Vincent Kriechmayr ist seit über zehn Jahren im Weltcup dabei. So erfolgreich und beliebt wie seit dieser Saison war er aber noch nie. Den neuen Status als österreichischer Nationalheld hat der 29-Jährige in erster Linie den beiden Goldmedaillen in Cortina in der Abfahrt und im Super-G zu verdanken.
Sympathien gewonnen hat Kriechmayr aber auch mit einem leicht beschwipsten Auftritt im ORF-WM-Studio. Das hätte trotz aller Euphorie um den Doppel-Weltmeister «nicht unbedingt sein müssen», sagt Kriechmayr diese Woche im Interview mit Ö3.
Schneller geht immer
Der Radiosender geht zwei Monate nach dem Goldrausch auf Spurensuche und kitzelt im Gespräch mit Kriechmayr einen wesentlichen Grund für dessen Erfolg heraus. «Grundsätzlich habe ich kein Problem, Vollgas zu geben und die Gesundheit aufs Spiel zu setzen», sagt Kriechmayr.
Der Gewinner der diesjährigen Super-G-Kristallkugel konkretisiert seine Risikobereitschaft mit folgendem Szenario: «Wenn meine Skifirma kommt und sagt: Mit diesem Ski bist du eine Sekunde schneller, es wird aber auch gefährlicher – dann würde ich ihn immer nehmen.»
Freundin: Nicht zu viel einmischen
Gleichzeitig fordert der Oberösterreicher von den Veranstaltern wie Kitzbühel den grösstmöglichen Schutz entlang der Strecke: «Wenn ich dieses Risiko in die Hand nehme, will ich aber auch, dass die nötige Sicherheit gegeben ist, sprich Versorgung bei Stürzen oder gute Fangnetze.»
Diese Einstellung teilt Kriechmayr mit seiner Freundin Michaela Heider, die selbst als Skirennläuferin im Weltcup aktiv ist. «Es trifft sich ganz gut, dass sie auch Rennfahrerin ist», sagt der neunfache Weltcupsieger. «Wir wollen uns aber nicht zu viel gegenseitig coachen, denn sie hat gute Trainer, ich habe gute Trainer. Es ist besser, sich nicht zu viel einzumischen.»
Hunderte Millionen? Lieber nicht!
Kriechmayr geniesst das gemeinsame Leben im Skizirkus – und schätzt das grosse Glück, damit Geld zu verdienen. «Ich verdiene sehr gut, weiss aber auch, dass ich sehr privilegiert bin. Mit meiner Leidenschaft Geld zu verdienen, ist nicht selbstverständlich.»
Dass der Skisport trotz aller Beliebtheit weltweit nicht so populär ist wie der Fussball, hat für Kriechmayr auch Vorteile. «Die Fussballer stehen mehr im Rampenlicht. Die können nicht in die Öffentlichkeit gehen, ohne erkannt zu werden. Mit Lionel Messi oder Cristiano Ronaldo würde ich nie tauschen wollen. Die können sie von mir aus gerne Hunderte Millionen verdienen, ich bin nicht neidisch.» (sri)