Die Kugel-Entscheidung
Auch im Parallel-Wettbewerb wird eine kleine Kristallkugel vergeben. Diese geht überraschend an Loïc Meillard! Die Rangliste nach zwei von zwei Entscheidungen:
1. Loïc Meillard (Sz) 129 Punkte
2. Rasmus Windingstad (No) 103 Punkte
3. Stefan Luitz (De) 82 Punkte
Das Podest
1. Loïc Meillard (Sz)
2. Thomas Tumler (Sz)
3. Alexander Schmid (De)
Das Rennen
Die Schweizer Ski-Fans reiben verwundert ihre Augen. Wer rund nach einer Stunde auf den BLICK-Liveticker kommt, liest: «WIR HABEN DEN SCHWEIZER FINAL!» Wie bitte? Ja, Sie haben richtig gelesen. Loïc Meillard und Thomas Tumler duellieren sich im Parallel-Riesen von Chamonix um den Tagessieg. Und zwar beinahe kampflos! Aber der Reihe nach …
Loïc Meillard geht als heissestes Eisen im Schweizer Feuer in dieses Rennen. Im ersten Heat bekommt er es direkt mit Leif Christian Nestvold-Haugen zu tun, den er um eine mickrige Hundertstel bezwingt. Im Achtelfinal profitiert er von einem Sturz von Erik Read (Ka).
In der nächsten Runde gehts wieder gegen einen Norweger, Aleksander Aamodt Kilde. Dort behält der Schweizer erneut die Oberhand – und greift plötzlich nach der kleinen Kristallkugel: Mit einem zweiten Platz wäre der Disziplinen-Weltcup fix! Nachdem im Halbfinal auch Alexander Schmid ausscheidet, steht Meillard im Final – die Kugel ist im Sack.
Dort wartet Thomas Tumler. Und auch der andere Schweizer kommt beinahe kampflos in die Tages-Entscheidung. Er setzt sich zuerst gegen Trevor Philp aus Kanada durch (-0.06). Linus Strasser (De), Simon Maurberger (It) und Tommy Ford (USA) scheiden dann allesamt im Duell gegen den Schweizer aus. Im Final folgt die Niederlage gegen den Landsmann. Trotzdem strahlt Tumler bei der Siegerehrung über beide Backen und freut sich über seinen zweiten Weltcup-Podestplatz.
Tanguy Nef kann im ersten Lauf der Sechzehntelfinals nicht ganz mit Quali-Sieger Giovanni Borsotti mithalten (+0.26). Im Re-Run probiert er dann alles, um den Rückstand auf den Italiener wettzumachen, scheidet aber kurz vor dem Ziel aus.
Justin Murisier (33.), Sandro Simonet (35.) Gino Caviezel (36.), Reto Schmidiger (42.) und Daniel Yule (out) schaffen die Quali am Morgen für den Final-Wettbewerb am Nachmittag allesamt nicht. Dafür muss man unter die ersten 32 kommen.
Das gab zu reden
SRF-Experte Didier Plaschy hat im Rahmen des Rennens harte Kritik am Ski-Verband geübt: «Diese Disziplin gibt es nur zwei Mal im Winter. Es gibt sogar eine Kugel zu gewinnen. Wie viel muss ein Athlet da investieren? Es gibt zu viele Parabeln, die unklar sind.»
Macht eine Kugel-Vergabe nach nur zwei Rennen überhaupt Sinn? Plaschy: «So stehts im Reglement. Wir haben eine Kombi-Kugel mit zwei Rennen, im Parallel-Riesen noch eine Kugel. Da hat sich die FIS in eine ziemliche Sackgasse begeben. Ich bin gespannt, wie das Exekutiv-Board entscheiden wird.»
Geht es in diesem Format nun weiter? «Der Tenor der Leute ist klar: Man sollte entweder sechs Kombis oder sechs Parallel-Riesen machen, dass es sich wirklich als Disziplin etabliert und die Athleten sich auch richtig darauf vorbereiten können. Dann würde auch das Niveau besser werden», so Ex-Slalom-Crack Plaschy.
Meillard sagt zu SRF: «Die Kristallkugel ist sicher etwas Schönes, um daheim aufzustellen. Aber ich hätte lieber eine im Slalom oder Riesenslalom. Die Kugel soll ja den besten der ganzen Saison auszeichnen. Doch mit nur zwei Rennen macht das nicht viel Sinn.»
Die neue Gewichtung der Parallel-Events ist im Skizirkus höchst umstritten. Die österreichische Skilegende Hansi Hinterseer (66) etwa, zwischen 1973 und 1977 Gewinner von sechs Weltcup-Rennen und 1973 Riesen-Gesamtweltcupsieger, sagt letzten Januar zu BLICK: «Ich finde es komplett daneben, dass ein Sieg in einem kurzen, völlig unspektakulären Parallelrennen mit gleich vielen Weltcuppunkten belohnt wird wie ein Triumph am Lauberhorn oder bei uns in Kitzbühel.»
Neben der von Hinterseer angesprochenen Diskrepanz und der Mini-Anzahl von Rennen ist auch der Modus umstritten. Im K.o.-Format wird ab dem Achtelfinal nur noch ein Lauf gefahren. Meillard: «Ich hatte auch etwas Glück und hatte immer den blauen Kurs, der wohl etwas schneller war.» Der Walliser und Tumler waren auch wegen vielen Stürzen ihrer Gegner in den Final vorgestossen. Bei Tumler sind sogar alle Gegner auf dem Weg ins Ziel gescheitert! Er sagt: «Das volle Risiko gehört in den Parallelrennen dazu, ich war auch ein paar Mal in Sturzgefahr. Bei mir ist es aber aufgegangen.»
So gehts weiter
Diese Disziplin ist für den laufenden Winter beendet. Für die Ski-Männer gehts dann am Donnerstag mit einer Abfahrt in Saalbach-Hinterglemm (Ö) weiter, am Freitag folgt dann ein Super-G. Die Rennen in der Nähe von Salzburg ersetzen die wegen des Coronavirus abgesagten Wettbewerbe in Yanqing (China).