Am Mittwoch schiesst Daniel Yule (25) scharf gegen FIS-Präsident Gian Franco Kasper. Der Sieger vom Madonna di Campiglio-Slalom bezeichnet den 75-jährigen Chef des internationalen Ski-Verbands als Mann, «der sich viel zu weit von unserem Sport entfernt hat und mit seinen medialen Bekenntnissen zu Diktaturen keine Dialoge mit uns Athleten führen will».
Österreichs Ski-Legende Hans Knauss (47, Kitzbühel-Sieger 1999, Riesenslalom-Vize-Weltmeister 2003) ist beeindruckt von Yules Mut, öffentlich den eigenen Präsidenten in Frage zu stellen: «Ich möchte Daniel zu diesen Aussagen gratulieren und meine volle Unterstützung aussprechen.» Und Knauss, der seit 2007 für den ORF Skirennen kommentiert, legt nach: «Mir fehlt an der Spitze der FIS schon seit ewig langer Zeit die Dynamik. Die Herren an der Verbandsspitze wirken ähnlich dynamisch, wie wenn der Schladminger Senioren-Klub einen Ausflug macht.»
Und noch heftiger: «Das Verhalten der FIS bei der Anreise der Athleten zu dieser Weltmeisterschaft war beschämend. Viele Top-Sportler sind mit grosser Verspätung eingetroffen, weil der Internationale Ski-Verband FIS nicht in der Lage war, seinen Aushängeschildern Charter-Flüge zur Verfügung zu stellen.»
Kasper: «Bin kein Diktator»
Gian Franco Kasper weist diese Vorwürfe entschieden zurück: «Dass Athleten erst mit grosser Verspätung in Schweden gelandet sind, ist auf die heftigen Schneefälle am Flughafen Stockholm zurückzuführen. Und es ist weiss Gott nicht die Aufgabe der FIS, den vielen Schnee von der Landebahn in Arlanda zu räumen.»
In einem Interview mit dem «Tages-Anzeiger» bezweifelte Kasper unter anderem wegen diesen starken Schneefällen die Klimaerwärmung. Auf die Olympia-Vergabe angesprochen, provozierte er ausserdem mit dem Satz: «Vom Geschäftlichen her sage ich: Ich will nur noch in Diktaturen gehen, ich will mich nicht mit Umweltschützern herumstreiten.»
Kann Kasper nachvollziehen, dass man ihn deswegen als Befürworter von Diktaturen bezeichnet?
Kasper: «Ich kann Yule wie Knauss beruhigen: Ich bin kein Diktator, die Herren können sich jederzeit mit mir an einen Tisch setzen. Ich bin für jeden Vorschlag, der den Skisport weiterbringt, sehr dankbar.»
Kasper weiter: «Ich stelle den Klimawandel nicht infrage. Aber ich masse mir nicht an, zu behaupten, dass es in 20 Jahren keinen Schnee mehr gibt.»