BLICK: Lara Gut, seit Ihrem letzten Rennen sind fünf Monate vergangen. Und trotzdem waren Sie durch Ihre Hochzeit in aller Munde. Wie geht’s?
Lara Gut: Bestens. Ich bin verliebt und ich bin gesund (lacht)!
Sie wissen, was ich meine...
Sicher (schmunzelt). Ich habe zuletzt Neues gesehen, Neues erlebt. Und ich habe die Liebe gefunden – nicht jene zur Familie, sondern die Liebe meines Lebens. Es geht mir sehr gut.
War es das fehlende Puzzlestück in Ihrem Leben?
Ja. Es ist ganz anders, wenn man alleine lebt oder wenn man zu zweit ist. Seit Valon da ist, sehe ich das Leben anders.
Inwiefern?
Früher habe ich nur als als Athletin gedacht. Und mich dadurch eingeschränkt. Jetzt realisiere ich: Es gibt auch ein Leben neben dem Skisport, man kann tausende Sachen machen. Jetzt mit jemandem an meiner Seite. Das ist wunderschön.
Schon nach Ihrem Kreuzbandriss im Februar 2017 erklärten Sie, sich verändert, zu haben.
In den ersten zehn Jahren meiner Karriere machte ich praktisch immer das Gleiche. Ende Oktober, das erste Rennen. Dann Skifahren und trainieren. Und Mitte März? Die Saison ist vorbei. Ich habe gelernt, dass es noch viel mehr gibt. Und so habe ich mich entwickelt. Mit 16 hatte ich das genau gleiche Leben wie jetzt, aber ich war noch ein Mädchen. Jetzt bin ich eine Frau.
Zuerst die Verletzung. Und jetzt die Liebe.
Anstatt eine persönliche Entwicklung auf 10 Jahre zu verteilen, habe ich sie innert weniger Monaten durchgemacht. Ich habe Gas gegeben (lacht).
Wie war die Hochzeit?
Wunderschön.
Genauer?
(zögert). Sie ist etwas so Schönes, so Wichtiges, so Intimes, dass ich sie gar nicht beschreiben möchte. Ein Beispiel. Reduziert man es darauf, wie viele Gäste da waren – das ist dann zu wenig. Etwas kann ich aber sagen...
Bitte.
Ich hätte nie gedacht, dass ich einmal so glücklich sein würde.
Valon und Sie waren bei der Hochzeit seit einem halben Jahr ein Paar. Einige meinten, das sei zu früh.
Keiner hat das Recht, eine Hochzeit zu kritisieren. Tut er es dennoch, hat er nicht verstanden, was dieser Moment bedeutet.
Sie haben nur ein Foto nach der Hochzeit veröffentlicht. Warum nicht mehr?
Schwer zu sagen... Ein Beispiel: Wenn ich nicht poste, dass ich am Trainieren bin, fragen sich die Leute: trainiert sie nicht? Wenn ich nur Trainingsbilder poste, gehts auch nicht. Es hat sich viel verändert, seit wir zu zweit sind. Ich mache mir viele Gedanken, was ich öffentlich machen will und was nicht.
Von der WM in Russland haben Sie mehrere Fotos gepostet. Auch mit unangenehmen Folgen, oder?
Es war unglaublich, was nach dem Spiel der Schweiz gegen Brasilien auf Social Media passierte. Valon hat tausende Kommentare von Brasilianern erhalten. Ich auch. Sogar mein Bruder, unsere beiden Familien.
Wie ging es Ihnen dabei?
Ich war überrascht wie weit das Ganze gehen kann.
Die Menschen meinten, Ihr Ehemann hätte Neymar unfair attackiert.
Irgendwann hatte ich die Schnauze voll von Social Media. Aber dann habe ich wieder gedacht: Es ist auch bereichernd. Es gibt keinen richtigen oder falschen Weg.
Sie können bestimmen, wie viel Sie öffentlich machen.
Was ich jeweils denke: An Weihnachten posten alle auf einmal Fotos von Weihnachten. Dabei vergessen sie, Weihnachten zu geniessen.
Mikaela Shiffrin sagt, dass sie fast jeden Instagram-Kommentar liest. Und dass die negativen ihr weh tun. Wie ist es bei Ihnen?
Sagt man etwas anderes, ist das Selbstschutz. Auch wir sind Menschen, verletzlich.
Aber irgendwann hat man eine dicke Haut, oder?
Wenn einer nicht einverstanden ist, wie ich eine Kurve anfahre, kann er mich kritisieren. Das müsste mich nicht treffen. Aber es trifft mich.
Wie ist es mit der Presse?
Gleich. Wenn nur ein Komma nicht stimmt, denke ich: Es ist nicht so! Aber letztlich verliert man dadurch viel Energie, die sollte ich eher auf der Piste verbrauchen (lacht).
Behramis Vater Ragip ist von Ihnen beeindruckt. Er sagt: «Sie ist nicht als Champion zu uns gekommen, sondern als Frau.»
Das bedeutet mir viel. Sie sind eine super Familie.
Und jetzt sind beide Familien noch bekannter als vorher.
Gehen Valon und ich zusammen spazieren, sagen alle: Oh, das sind Valon und Lara. Kein Problem. Aber wir wollen unser Leben nicht auch noch mit Millionen Menschen teilen.
Sie wollen ihr Privatleben schützen?
Ja. Wir hoffen, dass die Leute uns verstehen.