«Hirscher war das Team egal»
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Österreicher zerfleischen sich
«Hirscher war das Team egal»

Erstmals seit 30 Jahren drohen die Österreicher den Sieg im Nationen-Weltcup zu verpassen. Das sorgt bei unseren östlichen Nachbarn für rauchende Köpfe unter den Ski-Experten.
Publiziert: 19.02.2020 um 14:34 Uhr
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Aktualisiert: 19.02.2020 um 18:49 Uhr
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Marcel Hirscher hinterlässt eine Riesen-Lücke.
Foto: Getty Images
Emanuel Gisi

Sie sind sich das nicht mehr gewohnt, die Österreicher: Sie fahren hinterher. In der Nationenwertung des Ski-Weltcups nehmen ihnen die Schweizer mittlerweile 670 Punkte ab. Zum ersten Mal seit 30 Jahren dürfte der Nationen-Titel nicht in österreichischer Hand bleiben.

Ein Spitzen-Athlet fehlt nach dem Rücktritt des langjährigen Dominators Marcel Hirscher. In keiner einzigen Weltcup-Kategorie liegt ein Österreicher oder eine Österreicherin an der Spitze. Matthias Mayer ist im Gesamtweltcup auf Platz 4 der stärkste Österreicher. Bei den Frauen ist Katharina Liensberger auf Platz 10 die Ösi-Nummer 1 – mit Wendy Holdener, Corinne Suter und Michelle Gisin klassieren sich vor ihr gleich drei Schweizerinnen. Eine Schmach für die stolze Ski-Nation.

«Ein weit aufgerissenes Loch»

«Die Lage ist ernst», sagt Ex-Skistar Armin Assinger, heute für den ORF im Einsatz, bei «Servus TV». Für die österreichischen Experten ist klar: Superstar Hirscher hat bis zu seinem Rücktritt im vergangenen Sommer die gröbsten Probleme überdeckt.

«Eine Post-Hirscher-Depression» diagnostiziert Michael Schuen, Sportchef der «Kleinen Zeitung». «Dass nach Marcel eine Lücke entsteht, war klar», meint Assinger. «Wenn alles normal gelaufen wäre, wäre das Loch aber nie so weit aufgerissen worden.»

«Zuerst muss man gewinnen»

Die Verletzungsprobleme im ÖSV-Team würden eine Rolle spielen. Aber auch der Trend zu kleinen Trainingsgruppen, den der langjährige Dominator Hirscher begründet hat, trage seinen Teil dazu bei. Assinger: «Der Verband muss aufpassen, dass er sich nicht ad absurdum führt. In der Gruppe entsteht eine Spirale, wir haben uns gegenseitig gepusht. Zuerst muss man gewinnen, dann kann jeder sein eigenes Supperl kochen.»

Das sehen auch andere Ösi-Granden so. «Als ich damals dazugekommen bin, war für mich der Franz Klammer das Idol. Ich habe ihn zum Greifen gehabt, konnte mit ihm trainieren und ein Bier trinken gehen», sagt etwa Olympiasieger Leonhard Stock. Hirscher dagegen konzentrierte sich auf sich selbst, optimierte Training und Betreuung nach den eigenen Bedürfnissen.

Nichts, was dem Superstar vorzuwerfen sei, so Assinger: «Ihm war der Rest wurscht. So ist der Einzelsport. Das ist auch sein gutes Recht, wenn man den Weltcup so dominiert.» Die alten Chefs und Kollegen aber spüren die Nachwehen immer noch.

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