«Ich musste am Zoll umkehren»
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Gisin darf nicht zu Freund:«Ich musste am Zoll umkehren»

Michelle Gisin darf wegen Corona nicht zu ihrem Freund nach Italien
«Ich fiel in ein dunkles Loch»

Nur gerade 214 Kilometer Luftlinie trennen Michelle Gisin (26) und ihr Freund Luca de Aliprandini (29). Sehen können sie sich dennoch nicht.
Publiziert: 03.04.2020 um 16:58 Uhr
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Aktualisiert: 03.04.2020 um 18:55 Uhr
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Michelle Gisin und ihr Freund Luca de Aliprandini sind wegen der Corona-Krise derzeit getrennt.
Foto: Instagram
Mathias Germann

BLICK: Michelle Gisin, wie geht es Ihnen?
Michelle Gisin: Gut, danke.

Leidet niemand in Ihrer Familie am Coronavirus?
Nein.

Ihr Freund Luca De Aliprandini ist auch Ski-Profi. Er stammt aus Norditalien, einem Corona-Hotspot. Wie geht es ihm?
Zum Glück ebenfalls gut. Er ist derzeit in Quarantäne in unserem gemeinsamen Haus am Gardasee.

Und Sie in Engelberg.
Es ist schon hart, dass wir nicht zusammen sein können. Seit letztem November habe ich Luca gerade einmal an acht Tage gesehen. Wir freuten uns riesig auf die gemeinsame Zeit nach den Rennen.

Dann folgten die Einschränkungen wegen der Corona-Krise.
Ich will nicht klagen. Andere traf es härter, wir sind dagegen gesund. Aber als klar wurde, dass ich nicht zu ihm reisen darf, war das emotional ein Schlag. Ich fiel kurzfristig in ein dunkles Loch.

Gibt es keine Lösung, um zu ihm zu gelangen?
Derzeit nicht. Auch wenn ich nur von meinem daheim in der Schweiz in mein zweites Zuhause reisen und dort in Quarantäne bleiben würde, darf ich nicht nach Italien.

In Engelberg haben Sie Vater, Mutter, Schwester und Bruder bei sich. Wie lebt Luca?
Er ist ganz alleine. Die Eltern wohnen etwa eine Stunde entfernt von Riva del Garda. Auch die Grossmutter, die 92 Jahre alt ist, wohnt im gleichen Haus. Klar, dass Luca gar nichts riskieren will und zuhause bleibt.

Wie sieht sein Alltag aus?
Es herrscht bekanntlich Ausgangssperre. Vor kurzem erzählte mir Luca, wie täglich um die gleiche Zeit ein Feuerwehrauto an unserem Haus vorbeifuhr. Dabei wurden die Menschen via Lautsprecher aufgefordert, zuhause zu bleiben. Das ist schon krass.

Er darf lediglich einkaufen gehen, oder?
Genau. Aber das ist auch ein sehr unangenehmes Erlebnis. Er macht es darum nur alle zwei Wochen.

Wieso unangenehm?
Die Leute tragen Handschuhe und Masken. Und in den Läden gibt es überall Sticker am Boden – sie zeigen an, wo man durchlaufen muss und wo anhalten. Das wird sehr strikt befolgt. Aber ich muss dazu etwas sagen...

Bitte.
Ich finde die Massnahmen der Behörden richtig. Es geht schliesslich darum, dieses Virus zu stoppen – oder zumindest einzudämmen.

Die Situation wird sich wohl nicht bald entschärfen. Stellen Sie sich darauf ein, Ihren Freund monatelang nicht zu sehen?
Daran denke ich lieber gar nicht.

Wie sieht Ihr eigener Alltag aus?
Ich habe soeben mit einem Kondi-Block begonnen, gehe viel alleine Joggen oder mache Kraftübungen. Niemand weiss, wann wir wieder auf die Ski dürfen. Wenn es so weit ist, will ich aber bereit sein.

Ihr Gefühl?
Es dauert noch lange. Ich hoffe das Beste, gehe aber vom Schlechtesten aus.

Was tun sie sonst?
Ich lese sehr viel, vor kurzem habe ich das 12. Band einer Fantasy-Reihe fertig gelesen. Das waren total 6000 Seiten. Und ich backe zur grossen Freude meines Vaters oft.

Welche Leckerei servieren Sie ihm?
Russenzopf, also ein Nussstollen. Dabei habe ich aus drei Rezepten den perfekten Mix gefunden (schmunzelt).

Zum Schluss noch ein Rückblick. Welche Lehren haben Sie aus der letzten Saison gezogen?
Ich hatte tolle, aber auch miserable Rennen. Vor allem im Speed war es eine echte Achterbahnfahrt. Ich habe zwischendurch die Lockerheit verloren. Im nächsten Winter will ich sie endgültig zurückgewinnen.

Das Rezept dafür?
In den Speed-Rennen wieder mit Freude fahren wie im Training und nicht zu viel überlegen.

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