Die Szene hat sich tief ins kollektive Schweizer Sportgedächtnis gebrannt. Siegestrunken feierte Marc Gini am 11. November 2007 seinen Slalomsieg auf der Reiteralm mit seinem heute legendären Tanz. Es sollte im Slalom der letzte Siegesjubels eines Schweizer für über elf Jahre bleiben.
Bis am Samstag Daniel Yule in Madonna di Campiglio triumphiert. 4059 Tage (!) nach Gini jubelt wieder ein Slalom-Schweizer. «Es war höchste Zeit, dass ich endlich abgelöst werde. Es ist wirklich cool, dass es geklappt hat für Daniel. Das haben er und die anderen Slalom-Jungs wirklich verdient», freut sich Gini.
«Bei Yules Sieg habe ich innerlich getanzt»
Das Rennen musste er wegen eines privaten Anlasses auf dem Handy verfolgen. Hat erst später daheim eine Aufzeichnung angeschaut. Für ihn endet mit dem Yule-Triumph auch die persönliche Ära als letzter Schweizer Slalom-Sieger.
«Es war zwar schön, immer wieder an den Weltcupsieg erinnert zu werden. Es kam einfach immer wieder ein Jahr dazu», sagt Gini. Fast jedes Mal, wenn er darauf angesprochen wurde, kam die Sprache auch auf seinen ausgelassenen Tanz. «Ich wurde viel darauf angesprochen. Ich hätte auch bei einem weiteren Sieg wieder so getanzt. Aber leider war es nur einmal der Fall», erzählt der 34-Jährige. «Bei Yules Sieg habe ich nun aber nur innerlich getanzt.»
Grosses Potenzial im ganzen Team
Gini, der 2017 zurückgetreten ist und nun ein Physiotherapie-Studium absolviert, glaubt aber an viele weitere Schweizer Freudentänze. «Es sieht jetzt fast so aus, als ob die Schweiz doch noch endlich zur Slalom-Nation werden würde. Das Potenzial ist sehr gross», stellt der Bündner fest.
Neben Yule (25) gibt es einige weitere mögliche Siegfahrer im Team. Allen voran Loïc Meillard (22) und Ramon Zenhäusern (26). «Vor etwa elf Jahren hat es schonmal ähnlich gut ausgesehen», erinnert sich Gini. Damals hiessen die Hoffnungen neben ihm selbst Marc Berthod, Daniel Albrecht oder Sandro Viletta. «Aber dann ging vieles in die Hosen. Jetzt ist fast noch mehr Potenzial da und alle sind noch jung. Ich hoffe, dass es diesmal besser aufgeht.»
Vielseitigkeit als Stärke
Die grosse Stärke der aktuellen Slalom-Truppe sieht Gini in der grossen Vielseitigkeit. «Es sind alles sehr unterschiedliche Typen, auch was den Fahrstil und den Körperbau angeht», erläutert Gini. «So ist eigentlich für jedes Terrain und alle Bedingungen jemand da, der für ein Top-Ergebnis sorgen kann.»
Mit etwas Glück, gibt es in den nächsten Jahren also noch viel Slalom-Jubel. Ob er dann so legendär wird wie Gini vor 11 Jahren, ist dabei zweitrangig.