Mega-Talent überzeugt auf der Saslong
Die Ski-Welt beneidet uns um von Allmen – sein Trainer aber warnt

Italien jubelt über den ersten Saslong-Sieg von Dominik Paris, während die Schweizer den Sprung aufs Podest verpassen. Ein Swiss-Ski-Athlet darf sich dennoch freuen: Franjo von Allmen sichert sich die Trophy für den besten Newcomer.
Publiziert: 16.12.2023 um 18:56 Uhr
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Aktualisiert: 18.12.2023 um 15:34 Uhr
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Im Super-G wurde Franjo von Allmen Neunter.
Foto: keystone-sda.ch
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Marcel W. PerrenSki-Reporter

An keinem anderen Weltcup-Ort hat Dominik Paris so viele Frust-Momente erlebt wie in Val Gardena (It). Mit Ausnahme des dritten Ranges 2014 ist der 110-Kilo-Koloss, der knapp fünfzig Autominuten vom Grödnertal in Ulten aufgewachsen ist, auf der Saslong immer am Abfahrt-Podium vorbeigefahren. Nachdem er im Vorjahr bei seinem Heimrennen abgeschlagen auf dem 42. Rang gelandet war, sagte Paris zum Wirt von Italiens Teamhotel: «Im nächsten Jahr werde ich nicht mehr hierherkommen, weitere Starts auf dieser Piste sind für mich komplett sinnlos!»

Der sechsfache Bormio-Champion und vierfache Kitzbühel-Triumphator hat es sich dann doch anders überlegt. Und Paris haut einen phänomenalen Lauf raus – im Ziel liegt der 34-Jährige vier Zehntel vor Titelverteidiger Aleksander Aamodt Kilde (31) und 60 Hundertstel vor dem Amerikaner Bryce Bennett (31), der am Donnerstag die verkürzte Abfahrt auf dieser Strecke für sich entscheiden konnte.

Gewinnbringende Erkenntnisse auf dem Sessellift

Und die Schweizer? Gesamtweltcup-Leader Marco Odermatt (26) verpasst bei der Einfahrt in die «Ciaslat» beinahe ein Tor und klassiert sich in der Endabrechnung auf dem siebten Rang. Der Zürcher Niels Hintermann (28) wird Zehnter.

Der heimliche Gewinner dieses Rennens kommt aus dem Berner Oberland und heisst Franjo von Allmen. Der 22-Jährige wird mit der Startnummer 42 Zwölfter. Und dieses Ergebnis ist noch mehr wert als der neunte Rang, den der gelernte Zimmermann am Vortag im Super-G eingefahren hat. Der Super-G hat im Gegensatz zu dieser Abfahrt keine wirklich selektiven Passagen beinhaltet. Und wie souverän der dreifache Vize-Juniorenweltmeister von 2022 die schwierigsten Situationen meistern kann, demonstriert er mit der Abschnittsbestzeit in der «Ciaslat». Weil er diese Schlüsselstelle im ersten Training und in der verkürzten Abfahrt verhauen hat, ist von Allmen erst spät im Startgelände eingetroffen. Denn: «Ich habe mir noch einige Fahrten vor dem Fernseher in meinem Hotelzimmer angeschaut, ein paar Athleten habe ich auch noch vom Sessellift aus beobachtet. Ich wollte möglichst viele Impressionen sammeln, um Sicherheit zu gewinnen», erzählt von Allmen, der in Boltigen am Fusse vom Jaunpass gross geworden ist.

Die grosse Gefahr

Spätestens nach diesem Auftritt beneidet uns die ganze Ski-Welt um dieses Mega-Talent. «Von Allmen verkörpert die seltene Kombination aus einem starken Techniker und einem gefühlvollen Gleiter», sagt Österreichs Alpinchef Herbert Mandl. Deutschlands Ski-Legende Felix Neureuther legt nach: «Was dieser von Allmen drauf hat, ist wirklich schwer beeindruckend.» 

Einen enormen Anteil an von Allmens Entwicklung hat Ex-Abfahrts-Weltmeister Franz Heinzer (61), der diesen Rohdiamanten als Trainer bis im letzten Winter im Europacup geschliffen hat. Seit dem Aufstieg in den Weltcup wird von Allmen in herausragender Manier vom ehemaligen Schwyzer Weltcup-Abfahrer Vitus Lüönd gecoacht.

Swiss-Ski-Speedchef Reto Nydegger ist überzeugt, «dass Franjo super wird!» Gleichzeitig erhebt Nydegger den Mahnfinger: «Bei Franjo müssen wir ganz besonders aufpassen, dass er gesund bleibt. Er ist abschnittsweise noch viel zu wild unterwegs. Und wenn sich das nicht ändert, wird das nicht immer gut gehen. Er muss lernen, zu taktieren.» 

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