«Ich hatte früher den ganzen Tag Zeit, um zu trainieren»
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BLICK bei Denise Feierabend:«Ich hatte früher den ganzen Tag Zeit, um zu trainieren»

Olympiasiegerin wird Lehrerin
Feierabend wechselt vom Slalomhang an die Kreidetafel

Mit Olympia-Gold im Teamwettkampf trat Denise Feierabend von der Ski-Bühne ab. Nun unterrichtet sie Primarschüler.
Publiziert: 13.12.2018 um 12:59 Uhr
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Aktualisiert: 13.12.2018 um 13:47 Uhr
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Auf neuer Bühne: Denise Feierabend macht eine Ausbildung zur Lehrerin.
Foto: BENJAMIN SOLAND
Mathias Germann (Text) und Benjamin Soland (Fotos)

Acht Buben und sechs Mädchen der Primarschule Rüti in Landquart GR blicken konzentriert nach vorne. Was ist ein Parlamentär? Was bedeutet Backpfeife? Die 12-Jährigen heben die Hand und erzählen, was 
sie bei den Ufzgi daheim über die Begriffe herausgefunden haben.

Es ist 08.10 Uhr. Ein ganz normaler Morgen einer 6. Klasse in der Schweiz? Nicht ganz! Denn: An der Wandtafel steht für einmal kein gewöhnlicher Lehrer, sondern Denise Feierabend. Und das nur gerade acht Monate nach ihrem letzten Weltcuprennen. «Bereits im April schrieb ich mich für die Ausbildung zur Primarlehrerin ein. Und ich habe es bislang noch keine Sekunde bereut», erzählt die Team-Olympiasiegerin von Pyeongchang.

«Es kribbelt wie vor einem Skirennen»

In Feierabends Leben dreht sich kaum mehr etwas ums Thema Ski. An diesem Tag in Landquart schon gar nicht. Sie lobt ihre Schüler, korrigiert auch mal und schreibt am Ende die richtigen Lösungen mit Kreide an die Wandtafel. «Kinder sind unbeschwert, lachen häufig und verzeihen auch mal Fehler. Sie geben mir extrem viel. Vor ihnen zu stehen, ist aufregend.» Feierabend zieht den Vergleich zu ihrer Ski-Karriere: «Es kribbelt wie vor einem Skirennen.»

Noch hat Feierabend keine eigene Klasse. Vorerst gibt die 29-Jährige mit drei Studien-Kollegen Probelektionen. Die meiste Zeit drückt sie selbst 
an der Pädagogischen Hochschule Graubünden in Chur die Schulbank. Läuft es nach Plan, ist Feierabend in drei Jahren ausgebildete Primarlehrerin.

«Denise ist etwas älter als die anderen Studenten. Das ist aber überhaupt kein Nachteil. Sie macht ihre Sache sehr gut, und man spürt ihre Lebens­erfahrung», lobt Gianmarco Corsetto, der tatsächliche Lehrer dieser 6. Klasse. Feierabend freut sich über das Lob. Und auch wenn schon mal der eine oder andere Schüler sie um ein Autogramm bittet, wird sie nicht bevorzugt behandelt. «Das ist auch richtig so», sagt die Frau, die von 2008 bis 2018 insgesamt 156 Weltcuprennen bestritt.

«Dachte keinen Moment ans Skifahren»

Im Gegensatz zu manch ­einem Spitzensportler fiel es ­Feierabend nicht schwer, nach dem Karriereende in ein neues Leben einzutauchen. Im Frühling unterzog sie sich einem Kulturschock und bereiste während 45 Tagen Laos, Vietnam und Kambodscha. «Erstmals seit zehn Jahren konnte ich komplett abschalten. Ich dachte keinen Moment ans 
Kondi-Training und schon gar nicht ans Skifahren.»

Als Bewegungsmensch hat sich Feierabend aber nicht komplett vom Sport verabschiedet. So trainiert sie zweimal wöchentlich beim Volleyball-Klub in Zizers GR. Dort wohnt die ­gebürtige Engelbergerin mit Freund Andy. In den nächsten Jahren dreht sich bei ihr sowieso fast alles um das Thema Schule. Da stellt sich die Frage: Wünscht sie sich selbst Kinder? «Vorerst will ich meine Ausbildung beenden. Aber eines Tages hätte ich schon gerne eine eigene Familie!»

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