Es war im Februar 1985, als Pirmin Zurbriggen mit seinem «Knie der Nation» die Schweiz in einen Ausnahmezustand versetzt hat – der Walliser wurde zweieinhalb Wochen nach einer Meniskus-OP Abfahrts-Weltmeister. Jetzt schwärmt der bald 53-jährige Zurbriggen von Beat Feuz (28), dem Mann mit dem neuen Knie der Nation.
Für Pirmin kommt es einem Wunder gleich, dass Feuz letzten Samstag in Garmisch zum zweiten Mal in sieben Tagen aufs Podest gefahren ist. «Vor ungefähr drei Jahren hat mir ein Arzt erzählt, dass es in Beats Knie katastrophal aussehen würde. Nun hat er sich im letzten Sommer auch noch an der Achillessehne verletzt und kann jetzt trotzdem ohne richtige Saisonvorbereitung an der Spitze mithalten», wundert sich der vierfache Gesamtweltcupsieger und gesteht: «Wenn ich Beat zuschaue, habe ich immer die Befürchtung, dass in seinem Knie wieder etwas kaputt geht. Aber dank seinem genialen Talent, seinem grossen Selbstvertrauen und sehr viel Mut macht er das unmöglich erscheinende trotzdem immer wieder möglich.»
Feuz war als Kind ein grosser Fan von Stephan Eberharter. Mittlerweile ist der Zillertaler ein Fan vom Emmentaler: «Beat begeistert mich total und erinnert mich gleichzeitig an mein eigenes Comeback. Ich bin nach meinen zwei Weltmeistertiteln 1991 wegen gesundheitlichen Problemen für sechs Jahre in der Versenkung verschwunden.»
Der 46-jährige Österreicher erklärt, warum die vielen Verletzungen Feuz genauso stark gemacht haben wie ihn: «Nach einer langen Verletzungspause bist du viel geiler aufs Skifahrern, als wenn immer alles nach Plan läuft. Ich habe das Gefühl, dass Beat momentan wie ich damals sogar bei Wind und Regen gerne auf den Ski steht. Genau diese kindliche Freude macht ihn erfolgreich.»
Und was sagt Hermann Maier (43), der nach seinem schweren Töff-Unfall mit einem verstümmelten Fuss Gesamtweltcupsieger und Weltmeister wurde, zur neuerlichen Auferstehung von unserem Kugelblitz? «Das Comeback von Beat taugt mir voll, echt cool. Das besondere an Beats Leistung war, dass er in Kitzbühel und Garmisch auf schwierigen Pisten aufs Stockerl gefahren ist. Nach diesen geglückten Härtetests dürfte er sehr viel Vertrauen in seinen Körper zurückgewonnen haben, was nach solch gravierenden Verletzungen das Wichtigste ist.»