Gian Franco Kasper wird seine letzte Amtszeit als FIS-Präsident nur zur Hälfte absolvieren. Der bis 2022 gewählte Bündner kündigt am Samstag im Alter von 75 Jahren seinen Rücktritt auf den im nächsten Mai in Thailand stattfindenden Kongress des Ski-Weltverbands an.
Gian Franco Kasper war jahrzehntelang einer der einflussreichsten Schweizer Sportfunktionäre. Der St. Moritzer, seit 1975 schon FIS-Generalsekretär, war am 22. Mai 1998 beim Kongress in Prag als Nachfolger des Berners Marc Hodler zum FIS-Präsidenten gewählt worden. Dieser hatte zuvor die Geschicke des Verbandes während unglaublich anmutenden 47 Jahren geleitet. Kasper seinerseits wird der FIS, als erst vierter Präsident seit deren Gründung 1924, am Ende während 22 Jahren vorgestanden haben.
Kaspers Hauptaugenmerk galt in seiner ersten Phase als FIS-Präsident, die in ihrer Tradition erstarrte FIS zu modernisieren und zu professionalisieren. Kein halbes Jahr im Amt, hatte der St. Moritzer schon über 30 Landesverbände besucht und vieles in Bewegung gesetzt. Sein Ziel war, innerhalb der gesamten FIS eine Aufbruchstimmung zu erzeugen und die verkrusteten Strukturen aufzubrechen. «Wir brauchen Instrumente nicht für eine Revolution, aber für eine Reorganisation», so Kaspers damalige Absicht, die er auch umsetzte.
Kasper geriet in die Kritik
Doch in den letzten Jahren sah sich der blendende Kommunikator und gewiefte Taktiker, der sich auf dem sportpolitischen Parkett jederzeit gewandt bewegte, zunehmend einem medialen Gegenwind ausgesetzt. Einerseits wurde der einst mit dem Anspruch als Reorganisator angetretene Kasper in der NZZ als «Anti-Reformer» und «Hypothek für den Skisport» betitelt.
Andererseits geriet er ins mediale Kreuzfeuer als Folge von flapsigen Bemerkungen in Interviews – zu Themen wie dem fortschreitenden Klimawandel, den Kasper anzuzweifeln schien, oder auch der für den Sport günstigeren Situation in Diktaturen als in Demokratien. In Diktaturen müsse man sich nicht mit Umweltschützern streiten, sagte Kasper in einem Interview mit dem Tages-Anzeiger. Während der alpinen WM in Are im Februar 2019 schwelte deshalb eine Kontroverse, als Folge derer sich der Bündner für seine Aussagen entschuldigte. (SDA)