Es ist eine Top-Fahrt, die Marc Gisin in den Kitzbüheler Schnee setzt. Zwischenzeitlich mit Startnummer 25 in Führung liegend, schwingt der 1,98-Meter-Mann im Ziel auf Platz 5 ab – ein sackstarke Leistung auf der Streif, die den Athleten auch in diesem Jahr alles abverlangt.
Danach wird Gisin zum SRF-Interview gebeten. Und bei den Fragen von Paddy Kälin übermannen den Engelberger Riesen die Emotionen.
Denn: Kitzbühel ist der Ort des Grauens für Gisin. Es passierte am 23. Januar 2015. Im Super-G landet er nach einem schrecklichen Abflug an der Hausbergkante mit einem Schädel-Hirn-Trauma im Spital. Darauf folgt eine lange Leidenszeit mit Erschöpfungssymptomen und schlimmen Schlafstörungen. Die Ärzte diagnostizieren beim Speed-Spezialisten eine posttraumatische Belastungsstörung.
Nun Platz 5 an genau diesem Ort. Gisin: «Dieses Erlebnis fährt eigentlich nicht mehr mit. Aber ich habe schwierige Zeiten durchgemacht. Gerade auch im letzten Jahr wieder. Jetzt hier zu stehen mit Platz 5 ist einfach schön. Das geht mir sehr nahe.»
Viel mehr mag Gisin nicht mehr sagen. Er bricht in Tränen aus: «Ich habe nicht mehr daran geglaubt, dass ich wieder so herankomme. Ich kann gar nichts mehr sagen, es tut mir leid...»
Was für Emotionen, was für eine Genugtuung. Chapeau, Marc Gisin!
Übrigens: Marcs jüngere Schwester Michelle fährt in der Abfahrt von Cortina ebenfalls auf Platz 5. (wst/mwp)