Mit vier Gesamtweltcup-Siegen, vier Weltmeistertiteln und Abfahrts-Gold an den Olympischen Spielen 1988 ist Pirmin Zurbriggen der erfolgreichste Rennfahrer der Schweizer Ski-Geschichte. Der 56-jährige Altmeister steht gestern unweit des Hundschopfs, als Beat Feuz mit der Nummer 9 zu seinem nächsten ganz grossen Sprung ansetzt. Danach verneigt sich sogar König Pirmin vor dem Emmentaler: «Beat springt so geschmeidig wie eine Katze. Ich bin völlig beeindruckt, wenn ich sehe, mit wie viel Gefühl er seine aggressiven Ski bewegt. Beat ist ein absolutes Genie!»
Mit seiner genialen Fahrt über die verkürzte Lauberhorn-Abfahrt verweist Feuz in der Endabrechnung nicht nur den fünffachen Bormio-Champion und dreifachen Kitzbühel-Sieger Dominik Paris auf den Ehrenplatz. Mit seinem dritten Wengen-Sieg nach 2012 und 2018 schliesst er im ewigen Lauberhorn-Abfahrts-Ranking zu Franz Klammer auf. Zudem hat Feuz jetzt genau gleich viele Abfahrts- Weltcupsiege auf dem Konto wie Pirmin Zurbriggen – 10!
«Pirmin hat sich damals genauso am Limit bewegt wie ich heute»
«Es ist für mich schon etwas ganz Besonderes, dass ich zumindest bezüglich Abfahrtssiegen mit einer so grossen Legende wie Pirmin gleichgezogen habe», sagt Feuz zu SonntagsBlick.
Als Zurbriggen 1989 in Gröden seinen letzten Erfolg in der Königsdisziplin eingefahren hat, war Beat zwar erst zwei Jahre alt. Dank «Youtube» weiss der Abfahrts-Weltmeister von 2017 aber ganz genau, was Pirmin damals geleistet hat: «Das waren richtig wilde Abfahrtshunde! Klar, der Skirennsport hat sich in all den Jahren enorm verändert. Trotzdem hat sich Pirmin damals genauso am Limit bewegt wie wir heute. Einfach mit ganz anderem Material und auf komplett anders präparierten Pisten.»
Feuz ist ein Poker-Ass
Zurbriggen erkennt zwischen sich und Feuz aber noch einen anderen Unterschied: «Ich wäre ins Grübeln gekommen, wenn ich in einem Training zweieinhalb Sekunden auf die Bestzeit verloren hätte. Bei Beat kommt das ja regelmässig vor. Aber weil er ein derart begnadeter Pokerspieler ist, kann er im Rennen trotzdem explodieren.»
Feuz hat früher regelmässig an Pokerturnieren im Casino Thun teilgenommen. Und er betont immer wieder, dass sich dies positiv auf seine Rennfahrerkarriere ausgewirkt habe: «Es ist nicht ganz einfach, während eines dreistündigen Pokerspiels ruhig Blut zu bewahren. Aber wenn dir das am Spieltisch gelingt, wirst du auch im Sport nicht so leicht die Nerven verlieren.»
Deshalb kann selbst der laute Lauberhorn-Co-Speaker Sepp Odermatt den grossen Feuz nicht aus der Ruhe bringen: «Der spricht ja wirklich enorm viel, und weil der Lautsprecher lediglich drei Meter neben dem Start installiert ist, habe ich wirklich alles über die vor mir gestarteten Fahrer mitbekommen. So wusste ich, dass ich alles riskieren muss, um Dominik Paris zu schlagen.»
Liechtensteins Ski-Legende Büchel entschuldigt sich bei Feuz
Feuz setzt seinen Plan in diesem heissen Rennen derart cool um, dass sich Liechtensteins Ski-Legende Marco Büchel danach via SonntagsBlick bei seinem ehemaligen Teamgefährten entschuldigt: «Weil ich ja immer mit den Schweizern trainiert habe, habe ich Beat kurz vor Ende meiner Karriere als ganz jungen Fahrer erlebt. Und es tut mir extrem leid, dass ich ihm damals so unrecht getan habe.»
Büchel wird konkret: «Ich habe ihn damals als mistfaulen Burschen bezeichnet, der sein riesiges Potenzial verschleudert. Aber heute weiss ich, dass Beat mit seinem ökonomischen Fahrstil immer ganz genau gewusst hat, was sein Körper braucht.»
Und deshalb darf sich Beat Feuz nun ganz offiziell neben Franz Klammer als König der längsten Abfahrt der Welt nennen. Im Gegensatz zu Pirmin Zurbriggen, dem in seinem sonst so eindrücklichen Palmarès ein Abfahrtssieg am Lauberhorn fehlt.
Das Problem aller Virtuosen und Künstler ist, dass man zwar ihr Resultat sieht, aber den Aufwand dahinter, das tatsächliche Können nur erahnen kann.
Weil alles so leicht, so fliessend und so selbstverständlich aussieht. Und wenn alles vorüber ist, fragt man sich: Wie hat der das gemacht, wie ist das möglich und warum ging das jetzt so locker auf?
In diese Stimmung hat mich gestern Beat Feuz versetzt. Klar hatten in Wengen und vor den Bildschirmen die meisten Beat Feuz ganz zuoberst auf der Liste der Favoriten.
Aber gerade deshalb hat dieser Sieg am Lauberhorn eine magische Ausstrahlung. Wie cool muss man sein, wie selbstsicher, wie spielerisch fokussiert, um mit dieser Ausgangslage eine taktisch und technisch perfekte Fahrt abzurufen!
Für Beat war die verkürzte Strecke sicher kein Vorteil. Alle Mitfavoriten wussten um den Sprintcharakter. Alle wussten, dass es einen Hundertstelkrimi geben würde. Und alle hatten irgendwo im Hinterkopf einen Plan.
Irgendwo auf der Strecke mehr zu riskieren, die Differenz zu machen und dem unsichtbaren Gegner durch eine engere Linie die Tür zuzumachen.
Dass Beat sein Ding in aller Ruhe, ohne irgendwo etwas ganz Spezielles zu riskieren, durchgezogen hat, zeugt von ganz grosser Klasse.
Es zeigt aber auch, dass dieser Beat Feuz definitiv angekommen ist. Nicht nur auf der Skipiste, sondern überhaupt in seinem ganzen Sein. Umgeben von seinem Umfeld, getragen von einer grossen Fangemeinde und ohne in Gefahr zu geraten, abzuheben.
Das Problem aller Virtuosen und Künstler ist, dass man zwar ihr Resultat sieht, aber den Aufwand dahinter, das tatsächliche Können nur erahnen kann.
Weil alles so leicht, so fliessend und so selbstverständlich aussieht. Und wenn alles vorüber ist, fragt man sich: Wie hat der das gemacht, wie ist das möglich und warum ging das jetzt so locker auf?
In diese Stimmung hat mich gestern Beat Feuz versetzt. Klar hatten in Wengen und vor den Bildschirmen die meisten Beat Feuz ganz zuoberst auf der Liste der Favoriten.
Aber gerade deshalb hat dieser Sieg am Lauberhorn eine magische Ausstrahlung. Wie cool muss man sein, wie selbstsicher, wie spielerisch fokussiert, um mit dieser Ausgangslage eine taktisch und technisch perfekte Fahrt abzurufen!
Für Beat war die verkürzte Strecke sicher kein Vorteil. Alle Mitfavoriten wussten um den Sprintcharakter. Alle wussten, dass es einen Hundertstelkrimi geben würde. Und alle hatten irgendwo im Hinterkopf einen Plan.
Irgendwo auf der Strecke mehr zu riskieren, die Differenz zu machen und dem unsichtbaren Gegner durch eine engere Linie die Tür zuzumachen.
Dass Beat sein Ding in aller Ruhe, ohne irgendwo etwas ganz Spezielles zu riskieren, durchgezogen hat, zeugt von ganz grosser Klasse.
Es zeigt aber auch, dass dieser Beat Feuz definitiv angekommen ist. Nicht nur auf der Skipiste, sondern überhaupt in seinem ganzen Sein. Umgeben von seinem Umfeld, getragen von einer grossen Fangemeinde und ohne in Gefahr zu geraten, abzuheben.
Jetzt wird wieder durch den Stangenwald getanzt und die Abfahrtspisten runter gedonnert. Hier findest du alles, was du über die neue Ski-Saison wissen musst.
Jetzt wird wieder durch den Stangenwald getanzt und die Abfahrtspisten runter gedonnert. Hier findest du alles, was du über die neue Ski-Saison wissen musst.