Die Knie unseres «Gold-Vrenelis» haben selten derart heftig gezittert wie am 7. Februar 1989. «An diesem Tag bin ich beim WM-Slalom in Vail als grosse Favoritin an den Start gegangen, weil ich zuvor im Weltcup alle fünf Slaloms gewinnen konnte», erzählt Vreni Schneider. «Ich war so nervös, dass ich im ersten Lauf viel zu verkrampft gefahren bin und bei Halbzeit nur den zwölften Rang belegt habe.»
Im zweiten Lauf dreht die Glarnerin aber richtig auf und sichert sich hinter der Jugoslawin Mateja Svet die Silbermedaille. «Nach diesem verkorksten Start war Silber für mich Gold wert. Und vier Tage später wurde ich ja dann Riesenslalom-Weltmeisterin.»
Und wer räumt im heutigen Frauen-Slalom die Medaillen ab? «Wenn alles mit rechten Dingen abläuft, gewinnt Mikaela Shiffrin – die Amerikanerin ist in dieser Disziplin ganz einfach die Beste. Die Schwedin Frida Hansdotter hätte sich eine Medaille ebenfalls sehr verdient.»
Bei der Bronze-Prognose zeigt sich Schneider wieder einmal von ihrer besonders herzlichen Seite.
«Mein Verstand sagt, dass Tina Maze nach Gold in der Abfahrt und in der Super-Kombi und Silber im Super-G auch im Slalom auf dem Podest stehen wird. Aber weil ich unsere Wendy Holdener und die immer so bescheidene Österreicherin Katrin Zettel besonders gerne mag, höre ich jetzt auf mein Herz und setze auf Bronze für Wendy - und auch für Katrin. Tina möge es mir verzeihen. Ich mag sie ja auch gerne, aber sie hat ja schon so viel gewonnen.»
Von wegen viel gewonnen. Das sagt ausgerechnet die mittlerweile 50-jährige Vreni Schneider, die Mutter zweier Buben aus Elm. Von ihren 55 Weltcup-Siegen in ihrer Karriere hat sie 34 im Slalom geholt. Sie selbst hat sich während ihrer Karriere wohl von niemandem damit trösten lassen, dass sie doch schon viele Siege gefeiert habe.
Vreni ist übrigens die letzte von fünf Schweizer Slalom-Weltmeisterinnen. Vor 24 Jahren stand sie bei der WM in Saalbach/Hinterglemm zuoberst auf dem Podest.