Vor 37 Jahren wurde der erste Teil der Boxer-Saga Rocky mit drei Oscars prämiert. Carlo Janka (28) ist überzeugt, dass dieser Leinwand-Knaller mit Sylvester Stallone in der Hauptrolle auch für seine Ski-Karriere Gold wert war. «Ich habe mir alle sechs Rocky-Filme unzählige Male reingezogen, weil sie mich wirklich inspiriert haben. Rocky Balboa hat sich aus dem Ghetto von Philadelphia an die Spitze geboxt. Die Geschichte zeigt, dass man mit Wille und Leidenschaft alles erreichen kann.»
Carlo war 23 Jahre jung, als er im Frühling 2010 als Skirennfahrer bereits alles erreicht hatte: Damals – ein Jahr nach dem WM-Gold in Riesenslalom – wurde er in Vancouver Riesen-Olympiasieger und triumphierte zudem im Gesamtweltcup.
Danach fiel Janka aber auch deshalb in ein tiefes sportliches Loch, weil er sich in der «Folterkammer» mehr Qualen aufhalste, als das Rocky je getan hat. «Ich hatte gravierende Rückenbeschwerden, weil ich jahrelang in die falsche Richtung trainiert habe. Ich habe damals beim Krafttraining definitiv mit zu schweren Gewichten hantiert.»
Vor allem dank dem Innerschweizer Manual-Therapeuten Rolf Fischer und den subtileren Trainingsmethoden seines Konditionstrainers Michi Bont verspürt der Obersaxer heute keine Rückenschmerzen mehr. Darum konnte er vor drei Wochen nach einer vierjährigen Durststrecke bei der Super-Kombi in Wengen auf die Siegerstrasse zurückkehren.
Nach dem 10. Rang im WM-Super-G steht Janka heute aber vor einem anderen Problem: Der Startabschnitt der Abfahrt auf der Piste «Birds of Prey» ist extrem flach. Bei den Weltcuprennen im Dezember verlor er hier auf 34 Fahrsekunden fast eine Sekunde. «Der Start war noch nie meine Spezialität. Aber ich habe in den letzten Wochen ein paar Starttrainings absolviert und benutze auch andere Stöcke. Dadurch komme ich sicher besser vom Fleck als zu Saisonbeginn. Eine Startrakete bin ich aber immer noch nicht.»
Aber wenn Janka nach einem mühsamen Start ähnlich in die Gänge kommt wie Rocky Balboa gegen den übermächtigen Russen Ivan Drago, könnte es für ihn in diesem Abfahrts-Krimi trotzdem ein Happy End geben.