Bis vor ein paar Jahren ist der «Guggiföhn» der gefährlichste Gegner der Lauberhornrennen. Weil er mit Böenspitzen von 200 km/h vom Guggigletscher über das Lauberhorn hinunter fegt, mussten in der Vergangenheit immer wieder Wettkämpfe abgesagt werden.
Doch im Vergleich zum Sturm, der aktuell über dem Hundschopf, Minschkante und Kernen-S tobt, ist der «Guggiföhn» nur ein laues Lüftchen.
Es geht um das grosse Geld. Es ist ein Sturm, der im Endeffekt die längste Abfahrt der Welt sogar aus dem Weltcup-Kalender blasen könnte.
Verband trennte sich von Infront
Ausgelöst wird diese gefährlich steife Brise 2016 aufgrund von Differenzen zwischen dem OK der Lauberhornrennen und der Führungsriege von Swiss-Ski. In diesem Jahr entscheidet sich der Skiverband dafür, die Weltcuprennen in der Schweiz selber zu vermarkten und trennt sich von der internationalen Vermarktungsagentur Infront.
Diese Entscheidung wird von den Wengenern anfänglich begrüsst, weil der Verband eine deutlich höhere Summe verspricht, als es von Infront gegeben hat. Und tatsächlich: Während Infront bis ins Jahr 2016 weniger als zwei Millionen ins Berner Oberland überwiesen hat, erhalten die Wengener gemäss BLICK-Recherchen jetzt mehr als zwei Millionen Franken von Swiss Ski.
Weil das aber offenbar nicht genug ist, haben die Wengener im Gegensatz zu den Adelbodnern, die für Riesenslalom und Slalom vom Verband rund eine Million weniger kassieren, den neuen Vertrag mit Swiss Ski nicht unterschrieben.
Erbitterter Prozess vor Gericht
Stattdessen führen die Männer vom Lauberhorn mit den hohen Herren von Swiss-Ski seit rund einem Jahr vor dem internationalen Sportgerichtshof CAS in Lausanne einen erbitterten Prozess. Aufgrund des laufenden Verfahrens wollen sich weder die Entscheidungsträger von Swiss Ski noch die Exponenten vom Lauberhorn-OK dazu äussern.
Dafür meldet sich ein ehemaliger Swiss-Ski-Mitarbeiter bei BLICK zu Wort: «Die Wengener verlangen auf der einen Seite mehr Swiss-Ski-Geld, auf der anderen Seite lassen sie nicht zu, dass der Hundschopf ähnlich wie die Hausbergkante in Kitzbühel als wertvolle Werbefläche genutzt wird. Diese Rechnung kann nicht aufgehen.»
Verlust der Rennen droht
Weil die Wengener vor Gericht trotzdem kompromisslos mehr Verbandsgelder einfordern, droht ihnen im schlimmsten Fall sogar der Verlust der Rennen. «Ich kenne bei Swiss Ski einige wichtige Leute, die mit dem Gedanken spielen, die Weltcuprennen von Wengen im Notfall ins Bündnerland oder ins Wallis zu vergeben», sagt ein Mann, der lange Jahre in der Verbandszentrale in Muri bei Bern tätig war.
Der Dreiecksvertrag zwischen dem internationalen Skiverband FIS, Swiss Ski und Wengen muss nach dieser Saison erneuert werden. Die Gefahr besteht, dass am Ende eine Unterschrift fehlen wird.