Norwegische Festspiele am Lauberhorn
Die Bettler sind die Könige!

Im November waren sie fast pleite, jetzt triumphieren sie am Lauberhorn. Wie bloss schaffen das die Norweger?
Publiziert: 17.01.2016 um 19:46 Uhr
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Aktualisiert: 04.10.2018 um 17:59 Uhr
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Festhütte Wengen: Trotz mauen Schweizer Leistungen – die Fans lassen sich ihre gute Laune nicht verderben.
Foto: Keystone
Mario Rall und Marcel W. Perren

Nach dem Kombi-Doppelsieg mit Jansrud vor Svindal und dem Abfahrtstriumph von Aksel Svindal siegt zum Abschluss der Berner Oberländer Weltcupwoche Henrik Kristoffersen in einem spannenden Slalom auf dem unteren Teil der Abfahrtspiste.

Mit drei Siegen, einem zweiten Platz und 380 Weltcuppunkten reisen die Norweger aus Wengen ab. Sie führen mit Svindal im Gesamt- und Abfahrtsweltcup, mit Jansrud in der Kombi-Wertung und mit Kristoffersen im Slalomweltcup.
Diese norwegischen Ski-Festspiele sind erstaunlich. Denn die Nation, in der die Nordischen in der Popularität weit vor den Alpinen stehen, hat fast kein Geld für die Skifahrer. 1,5 Millionen Franken müssen für das ganze Männer-Alpin-Team reichen. Und zwar für Sommertraining und Wettkampfwinter. Zum Vergleich: Das Budget der Schweizer Alpinen beträgt fast zwölf Millionen Franken.
«Im letzten November waren wir praktisch pleite», erinnert sich der norwegische Abfahrtstrainer Reto Nydegger aus Iseltwald bei Wengen. «Jetzt haben wir wieder ein bisschen Geld», ist er beruhigt.
Not macht bescheiden. Ein Superstar wie Aksel Svindal fliegt weder First- noch Businessclass, sondern Economy wie der Rest des Teams. Dem komplettesten Skirennfahrer der Gegenwart kann der norwegische Verband an den Weltcuporten kein Einzelzimmer in den Hotels offerieren - Aksel liegt wie alle anderen mit einem Teamkollegen im Doppelbett. Und als sich Svindal vor einem Jahr von der Achillessehnenoperation erholte, stellte man ihm nicht etwa einen eigenen Trainer zur Verfügung, vielmehr schloss er sich klaglos den Europacupfahrern an.

Senior rettet unsere Ehre

Die Bettler sind die Könige. Auch im Slalom. Hinter Seriensieger Kristoffersen klassieren sich im Slalom zwei Italiener – auch diese Nation spürt immer wieder den Pleitegeier kreisen, hat aber ein tolles Riesen- und Slalom-Team.
Demgegenüber geht es Swiss Ski finanziell gut, aber die jungen Schweizer mit Yule, Aerni und Zenhäusern erleiden eine Bruchlandung auf der Piste. Die Ehre rettet Marc Gini (32). Der Teamsenior kann sich erstmals seit fast drei Jahren wieder für einen zweiten Lauf qualifizieren und wird 24.

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