Das rechte Knie von Michelle Gisin (25) ist lange Zeit eine Baustelle. Als 17-Jährige reisst sie sich das Kreuzband. Mit 20 Jahren erleidet sie einen Knorpelschaden. Im letzten Januar bei den Rennen in Garmisch-Partenkirchen wird die Knie-Krankenakte um zwei Einträge reicher.
Ohne zu stürzen, verletzt sie sich. Die Diagnose: Beschädigter Knorpel – noch einmal. Dazu eine Kreuzbandzerrung. Sie muss unters Messer, verpasst die WM in Are. Viele wundern sich, ob Gisins rechtes Knie je wieder ganz gesund wird.
«Tatsächlich fragen mich viele Leute, wie es meinem Knie geht. Ich muss dann überlegen, welches sie meinen», sagt sie schmunzelnd. Und ergänzt: «Ich denke überhaupt nicht daran, dass ich mal verletzt war. Heute ist mein rechtes Knie stärker als je zuvor.»
«Im Training musste ich früher aufpassen»
Wie kommts? Rückblick: Gisin fuhr jahrelang im Ski-Weltcup mit beschädigtem Knorpel – sie liess die damalige Verletzung von 2013 konservativ behandeln. «Sie war zu klein, als dass sich eine Operation gelohnt hätte. Trotzdem musste ich, vor allem in den ersten Jahren, im Training aufpassen. Es gab Phasen, da schränkte mich das Problem ein.»
Nun gab es endlich die Möglichkeit, den alten Schaden zu behandeln – also zwei Fliegen mit einer Klappe zu schlagen. Es klappte. «Der Eingriff hat perfekt gesessen. Mir geht es unglaublich gut.»
Was Gisin nicht erwähnt: Sie verdient sich diesen Zustand auch durch knallharte Reha-Arbeit – stets begleitet von ihrenm langjährigen Arzt Lukas Weisskopf und Physio Felix Zimmermann.
Dafür verzichtete sie auch auf längere Ferien. «Es ist mega cool, dass wir alles wieder hinbekommen haben», so die Engelbergerin.
Zwei Monate im Vorsprung
Doch das ist längst nicht alles. Im Vergleich zu anderen Fahrerinnen ist Gisin in ihrer Saisonvorbereitung bis zu zwei Monaten im Vorsprung – sowohl konditionell als auch beim Material. Der schneereiche Winter bot ihr im Frühling perfekte Pistenverhältnisse. Dadurch ist Gisin im Vergleich zu früher fast zwei Monate im «Vorsprung» – technisch, konditionell und bezüglich Materialtests.
Eine Garantie für ein Super-Comeback ist das noch nicht. Aber die Voraussetzungen stimmen. Gisin: «So parat wie jetzt war ich im August noch nie.»