Der Ski-Star im etwas anderen Interview
So lief Odermatts erstes Date mit Freundin Stella

Es ist das aussergewöhnlichste Odermatt-Interview. Der Nidwaldner wird für einmal nicht von Reportern gelöchert. In diesem Fall wird der Superstar von anderen Stars befragt.
Publiziert: 12.02.2023 um 09:04 Uhr
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Aktualisiert: 12.02.2023 um 12:56 Uhr
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Normalerweise steht Marco Odermatt den Journalisten Red und Antwort.
Foto: Sven Thomann
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Marcel W. PerrenSki-Reporter

Murat Yakin (48, Fussball-Nationaltrainer): Wenn du ein Fussballer wärst – welche Rückennummer würdest du tragen, welche Position spielen, und weshalb würde diese Position zu deinem Charakter passen?
Marco Odermatt:
Die meisten Menschen mögen die 13 nicht, wahrscheinlich ist genau das der Grund, warum ich diese Zahl seit jeher super finde. Deshalb würde ich ganz sicher auch mit der 13 auf dem Rücken auf den Fussballplatz laufen. Und weil ich im Alltag generell sehr gern Verantwortung übernehme, würde ich am liebsten die Rolle des Spielmachers interpretieren. Ich fürchte jedoch, dass dieses Vorhaben an meiner mässigen Technik scheitern würde.

Roman Josi (32, vierfacher NHL-All Star, Captain Nashville Predators): Bei uns im Eishockey gehören Faustkämpfe zur Tagesordnung. Gab es bei dir auch schon Momente, in denen du einem Widersacher aus Norwegen oder Österreich am liebsten eine Fadengerade verpasst hättest?
Im Umgang mit meinen jetzigen Konkurrenten verspürte ich noch nie solche Aggressionen. Aber es war vor ungefähr zehn Jahren, also in der JO-Zeit, als ich zusammen mit meinen Jugendfreunden Fabian Bösch und Gabriel Gwerder anlässlich eines Gletschertrainings in Saas-Fee eine heftige Auseinandersetzung mit gleichaltrigen Franzosen hatte. Und zwar über den ganzen Tag verteilt. Es begann am Morgen mit Provokationen in der Metro-Alpin-Bahn und ging weiter mit Raufereien nach dem Aussteigen und während dem Anstehen vor dem Bügellift. Wir haben uns an diesem Tag auch Verfolgungsjagden wie im Film geliefert. Weil wir die besseren Skifahrer waren, ging diese Geschichte für unsere Widersacher aber nicht gut aus. Wir sind derart schnell über einen schmalen Weg gebrettert, dass es praktisch in jeder technisch anspruchsvollen Kurve einen der französischen Verfolger auf den «Latz» gehauen hat. Deshalb hatte am Ende auch keiner von uns ein blaues Auge.

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Die Promis wollens von Marco Odermatt im speziellen Interview genau wissen. Darunter auch Christian Stucki. Hier ist der zurückgetretene Schwingerkönig an einem Benefizrennen im Hoch-Ybrig unterwegs.
Foto: freshfocus

Felix Neureuther (38, 13 Weltcupsiege): Ich habe den Eindruck, dass du mit einem zweiten Rang hinter dem eloquenten Aleksander Aamodt Kilde besser leben kannst als mit einem hinter dem verbissenen Henrik Kristoffersen. Stimmts?
Das stimmt. Zweiteres ist ein No-Go ...

Roman Kilchsperger (52, Moderator): Ski-Blockbuster wie Wengen, Adelboden oder Kitzbühel werden wie vor 50 Jahren zur Mittagszeit übertragen. Dabei könnte man Spektakel-Shows zur besten Sendezeit abends organisieren. Checkt dies das TV nicht oder wehrt ihr Fahrer euch dagegen?

Ich bin auch der Meinung, dass man die Slaloms ausschliesslich zur sogenannten TV-Primetime unter Flutlicht austragen sollte. Aber ich glaube nicht, dass es Teile der Öffentlichkeit und der Politik gutheissen, wenn man die 4,5 Kilometer lange Lauberhorn-Abfahrt mit einer Lichtanlage ausstattet. Vielleicht wäre das auf der Streif in Kitzbühel eher möglich. Wir Athleten hätten sicher nichts dagegen, zumal die Sicht unter Flutlicht in neun von zehn Rennen besser und vor allem konstanter ist als bei Tageslicht.

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Christian Stucki (37, Schwingerkönig 2019): Was ging dir durch den Kopf, als du in Kitzbühel nach deinem Fast-Sturz in der Steilhang-Ausfahrt im folgenden Gleitstück relativ lang Zeit zum Nachdenken hattest?
Zuerst habe ich mal ziemlich laut geflucht. Ich glaube, ich habe sogar «Scheisse» gebrüllt. Ich habe mich wirklich grauenhaft über diesen Fehler aufgeregt und im darauffolgenden Gleitstück tatsächlich viel studiert. Zuerst habe ich darüber nachgedacht, das Rennen abzubrechen, weil mir bewusst war, dass ich nach diesem Bock im Kampf um eine Top-Platzierung chancenlos bin. Dann wurde mir klar, dass ja am nächsten Tag auf dieser Piste noch eine Abfahrt auf dem Programm steht. Deshalb dachte ich, dass eine lockere Fortsetzung der Fahrt einem guten Training gleichkommen würde. Ich habe dann Schmerzen im Knie gespürt. Weil es bis ins Ziel keine Kurve gab, auf der ich das angeschlagene linke Knie voll belasten musste, habe ich das Rennen trotz allem beendet.

Martina Hingis (42, fünffache Grand-Slam-Siegerin): Im Tennis ist der letzte Punkt oft der schwierigste. Was geht dir in den letzten fünf Fahrsekunden durch den Kopf? Denkst du an die letzten Tore? Nimmst du das Publikum wahr? Oder hast du Angst vor einem Flüchtigkeitsfehler in letzter Sekunde?
Beim Riesenslalom in Adelboden herrscht bis zum letzten Tor Action. Da hast du bis zum Zielstrich gar keine Zeit zum Studieren. Aber beim Super-G in Cortina, wo die letzten fünf, sechs Sekunden relativ einfach geradeaus gehen, liess ich den Lauf schon vor der Zieleinfahrt ein bisschen Revue passieren. Weil ich dabei ein gutes Gefühl hatte, habe ich mich auf den Blick auf die Anzeigetafel gefreut.

Adolf Ogi (80, alt Bundesrat): Wie sieht deine unmittelbare Vorbereitung eines Rennens aus, um eine solche Leistungsdichte zu erreichen? Steckt dahinter auch besonders viel Mentaltraining?
Ich wärme mich vor dem Rennen nicht übertrieben auf. Nur ein paar schnelle Bewegungen, Beinschwingen und ein bisschen den Rumpf trainieren. In dieser Phase passiert bei mir tatsächlich ziemlich viel im mentalen Bereich. Ich visualisiere immer wieder den Lauf, schaue mir danach ein, zwei Athleten im TV an, gehe den Kurs danach wieder in Gedanken durch, höre genau die Funksprüche und bespreche die Taktik. Unter dem Jahr absolviere ich mit meiner Mentaltrainerin Monika Wicki Hess im Durchschnitt vier Sessions.

Natalie Rickli (46, Zürcher Regierungsrätin): Ich und alle anderen Schweizer drücken dir beim Rennen jeweils fest die Daumen und sind dann immer stolz, wenn wir dich bei der Siegerehrung sehen. Was ist das für ein Gefühl, wenn du die Nationalhymne hörst?
Es ist für mich jedes Mal eine riesige Genugtuung. Ich spüre in solchen Momenten eine enorme innere Zufriedenheit. Und vor allem in den letzten zehn Sekunden der Hymne, im emotionalen Teil, bekomme ich immer wieder Gänsehaut.

Corinne Suter (28, Abfahrts-Olympiasiegerin und -Weltmeisterin): Deine blonden Haare gehen schon fast als Markenzeichen durch. Hast du dir schon einmal überlegt, einen Millimeter-Haarschnitt zu schneiden?
Hätte ich beim Weltcupfinale 2021 auf der Lenzerheide eine Kristallkugel gewonnen, dann hätte mir Gino Caviezel einen Millimeterschnitt verpasst. Letztendlich war es das einzig Positive bei diesem Finale, dass es nicht dazu kam.

Gölä (54, Rockmusiker): Als Mundartrocker interessiert es mich, welche amerikanische Band und welchen Song du besonders geil findest?
Boah, die Antwort auf diese Frage fällt mir sehr schwer. Ich selber bin in musikalischer Hinsicht ein Querbeet-Hörer. Deshalb kann ich mich weder auf einen Interpreten noch auf einen Song festlegen. Wenn ich mit Justin Murisier zusammen bin, läuft praktisch rund um die Uhr die Musik von Lana Del Rey. Ich könnte aber kein englisches Lied vorsingen. Die wenigen Songtexte, die ich auswendig kenne, kommen aber tatsächlich von dir, lieber Gölä. Den «Schwan so wiss wie Schnee» habe ich schon ein paarmal gesungen, wenn ich mit Freunden am Lagerfeuer sass.

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Steffi Buchli (44, Sportchefin Blick): Charakter entsteht durch verschiedenste Einflüsse. Was haben dir deine Eltern auf den Weg gegeben? Was deine Mutter? Was dein Vater? Mit welchem Ratschlag konntest du am wenigsten anfangen und verstehst überhaupt erst jetzt, was sie gemeint haben?

Von meiner Mama habe ich ganz viel Anstand gelernt. Angefangen, wie man beim Essen Messer, Gabel und den Löffel richtig hält bis hin zum ordentlichen Grüssen. Ihr ist auch heute noch wichtig, dass ich den Leuten zur Begrüssung nicht «Hallo», sondern «Guten Tag» oder «Grüezi» sage. Grossen Wert auf Anstand legt auch mein Daddy. Von ihm habe ich vor allem die Zielstrebigkeit mitbekommen. Wenn man etwas macht, dann nie halbbatzig, sondern immer mit der letzten Konsequenz. Natürlich habe ich mich früher oft darüber geärgert, dass meine Eltern so viel Wert auf Sorgfalt im Haushalt gelegt haben. Aber jetzt, wo ich allein wohne, weiss auch ich, dass Putzen notwendig ist.

Francine Jordi (45, Sängerin) und Rainer Maria Salzgeber (53, TV-Moderator): Ähnlich wie Roger Federer wirkst du auf uns trotz deinen riesigen Erfolgen wohltuend normal und nahbar. Egal, ob Kollege, Konkurrent, Pistenrutscher, Journalist, Bundesrat oder kleiner Fan – du behandelst alle sehr freundlich. Woher nimmst du diese Empathie? Ist diese Eigenschaft angeboren?
Ob das angeboren oder durch die Erziehung meiner Eltern entstanden ist, weiss ich nicht genau. Aber ich bin jetzt einfach so. Es ist für mich die einfachste und auch energiesparendste Art, in jeder Lebenslage mich selber zu sein und genau so mit den Leuten umzugehen.

Nino Niederreiter (30, Goalgetter Nashville Predators): Ich habe bei den Sports Awards Bilder von dir und deiner wunderbaren Freundin gesehen. Worauf schaust du als Erstes bei einer Frau? Und womit hast du beim ersten Date mit deiner Stella gepunktet?
Zugegeben, zuerst schaue ich aufs Aussehen. Wenn einem eine Frau optisch nicht gefällt, kommt es zu keinem Date. Wahrscheinlich habe ich mit meinem Hulk-Hogan-Oberkörper bei ihr gepunktet (lacht laut). Ernsthaft: Man müsste Stella fragen, womit ich wirklich gepunktet habe. Wir haben bei unserem ersten Date etwas Feines zusammen gegessen und sind danach zusammen baden gegangen. Ich musste damals aufgrund einer Knieverletzung eine Wasser-Therapie absolvieren. Und Stella war vor unserem Date Ski fahren und hatte etwas schwere Beine.

Fabienne Louves (36, Sängerin, Schauspielerin und Musical-Darstellerin): Welcher Schauspieler sollte die Hauptrolle spielen, wenn ein Hollywood-Regisseur deine Biografie verfilmen möchte?
Beim Thema Schauspieler kenne ich mich genauso schlecht aus wie bei internationalen Musikstars. Aber weil ich den Film «Titanic» gesehen habe, entscheide ich mich für Leonardo DiCaprio.

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