Selbst bei seinen grössten Triumphen hat Carlo Janka auf grosse Jubelposen verzichtet. Als er 2009 Weltmeister im Riesenslalom wurde, hat der Iceman lediglich einen Zeigfinger in die Höhe gestreckt. Ähnlich nüchtern quittierte er ein Jahr später seine Riesen-Goldmedaille bei den Olympischen Spielen.
Grosse Emotionen zeigte der Obersaxer dafür am Sonntag nach dem Super-G in Lake Louise. Nein, nicht weil er im Weltcup den ersten Top-15 Platz seit zwanzig Monaten verbucht hat. Janka freute sich so sehr über den Podestplatz von Mauro Caviezel, dass er seinen Bündner-Kumpel herzlich umarmte.
Immer Sommer gibts Capirinhas
Caviezel und Janka stellen seit Jahren ein schier unzertrennliches Duo dar. Im Sommer schwitzen Mauro und sein Bruder Gino mit Carlo und Eishockey-Star Nino Niederreiter in einem Fitness- und Kraftraum in der Churer Industriezone. Am Churerfest führen sie zusammen die legendäre «Caipi-Bar» und schenken Caipirinhas aus. Und im Ski-Zirkus teilen sich Janka und Caviezel ein Zimmer.
Zusammengeschweisst hat die Beiden auch die gemeinsame Leidensgeschichte im Jahr 2011. Während Janka damals nach einem heimtückischen Virus eine Herz-Operation über sich ergehen lassen musste, war Caviezel wegen einer schweren Knieverletzung und einer kaputten Schulter für ein paar Wochen auf den Rollstuhl angewiesen.
Ein Swiss Ski-Mediziner hat Mauro damals prophezeit, dass er nie mehr Leistungssport betreiben werde. Im Endeffekt war es ein Manual-Therapeut in der Innerschweiz, der Caviezel wieder auf die Beine geholfen hat. Seit ein paar Jahren fährt auch Janka regelmässig zu diesem Mann nach Stansstad. Als er vor 13 Monaten nach einem Sturz im Riesenslalom-Training die Diagnose Kreuzbandriss erhalten hat, hat sich der letzte Schweizer Gesamtweltcupsieger gegen eine Operation und für eine Spezialbehandlung bei Caviezels Therapeuten entschieden.
«Carlo steht bald wieder ganz vorne»
Nun haben die Rennen in Lake Louise den endgültigen Beweis erbracht, dass das Knie des 32-Jährigen den Belastungen auf einer hart präparierten Weltcup-Piste standhält. «Carlo hat schon hier einen riesengrossen Schritt nach vorne gemacht. Und es ist nur noch eine Frage der Zeit, bis er wieder ganz vorne mitmischen wird» glaubt Caviezel.
Vielleicht stehen Mauro und Carlo ja bereits am nächsten Wochenende in Beaver Creek gemeinsam auf dem Podest. Zur Erinnerung: Janka hat 2009 auf der „Birds of Prey“ drei Weltcupsiege in drei Tagen eingefahren. Und Caviezel ist im Vorjahr auf der „Raubvogel-Piste“ unweit vom Ziel mit der zweitschnellsten Zwischenzeit ausgeschieden.