BLICK: Maria, viele Ex-Rennfahrer haben nach dem Rücktritt starke Entzugserscheinungen. Wie gehts Ihnen, wenn Sie die WM verfolgen?
Maria Höfl-Riesch: Ich bin froh, dass ich jetzt als ARD-Expertin immer noch über den Skisport reden darf, aber keine Rennen mehr bestreiten muss. Meine letzten Jahre als Rennfahrerin waren extrem stressig. Es hat brutal viel Kraft gekostet, als Allrounderin mit den Disziplin-Spezialistinnen mithalten zu wollen. Dieser extreme Stress hat auf meinen Körper wie auf meine Psyche geschlagen.
Heisst das, Sie haben an der Schwelle zum Burnout gestanden?
Ich habe ja nicht nur riesigen Druck von aussen gespürt, auch ich selbst habe mich brutal unter Druck gesetzt. Als mir dann in der Vorbereitung auf meine letzte Saison kein ordentlicher Schwung gelungen ist, bin ich psychisch an meine Grenzen gekommen. Ich konnte nicht mehr abschalten. Wenn ich mich mit einem Buch ablenken wollte, hatte ich nach ein paar Seiten keine Ahnung, was ich gelesen habe, weil sich meine Gedanken nur um meine sportlichen Probleme gedreht haben. Darum bin ich überglücklich, dass ich mit Olympia-Gold in Sotschi aufhören konnte und mein Alltag jetzt nicht mehr vom Trainings- und Wettkampfplan abhängt.
Haben Sie nie Sehnsucht nach dem Adrenalin, das während einer Abfahrt durch den Körper schiesst?
Nein, bei mir ist es auch diesbezüglich genau umgekehrt. Ich habe jahrelang so viel riskiert und bin jetzt froh, dass ich heil davongekommen bin und mein neues Leben ohne Alltagsschmerzen leben darf.
Absolvieren Sie deshalb keine Kamera-Fahrten für die ARD?
Ich war noch nie ein Fan davon, weil Kamera-Fahrten die Wirklichkeit einer Fahrt über eine gefährliche Strecke total verfälschen. Aus dieser Perspektive kann man nicht erkennen, wie weit ein Sprung wirklich geht. Tempo und Steilheit kommen auch nicht rüber. Man kann den Zuschauern eine Strecke sehr viel näher bringen, wenn ich mit der Kamera an Schlüsselstellen bleibe.
Wie oft sind Sie in Kontakt mit Ihrer langjährigen Weggefährtin Lindsey Vonn?
Uns verbindet ein ziemlich intensiver Kontakt. Ich war an ihrem dreissigsten Geburtstag eingeladen. Vor der WM haben wir in Salzburg zusammen zu Abend gegessen.
Haben Sie auch schon mit Lindseys Lover Tiger Woods Golf gespielt?
Ich habe überhaupt noch nie Golf gespielt.
Sind Sie dem Tiger noch gar nie über den Weg gelaufen?
Doch, ich habe die beiden mit meinem Mann schon während Lindseys Verletzung in Florida besucht. Und in der Zwischenzeit habe ich für den Video-Blog auf meiner Homepage auch schon ein Talk mit ihm geführt.
Wie verstehen Sie sich mit Lara Gut?
Ich hatte als Aktive mit einigen Rennfahrerinnen ein sehr gutes Verhältnis. Das zu Lara war aber immer neutral. Ich hatte nie ein Problem mit ihr. Allerdings hatte ich zeitweise das Gefühl, dass sie ein Problem mit mir hat. Warum, weiss ich nicht. Wenn wir uns heute treffen, können wir ganz normal miteinander reden.
Nun beginnt für Sie ein neuer Lebensabschnitt. Wie sieht es mit ihrer Familienplanung aus?
Ich konnte für die ersten zwei Jahre nach meinem Rücktritt vom Spitzensport einige ganz tolle Verträge abschliessen, die aber mit viel Zeitaufwand verknüpft sind. Deshalb wird ein eigenes Kind für mich frühstens in eineinhalb Jahren zum Thema.
Wie steht es um ihrer Qualitäten als Hausfrau? Kochen sie für ihren Mann?
Weil ich ja sehr früh aufs Skifahren fokussiert war, habe ich nie kochen gelernt. Und jetzt fehlt mir die Lust, richtig kochen zu lernen.