Mit Sonnenbrille und kurzen Hosen
Hier übt Janka den Raketen-Start!

Nach zahlreichen Fehlstarts hat Carlo Janka im Training einen neuen Weg eingeschlagen: Er fährt jetzt auf einen Teppich ab!
Publiziert: 14.06.2015 um 18:42 Uhr
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Aktualisiert: 14.10.2018 um 13:55 Uhr
Von Marcel W. Perren

Carlo Janka (29) ist schon wieder am Start. Doch diesmal steht er nicht im hautengen Renndress auf den Ski. Der «Iceman» trägt kurze Hosen, ist bereit für das Training auf einer Teppichpiste. Die Angelegenheit ist aber nicht so spassig, wie es Outfit und Tatort vermuten lassen. Obwohl es nicht wie bei der Abfahrt in Kitzbühel um ein Preisgeld von 100 000 Franken geht, kann Jänks hier die Basis für eine gewinnbringende Zukunft als Rennfahrer legen. Zudem könnte er mit einem einzigen Raketen-Start die Schulden bei Teamkollege Gino Caviezel (22) begleichen.

Aber der Reihe nach.

Janka hat im letzten Winter einige Podestplätze schon am Start verspielt. Beim Super-G in Gröden ist der Rückstand vom sechstplatzierten Janka auf Triumphator Kjetil Jansrud im Ziel gleich gross wie bei der ersten Zwischenzeit nach nur 35 Fahrsekunden – sieben Zehntel!

Und bei der Abfahrt in Garmisch ist im flachen Startstück nur Ottmar Striedinger langsamer als der Gesamt-Weltcupsieger von 2010. Der Österreicher kann zu diesem Zeitpunkt wegen eines gebrochenen Fingers nicht richtig anschieben ...

Jankas Trainer Jörg Roten kreiert in dieser Phase die Idee einer Trainings-Startrampe, die vor ein paar Wochen in Jankas Wohnort Obersaxen GR eingeweiht wurde. Die Anlage ist rund fünfzig Meter lang. Die Piste ist aus einem Kunststoffteppich angefertigt, den Roten im Baumarkt aufgestöbert hat.

Schnellstarter Caviezel knöpft Janka Geld ab

Die Gemeinde Obersaxen hat das Projekt vorfinanziert und der ehemalige Obersaxer Weltcup-Abfahrer Claudio Collenberg war bei der Konstruktion der Startrampe federführend. Roten ist begeistert: «Weil die Rampe verstellbar ist, können wir hier innerhalb von fünfzehn Minuten einen flachen Start – wie wir ihn beim Weltcup in Val Gardena vorfinden – in einen Steilstart à la Kitzbühel verwandeln.»

Am Flachstart bietet Janka seinem Trainingsgefährten Gino Caviezel, der wie sein Bruder Mauro zu den schnellsten Startern bei Swiss Ski gehört, eine Wette an: «Der Verlierer zahlt dem Sieger des Laufs pro Hundertstel Differenz 20 Franken.»

Gino nimmt die Wette dankend an und knöpft dem Riesen-Olympia-sieger von 2010 in diesem Lauf 60 Franken ab.

Danach kommt es zur Revanche vom Steilstart aus. Caviezel legt eine Zeit von 4,21 Sekunden vor. Aber dann demonstriert Janka seine Fortschritte am Start – er ist um einen Hundertstel schneller als Gino und reduziert damit seine Wettschulden auf 40 Franken.

Wie viele Franken kann diese sommerliche Starthilfe für den nächsten Weltcup-Winter wert sein? Janka: «Eins zu eins kann man den Start auf dieser Rampe mit dem auf Schnee nicht vergleichen, weil die Gleiteigenschaften anders sind. Der Teppich erzeugt viel mehr Reibung. Aber das ist nicht so wichtig, weil es im Winter viel mehr auf die Auslösung des Starttors und die darauffolgenden Stockstösse ankommen wird. Und diese Bewegungsabläufe kann ich hier auf dem Teppich wirklich sehr gut simulieren.»

Wetten, dass Janka in Zukunft nicht nur seinen Teamkollegen Preisgelder abknöpft?

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