In der Diskussion um Mélanie Meillards Saison-Out nach ihrer erneuten Knie-OP meldet sich nun der operierende Arzt zu Wort. «Bei der Nachuntersuchung im Juni war alles in Ordnung», schreibt Alain Sandoz in einer Mitteilung. Nun aber sei im linken Knie eine Instabilität aufgetaucht. «Wir können daher nicht das Risiko eingehen, sie wieder Rennen fahren zu lassen.» Das Kreuzband muss noch einmal operiert werden.
Zuvor hatte Meillards Manager Ralph Krieger gegenüber BLICK in einer ersten Reaktion Sandoz' Operationsmethode hinterfragt. Der Mediziner hatte dem Toptalent das Band eines fremden Menschen eingesetzt, statt ein Sehnenimplantat des eigenen Körpers genutzt. Krieger: «Ich verstehe das nicht. Mélanie hatte bislang noch keine grosse Verletzungen. Es war also genügend eigenes Material da, welches man hätte verwenden können.»
Sandoz lässt das nicht auf sich sitzen: «Diese Technik wird allgemein praktiziert und mit grossem Erfolg angewendet», verteidigt er seinen Entscheid, mit einer Spendersehne zu arbeiten. In den USA zum Beispiel würden mehr als 50 Prozent der Transplantationen mit dieser Technik durchgeführt. «Der Grund dafür, dass man sich bei Mélanie für diese Technik entschieden hat, liegt in der Komplexität und der Vielzahl ihrer Verletzungen an ihrem linken Knie.»
Die Meinungen der Mediziner gehen in dieser Frage allerdings auseinander. Niklaus Friederich, Orthopäde am Unispital Basel, äussert sich nicht spezifisch zum Fall Meillard. Aber er erklärt gegenüber BLICK: «So wie ich die wissenschaftliche Datenlage interpretiere, ist bei Spendersehnen das Risiko grösser, dass die eingesetzte Sehne etwas lockerer sitzt.»
Von rund 20 Spitzen-Skifahrern, die er am Knie operiert habe, habe er gerade mal in einem Fall auf eine Spendersehne zurückgegriffen. «Das war nötig, weil es bereits die dritte oder vierte Operation war.
Für ihn gelte: «Wenn ich nichts anderes mehr habe, wenn es mehrere Voroperationen gab, nehme ich etwas Körperfremdes. Es gibt Kollegen, die das anders sehen. Da kann man nicht sagen, es ist richtig oder falsch, eine Spendersehne zu benutzen.»
Ob im Fall von Mélanie Meillard etwas schief gelaufen ist, wird sich kaum abschliessend beurteilen lassen. Sicher ist: Das Toptalent muss noch einmal unters Messer. Diesmal wird eine körpereigene Sehne eingesetzt.