Das Psycho-Duell zwischen Lara Gut (24) und Lindsey Vonn (31) um die grosse Kristallkugel ist beendet. Gestern Mittag gibt die Amerikanerin bekannt, dass sie ihre Saison nach dem Sturz in der Abfahrt vom Samstag in Andorra vorzeitig abbricht. Weitere Abklärungen hätten ergeben, dass sie sich nicht nur einen Bruch des Schienbeinkopfes, sondern drei Frakturen zugezogen hat. «Das ist die schwierigste Entscheidung meiner Karriere.»
Lara Gut reagiert auf Vonns Aus mit einem lachenden und einem weinenden Auge. «Es ist sehr schade, dass der spannende Zweikampf aufgrund einer Verletzung nicht bis zum Ende ausgetragen werden kann.» Lara weiss, dass ihrem Triumph ein Makel anhaftet. Weil mit Vonn, der zweimaligen Siegerin Anna Fenninger und Mikaela Shiffrin die härtesten Konkurrentinnen um die grosse Kugel von Verletzungen ausgebremst wurden – und Tina Maze pausierte.
Für Lara kann nichts mehr schiefgehen. Die Tessinerin bestreitet sechs der acht letzten Rennen und wird die 28 Punkte Rückstand auf Lindsey Vonn wohl locker wettmachen. Nur eine Verletzung kann Guts Kristall-Traum platzen lassen. «Ich werde bis zum Schluss und in jedem Rennen hart arbeiten, um die notwendigen Punkte zu holen», sagt Lara. Ihre erste Verfolgerin, die Deutsche Viktoria Rebensburg, ist zwar in Top-Form, hat aber schon 293 Punkte Rückstand.
Das Duell der besten Feindinnen, das die Ski-Welt in diesem Winter in Atem hielt, hatte seinen Höhepunkt erst am letzten Wochenende in Andorra erreicht. Dass Vonn nach ihrem Sturz besonders lange liegen blieb und die nach ihr startende Gut damit bei Schneefall aller Siegchancen beraubte, stiess der Schweizerin besonders bitter auf. «Lindsey macht das immer so. Sie macht immer Theater. Das war nicht das erste Mal, und es wird nicht das letzte Mal sein!», bemerkte Gut schnippisch.
Nachdem das Duell nun entschieden ist, findet Gut nur salbungsvolle Worte für ihre härteste Widersacherin. «Ich wünsche Lindsey Vonn gute Besserung und eine erfolgreiche Rückkehr nächste Saison!», lässt sie ausrichten.
Gut wäre nach Lise-Marie Morerod, Marie-Therese Nadig, Erika Hess, Michela Figini, Maria Walliser und Vreni Schneider erst die siebte Schweizer Gesamtweltcup-Siegerin. Und die erste seit 1995, als Schneider die letzte ihrer drei grossen Kugeln gewann.