Die totale Schweizer Dominanz
Dank Platz 2 übernimmt Loïc Meillard von Henrik Kristoffersen (wird Fünfter) die Führung in der Disziplinenwertung. Der Norweger hat als erster Verfolger nun zehn Punkte Rückstand. Damit erobert Meillard den letzten Spitzenplatz bei den Männern, den noch kein Schweizer innehatte. Das Team führt die Nationenwertung an, in den anderen Wertungen – Gesamt-, Riesenslalom-, Super-G- und Abfahrtsweltcup – führt wenig überraschend Marco Odermatt.
Das Podest
1. Albert Popov (Bul) 1:45,22
2. Loïc Meillard (Sz) +0,44
3. Samuel Kolega (Kro) +0,46
Das Rennen
Im 1. Lauf fährt Atle Lie McGrath der Konkurrenz davon. Bester vom Rest ist mit Loïc Meillard ein Schweizer. Als Halbzeit-Zweiter liegt er 62 Hundertstel hinter dem führenden Norweger. Und auch am Ende des Rennens grüsst Meillard vom Podest. Es ist sein vierter Slalom-Podestplatz in diesem Winter. Und beschert ihm die rote Startnummer als Führender in der Disziplinenwertung.
Schneller als Meillard ist nur einer. Aber es ist nicht mehr McGrath. Der Norweger wird zum tragischen Helden. Als Letzter startet er und scheidet aus. Jubeln darf stattdessen Albert Popov. Der 27-Jährige feiert seinen ersten Weltcup-Sieg – auf den Tag genau 45 Jahre nach dem letzten bulgarischen Triumph von Peter Popangelov (65). Damit ist der Kleinste – Popov ist nur 1,64 m gross – für einmal der Grösste. Auch der Mann, der das Podest komplettiert, feiert seine Premiere. Samuel Kolega fährt ebenfalls erstmals aufs Podest.
Die weiteren Schweizer
7. Daniel Yule +0,87
15. Tanguy Nef +1,86
DNF2 Noel von Grünigen
DNF1 Luca Aerni
Den 2. Lauf verpassen: 33. Ramon Zenhäusern (+2,50) 44. Marc Rochat (+3,01), 45. (+3,67)
Dreimal hat Daniel Yule das Nachtspektakel gewonnen, die Strecke liegt ihm. Doch in diesem Jahr kommt er im 1. Lauf nicht recht ins Fahren. 1,64 Sekunden Rückstand handelt er sich ein. Im 2. Lauf klappts besser – bis er kurz vor dem Ziel mit Problemen zu kämpfen hat. Trotzdem reichts haarscharf, um zwischenzeitlich in Führung zu gehen. An seiner Zeit beissen sich einige Konkurrenten die Zähne aus, erst der Disziplinenführende Henrik Kristoffersen knackt sie. Yule macht dennoch elf Positionen gut.
Viele kleine Fehler prägen den 2. Lauf von Tanguy Nef. Die kosten in der Summe viel Zeit. Da es nach ihm einige Ausfälle gibt, kann er sich in der Rangliste dennoch verbessern.
Noel von Grünigen startet zum zweiten Mal in dieser Saison in einem Weltcup-Slalom. In Alta Badia ist er im 1. Lauf ausgeschieden, nun läufts besser. Mit der hohen Startnummer 45 schafft er als 20. die Quali für den 2. Lauf locker. Punkte gibts am Ende keine, im Steilhang rutscht er auf dem Innenski weg und scheidet aus.
In Madonna di Campiglio stand Luca Aerni das bisher einzige Mal auf dem Weltcuppodest. 2017 wurde er hinter Marcel Hirscher Zweiter. In diesem Jahr ist er im 1. Lauf solide unterwegs – dann endet seine Fahrt mit einem Einfädler abrupt.
In den ersten vier Slaloms ist Marc Rochat im 1. Lauf ausgeschieden. Das Vertrauen ist weg, entsprechend gehemmt fährt er. Zwar schafft er es dieses Mal ins Ziel, verliert allerdings zu viel Zeit. Und verpasst so die Entscheidung.
Nächste Enttäuschung für Ramon Zenhäusern. Auch in Madonna di Campiglio verpasst er die Qualifikation für den 2. Lauf. Am Ende fehlen ihm als 33. nur elf Hundertstel. Es ist das dritte Mal in Serie, dass er es nicht in die Top 30 schafft.
Die Stimmen gegenüber SRF
Loïc Meillard: «Der erste Lauf war sehr stabil. Im zweiten hatte ich das Gefühl, ich war immer etwas spät, weil es den Ski immer ein bisschen verschlägt und die Linie nicht perfekt ist. Die Konstanz ist im Slalom da – es ist eine schwierige Disziplin, um sie zu haben. Zu Hause die rote Startnummer zu tragen, ist genial. Ich freue mich auf das Wochenende.»
Daniel Yule: «Ausser dem Fehler war mein zweiter Lauf sehr gut. Die Ski sind wieder gelaufen. Ich glaube, es ist momentan mehr eine mentale Sache. Da muss ich diesen Fluss wieder finden. Das schnelle Skifahren ist noch da. Jetzt muss ich diese mentale Blockade lösen. Aber es war wieder ein Schritt in die richtige Richtung.»
Noel von Grünigen: «Ein Innenski-Fehler ist schon bitter. Ich bin ein bisschen zu gerade reingefahren und bin gleich weggerutscht. Ich habe versucht, möglichst viel zu riskieren. Nun bin ich ein bisschen enttäuscht.»
Luca Aerni: «Den Ausfall habe ich schon abgehakt. Ich bin so gut wie noch nie in dieser Saison in den Lauf reingekommen. Das nehme ich mit. Ein Einfädler kann immer passieren.»
Das gab zu reden
Im Dezember 2005 hat mit Giorgio Rocca letztmals ein Italiener in Madonna di Campiglio gewonnen. Alex Vinatzer will diese Durststrecke beenden. Seine Fahrt im 1. Lauf ist stark – bei der letzten Zwischenzeit liegt er nur rund acht Zehntel hinter dem Führenden, Atle Lie McGrath. Doch dann schlägt ihm im Zielhang eine Stange auf den Ski, bringt ihn aus dem Gleichgewicht und der Rückstand wächst auf zwei Sekunden an. Kurz darauf kommts noch dicker. Die Wiederholung zeigt, das war ein Einfädler. Vinatzer wird disqualifiziert.
Neben dieser Disqualifikation ist die Ausfallrate im 1. Lauf extrem hoch. Weitere 22 der 73 startenden Athleten scheiden aus. Darunter etwa die beiden Saisonsieger Timon Haugan und Clément Noël sowie Luca Aerni oder Marco Schwarz. Auch in der Entscheidung ist die Ausfallquote hoch – neun Athleten schaffen es nicht ins Ziel.
Die Bedingungen
Die Athleten konnten am Dienstag den Hang nicht befahren. Der Grund: 40 Zentimeter Neuschnee. Die Organisatoren haben alles gegeben, um alles fürs Rennen bereitzumachen. Auch Wasser wurde an einigen Stellen eingesetzt. Die Piste ist zwar nicht so eisig wie in anderen Jahren, aber sie ist kompakt und hält. Da es mit Einbruch der Nacht kälter wird, zieht es stellenweise etwas an und wird glasig. Die Sicht ist unter dem Flutlicht kein Problem – auch wenn gegen Ende des Rennens leichter Nebel auf die Strecke zieht.
So gehts weiter
Eigentlich hätten die Stangenkünstler erst am Sonntag ihren nächsten Einsatz gehabt. Wegen des Wetters haben sich die Organisatoren in Adelboden allerdings zu einer Programmänderung entschieden. So gilts im Slalom bereits am Samstag wieder ernst, dafür findet der Riesenslalom am Chuenisbärgli erst am Sonntag statt.