Zur US-Ski-Legende Bode Miller hat Marco Odermatt ein zwiespältiges Verhältnis. «Bode gehört unbestritten zu den grössten Rennfahrern aller Zeiten. Aber weil ich ein riesiger Didier Cuche-Fan war und Miller zu den grössten Gegenspielern von Didier gehörte, war ich als Kind natürlich nie für den Amerikaner».
Mit dem Traumstart in diesen WM-Winter erinnert der amtierende Gesamtweltcupsieger aber statistisch stark an die grossen Zeiten des genialen Allrounders aus New Hampshire. Nach dem Riesenslalom-Sieg in Sölden hat Odermatt nun in Lake Louise auch im Super-G triumphiert und wurde Dritter in der Abfahrt. Und der letzte Alpine, der vor dem Nidwaldner in den ersten drei Saisonrennen in drei verschiedenen Disziplinen den Sprung aufs Podest geschafft hat, war eben dieser Bode Miller im Jahr 2004.
Vor allem auch die Art und Weise des Sieges gibt der Konkurrenz zu denken. Der dreifache Olympiasieger Matthias Mayer aus Österreich reibt sich im Zielraum von Lake Louise beim Blick auf die Videowand verwundert die Augen und sagt: «Dieser Odermatt fährt derzeit ganz einfach in einer anderen Liga!»
So geht es Mauro Caviezel nach dem Horror-Sturz
Den gestrigen Erfolg im Super-G konnte Odermatt aber nicht in vollen Zügen geniessen. Deshalb nicht, weil er vom Leader-Thron aus mitansehen musste, wie sein Kumpel Mauro Caviezel nach starken Zwischenzeiten mit 115 km/h ganz übel stürzte. Ausgerechnet Caviezel, der aufgrund eines im Januar 2021 erlittenen Schädel-Hirntraumas im letzten Winter kein einziges Weltcuprennen bestreiten konnte.
Jetzt hat der 34-Jährige in seinem zweiten Rennen nach seinem Comeback beim heftigen Aufprall schon wieder sein Bewusstsein verloren. Odermatt reagiert in der Leaderbox heftig auf den schlimmen Unfall (siehe oben). «Das war wirklich schrecklich mit anzusehen, ein absoluter Horror-Sturz. In einem solchen Moment wird ein Sieg schnell zur Nebensache. Deshalb ist es für mich über alles gesehen ein trauriger Tag.»
Heute Rückflug in die Schweiz
Am Ende dieses Tages ist aus einem Spital in Calgary glücklicherweise die Nachricht eingetroffen, dass Caviezel den Umständen entsprechend glimpflich davon gekommen ist. Weil der Aufprall richtig heftig war, verspürt der Super-G-Gesamtweltcupsieger der Saison 2019/20 zwar am ganzen Körper Schmerzen. Die ersten Untersuchungen haben jedoch ergeben, dass keine gravierenden Verletzungen vorliegen. Deshalb kann Caviezel heute Abend in Calgary via London den Rückflug in die Schweiz antreten.
Bei seinem Vertrauensarzt in der Heimat wird der WM-Kombi-Bronze-Gewinner von 2017 detaillierte Untersuchungen über sich ergehen lassen.