Marco Odermatt (27) hat im letzten Winter seinen Sponsoren und Mitarbeitern einen besonderen Brief geschrieben. Der dreifache Gesamtweltcupsieger bedankte sich in diesem Schreiben mit herzlichen Worten für die Unterstützung und machte deutlich, was seine grosse Triebfeder für die Zukunft ist: «Mein letztes grosses Ziel, der Sieg in der Abfahrt von Kitzbühel, wird mich motivieren, sehr hart zu arbeiten, fokussiert zu bleiben und weiter anzugreifen!»
Im Vorjahr war es Frankreichs «Skidane» Cyprien Sarrazin (30), welcher den ersten Streif-Triumph des Nidwaldners mit einer Fabel-Fahrt verhinderte. Justin Murisier sagte später, dass er seinen Kumpel selten so enttäuscht erlebt habe wie in diesem Moment. Odermatt relativiert: «Als ich mit der Startnummer 7 ins Ziel gekommen war, lag ich eineinhalb Sekunden vor Topmann Ryan Cochran-Siegle, obwohl ich im oberen Abschnitt nicht das beste Gefühl hatte. Entsprechend gross war mein Jubel. Ich bin mir dann für ein paar Minuten ziemlich dumm vorgekommen, als unmittelbar nach mir Cyprien Sarrazin um eine Sekunde schneller war. Aber diese Enttäuschung ist schnell der Freude gewichen.»
Lauberhorn-Held hatte wegen Streif schlaflose Nächte
In diesem Winter wird Sarrazin dem vierfachen Schweizer Sportler des Jahres aufgrund der in Bormio erlittenen Hirnblutung keinen Sieg entreissen können. Dafür gibt es mindestens drei Teamkollegen, die Odermatt am Hahnenkamm gefährlich werden könnten.
Bormio-Sieger Alexis Monney (25) überzeugte am Dienstag im ersten Training auf der für einmal nicht vereisten, sondern sehr griffigen Streif mit der Bestzeit. Justin Murisier (33) hat Odermatt bereits Anfang Dezember in Beaver Creek auf einer Strecke, die von den technischen Anforderungen vergleichbar ist, auf den Ehrenplatz verwiesen. Und dann ist da noch Franjo von Allmen, der am Lauberhorn im Super-G triumphierte und auf der längsten Abfahrt der Welt mit einem Rückstand von 37 Hundertsteln hinter Odermatt Zweiter wurde.
Dass der 23-Jährige auch in Kitzbühel brandheiss ist, hat er schon im Vorjahr bewiesen, als er mit Startnummer 29 mit der drittschnellsten Zeit über die Hausbergkante donnerte. Doch in der Traverse kam der gelernte Zimmermann von der Ideallinie ab und verpasste das Tor zur Einfahrt in den Zielschuss. «Wegen dieses Fehlers hatte ich zwei schlaflose Nächte, weil ich mich sehr über das verpasste Podium geärgert habe», verrät «FvA». Mit etwas Abstand betrachtet, ist der Simmentaler aber zur Einsicht gekommen, «dass ich in dieser Situation auch viel Glück im Unglück hatte. Wenn ich dort gestürzt wäre, hätte ich ziemlich sicher eine gröbere Verletzung davongetragen.»
Von Allmens Missgeschick beim Wäschewaschen
Ärger hatte von Allmen am letzten Sonntag, als er nach zwei Traum-Tagen in Wengen zu Hause in Boltigen die Klamotten waschen wollte. «Weil der Schlauch der Wasserleitung zerplatzt war, war meine Waschküche überflutet. Es hat relativ lange gedauert, bis ich das Wasser aufgesogen hatte», erzählt der Shooting-Star.
Dass er sich trotz dieses Missgeschicks gut von den Lauberhorn-Strapazen erholt hat, hat von Allmen aber am Dienstag im Kitzbühel-Training bewiesen, in dem er um eine Hundertstel-Sekunde schneller als Superstar Odermatt war.