Ösis als Rettungsbringer
Darum feiert Cédric Noger in Sölden ein Heimspiel

Ausgerechnet die Ösis haben die Karriere unserer Riesen-Hoffnung Cédric Noger gerettet. Nächsten Sonntag kommt der gebürtige St.Galler in Sölden in den Genuss von einem echten Heimspiel.
Publiziert: 23.10.2019 um 20:42 Uhr
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Ausgerechnet die Ösis haben die Karriere unserer Riesen-Hoffnung Cédric Noger gerettet.
Foto: Sven Thomann
Marcel W. Perren

Als Bub will Cédric Noger so sein wie St. Gallens-Goalie-Legende Jörg Stiel. «Ich hütete das Tor vom SC Bronschhofen und habe die Haare genau so lang und voller Gel getragen, wie es damals auch mein grosses Idol Stiel getan hat» erinnert sich Noger. «Einmal bin ich sogar als Jörg Stiel verkleidet an die Fassnacht.» Aber auch weil der ganz grosse Wachstumsschub bei Cédric ausbleibt, beginnt er sich immer mehr auf den Skirennsport zu fokussieren.

Und im letzten Winter wächst der 1.73-Meter-Mann beim Weltcup-Riesenslalom im slowenischen Kranjska Gora erstmals über sich hinaus -  als Vierter lässt er die Tip-Stars Marcel Hirscher und Alexis Pinturault hinter sich. Was zu diesem Zeitpunkt kaum einem Schweizer Ski-Fan bewusst ist: Die Basis für diesen Exploit hat der Ostschweizer nicht zuletzt beim ewigen Alpin-Rivalen in Österreich gelegt.

Der Reihe nach. Im Jahr 2012 schliesst Noger am Sportgymnasium in Davos zwar mit Erfolg die Matura ab, seine sportlichen Perspektiven sind aber nicht gerade rosig. Obwohl Cédric bereits zwanzig Lenze auf dem Buckel hat, gehört er keinem Swiss Ski-Kader an. Wie weiter? Eine ehemalige Schulkollegin gibt Noger die Telefonnummer vom ehemaligen ÖSV-Rennfahrer Dietmar Thöni, der 1993 beim Super-G in Kvitfjell mit dem dritten Rang sein bestes Ergebnis im Weltcup feierte.

Nach seiner Aktiv-Laufbahn macht sich der Tiroler als Coach einen Namen, er führt unter anderen Reinfried Herbst an die Weltspitze. Und Thöni macht auch als Privattrainer von Noger einen Top-Job: «Didi hat ein unglaublich gutes Auge fürs Skifahren, aber auch seine menschlichen Qualitäten sind überragend. Er spart zwar nicht mit Kritik, aber er kritisiert dich nie auf erniedrigende Weise. Alles was er sagt, ist konstruktiv.»

Noger ist auf dem richtigen Weg

Deshalb dauert es nur ein Jahr, bis Noger unter der Leitung von Thöni den Sprung ins C-Kader von  Swiss Ski gelingt. Auch weil er mit einigen Verbandstrainern nicht wirklich gut zurechtkommt, verliert er nach nur einer Saison seinen Kaderstatus. Nach einem Zwischenjahr bei den Liechtensteinern trainiert Noger deshalb ab der Saison 2015/16 wieder mit Thöni. Und in dieser Phase begegnet er in Österreich auch seiner grossen Liebe. «Ich bin nach Sölden gefahren, weil ich die Weltcuprennen live verfolgen wollte. Bei dieser Gelegenheit lernte ich meine jetzige Freundin kennen.»

Nun verbringt Noger viel Zeit im Elternhaus von seiner Herzdame in Längenfeld, knapp zehn Autominuten von Sölden entfernt. Neben den nahen Gletscher-Skigebieten findet Cédric hier im berühmten Aqua Dome den einen idealen Fitnessraum vor. Leistungsfähiger fühlt sich der mittlerweile 27-Jährige auch dank einem Input seiner Schwiegermutter in spe. «Als ich nach einer Saison völlig ausgebrannt war, hat mir die Mutter meiner Freundin den Ratschlag gegeben, mich glutenfrei zu ernähren. Und das hat sich schnell sehr positiv auf meine Leistungen ausgewirkt.»

In der Zwischenzeit hat sich Noger ernährungstechnisch selber weitergebildet: «Ich habe mich mit der chinesischen Ernährungs-Theorie beschäftigt. Seitdem nehme ich nur noch wenige tierische Produkte zu mir. Dafür spielen auf meinem Speiseplan Hirsenfrüchte eine Hauptrolle.» Das sich diese Ernährung tatsächlich positiv auf sein Leistungsvermögen auswirkt untermauert die Tatsache, dass Noger seine stärksten Ergebnisse im vergangenen Winter in den beiden letzten Rennen einfahren konnte: Nach dem knapp verpassten Podestplatz in Kranjska Gora belegte er beim Weltcupfinal in Andorra den zwölften Rang.

Damit bewerkstelligte er den Aufstieg in den A-Kader von Swiss Ski. Und im Gegensatz zu früher hat er jetzt mit den Verbandstrainern keine Probleme mehr: «Ich fühle mich in unserer Riesenslalom-Gruppe optimal betreut, die Coaches und mein Servicemann sind Top». Den Kontakt mit seinem langjährigen Privattrainer Dietmar Thöni pflegt Noger aber nach wie vor. «Didi wird immer ein wichtiger Berater von mir bleiben. Wenn er mir nicht begegnet wäre, würde ich jetzt keine Skirennen mehr bestreiten.»

Zum Glück ist Noger dem Pitztaler im richtigen Moment begegnet. Und deshalb dürfen wir von ihm am kommenden Wochenende beim Weltcupauftakt im Ötztal  eine weitere Top-10-Platzierung erwarten.

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