Vor dem Start zum gestrigen Slalom auf dem spektakulären Ganslernhang schwärmt der Stadion-Speaker nochmals von den Abfahrts-Helden vom Vortag. Einen Namen hebt er besonders hervor: «Beat Feuz – der zweite Rang des Schweizers beim Comeback nach einer so schweren Verletzung ist ein Wunder!»
Beat hört das Lob nicht. Er ist bereits weg, auf der Fahrt in seine Wahl-Heimat Innsbruck. Zusammen mit Katrin Triendl, seinem Schatz aus dem Tirol. Einst selbst Skirennfahrerin – und das auch erfolgreich: 2005 holte sie Junioren-WM-Bronze in der Abfahrt, 2008 gar Silber im Slalom und Kombi-Bronze. Dann ging im Oktober 2009 Katrins Karriere beim Training in Sölden abrupt zu Ende: Kreuzbandriss! Die wie Beat 29-Jährige lässt sich zur Physiotherapeutin ausbilden. Übrigens: 2005 in Bardonecchia hat Katrin Beat erstmals getroffen. Damals, als der 18-jährige Feuz Junioren-WM-Bronze holte.
Katrin und Beat sind also mehr als ein Paar, sie sind auch Leidensgenossen. Und wie sehr Katrin heute hinter ihrem immer wieder an Rückschlägen leidenden Beat steht, zeigt sich gerade beim Kitzbüheler Erfolg. Am Samstag begibt sich eine Delegation von Swiss-Ski-Hauptsponsor Raiffeisen zum Mitfeiern ins Hotel Schweizerhof, wo Feuz und Co. logieren. «Da ist plötzlich eine junge Frau auf uns zugekommen und hat sich ganz herzlich dafür bedankt, dass wir auch in schwierigen Zeiten uneingeschränkt hinter Beat stehen», sagt ein Raiffeisen-Vertreter. «Eine ungewöhnliche Begegnung, diese Frau tut Beat extrem gut.»
«Entscheid meines Lebens»
Während Katrin in Beats Elternhaus von Mama Hedi und Papa Hans von Beginn weg sehr herzlich aufgenommen wurde, hat es Swiss Ski anfänglich nicht immer gepasst, dass Feuz seinen Wohnsitz vor Jahren ins Tirol verlegte, und den Grossteil seiner Blessuren in Innsbruck behandeln liess, anstatt daheim von einem Swiss-Ski-Doc. Doch für Beat war das der beste Entscheid seines Lebens. Seine Katrin bewirkt dort für ihn viel mehr als die zusammengeflickte Achillessehne geschmeidig zu massieren, oder sein elffach operiertes, wohl dauerschmerzendes Knie immer wieder renntauglich zu therapieren. Katrin ist vor allem Beats Seelen-Doktor.
«Ich bin ein extremer Gefühls-Fahrer»
Nach seinem sensationellen zweiten Rang auf der Streif sagt Beat am Samstag: «Ich habe einfach unglaublich viel Spass am Skifahren.» Den hat er schon am Donnerstag im Training rennmässig ausgelebt. Wer mit 130 Stundenkilometer beim Zielsprung für die Zuschauer mit der Hand an seinen Ski greift, um den Zuschauern eine Show zu bieten, ist ein Verrückter – oder eben der Beat Feuz. Bei ihm fährt das Herz mit. Er selbst erklärts so: «Ja, ich bin ein extremer Gefühls-Fahrer.» Und das kann er nur sagen, weil in seinem Herzen auch die Katrin Platz hat.