BLICK: Marco, wie geht es Ihnen?
Marco Odermatt: Gut. Ich durfte die Weihnachtstage zu Hause in Buochs verbringen und bin zuletzt oft zu meinem genialen Masseur Roger Jud nach Stans gefahren. Er hat mit Lymphdrainagen dafür gesorgt, dass mein Kreislauf im Schwung bleibt. Und die Krücken kann ich jetzt nach sechs Tagen wieder abgeben und vorsichtig mit dem Aufbau beginnen.
Waren Sie schockiert oder erleichtert, als Ihnen Swiss Ski-Arzt Walter O. Frey die Diagnose Meniskus-Schaden verkündet hat?
Ich war erleichtert. Dass irgendetwas kaputt ist, war mir ja schon in Alta Badia klar. Und ich musste befürchten, dass die Kreuzbänder gerissen sind, was eine Zwangspause von mindestens sechs Monaten zur Folge gehabt hätte. Deshalb war ich im Endeffekt froh, dass «nur» der Aussenmeniskus lädiert war. Diese Operation hat knapp dreissig Minuten gedauert, ich konnte während diesem Eingriff zuschauen.
Können Sie schon abschätzen, wann ein Comeback möglich sein könnte?
Bei einem optimalen Heilungsverlauf nach dreieinhalb bis vier Wochen. Das wäre in diesem Fall bei den Rennen in Kitzbühel. Aber ich muss sehr vorsichtig sein – eine falsche Bewegung kann zu einer neuerlichen Entzündung im Knie führen. Und dann würde sich ein Comeback bereits wieder um eine Woche nach hinten verschieben. Und weil in diesem Winter ja keine WM oder Olympische Spiele auf dem Programm stehen, ist der Zeitdruck auch nicht so gross. Ob ich im Endeffekt ein Weltcuprennen mehr oder weniger verpasse, spielt für den weiteren Verlauf von meiner Karriere keine grosse Rolle.
In den letzten Tagen haben sich viele Trainer und Rennfahrer sehr kritisch über den Zustand der Piste in Alta Badia geäussert. Teilen Sie diese Kritik?
Die Organisatoren und die Arbeiter auf der Piste haben ganz sicher alles Menschenmögliche versucht. Aber im Endeffekt hat ihnen das Wetter derart übel mitgespielt, dass die schlechteste Piste herausgekommen ist, auf der ich bis jetzt im Weltcup gefahren bin.
Sie waren an diesem Tag Athletensprecher. Haben Sie sich bei der Jury nicht vehement genug für eine Absage eingesetzt?
Ich war zum ersten Mal Athletensprecher und habe gemerkt, wie schwierig diese Aufgabe ist, weil im Endeffekt jeder Athlet an seine eigenen Vor- oder Nachteile denkt.
Was heisst das konkret?
Ich habe schon bei der Besichtigung gesehen, dass die Piste bricht. Aber dann wurde uns mitgeteilt, dass man die Strecke bis zum Start mit Salz und Wasser stabilisieren würde. Weil ein Alexis Pinturault gewusst hat, dass er mit seiner Startnummer 1 auf einer solchen Piste im Vorteil ist, hat er sich eher für einen Start ausgesprochen. Der Mann mit der Startnummer 15 war wiederum gegen einen Rennstart, weil klar war, dass die Piste bis zu seinem Start extrem rumpeln würde. Aber im Endeffekt habe ich mich in Alta Badia durch einen Schlag am Knie verletzt, den ich auf jeder anderen Piste auch hätte kassieren können. Und alle anderen Rennfahrer sind an diesem Tag ohne Verletzung davon gekommen.