sagen die Wetterfrösche für den Freitagvormittag Niederschläge und einen trockenen Nachmittag voraus. Wenn sich das bewahrheiten sollte, würden wir entgegen dem traditionellen Plan zuerst den Kombi-Slalom und erst am Nachmittag die Kombi-Abfahrt starten.»

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