In den ersten drei Männer-Weltcuprennen mussten sich die Österreicher mit zwei zweiten Plätzen und einem dritten Rang begnügen. Dafür sind die Ösis die grossen Sieger im TV-Duell mit den Schweizern – weil sich viele SRF-Zuschauer noch nicht mit Marc Girardelli anfreunden konnten, haben sie zum ORF gezappt.
Hier liefert Experte Hans Knauss unterhaltsame und treffende Analysen. Der ehemalige Weltklasse-Skirennfahrer (Kitzbühel-Sieger, Vize-Weltmeister im Riesenslalom und Olympia- Silbermedaillengewinner im Super-G) arbeitet seit seinem Rücktritt 2005 für Österreichs Staatsfernsehen und hat dort mit seinem Kernsatz «Ja bist du gscheit», längst Kult-Status erreicht.
Wie denkt der 46-Jährige über die Leistungen von Marc Girardelli am SRF-Mikrofon? «Weil die ORF-Kabine im Zielraum meistens neben der Kommentatoren-Box der Schweizer steht, habe ich in der Vergangenheit oft zuhören können, wie Matthias Hüppi und Bernhard Russi mitgefiebert haben. Aber zum Kommentator Girardelli kann ich gar nichts sagen, weil ich von ihm bis jetzt noch gar nichts gehört habe.» Diese Aussage vom Kabinen-Nachbar Knauss untermauert den Hauptvorwurf von vielen SRF-Zuschauern, dass Girardelli mit seinen Kommentaren zu schläfrig über den Sender komme.
Tipps vom Kult-Experten
Knauss gibt dem Vorarlberger aber vor den nächsten drei Rennen auf der «Birds of Prey» in Beaver Creek aber einen Ratschlag mit in die Kabine: «Es ist ganz wichtig, dass Marc trotz allem authentisch bleibt und ja nicht versucht, eine Rolle am Mikrofon zu spielen. Ich habe mir immer gesagt, dass dich die Leute entweder so schätzen wie du bist, oder du musst dir eine andere Aufgabe suchen.»
Hans ist aber davon überzeugt, dass Girardelli mit etwas Geduld seiner neuen Aufgabe gerecht werden wird: «Als fünffacher Gesamtweltcupsieger gehört Marc zu den erfolgreichsten Skirennfahrern der Geschichte. Darum bin ich auch überzeugt, dass dieser grosse Champion mittelfristig seinen Zuschauern den Skisport richtig gut erklären wird. Aber vielleicht braucht es eben noch etwas Übung und Geduld.»
Girardelli hat sich in den ersten Rennen auch deshalb blamiert, weil er einige Rennfahrer nicht gekannt hat. Wie viel Hintergrundwissen eignet sich Knauss vor einem Rennen an? «Eigentlich bin ich bezüglich der Recherche eine richtig faule Sau», schmunzelt der Vater von zwei Kindern. «Ich verbringe stattdessen viel Zeit im Fitnessraum, damit ich genug Power für meine Kamerafahrten haben. Und weil ich diese Kamerafahrten vor jedem Rennen mache, unterhalte ich mich bei der Besichtigung auch mit den Rennfahren und weiss ganz genau, was auf der Piste abgeht.»