Lauberhorn-Boss Urs Näpflin schlägt Alarm
«Wir haben kein Geld unter der Matratze versteckt»

Den Lauberhornrennen gehen die finanziellen Reserven aus. Jetzt kämpft man vor dem Sportgericht mit dem Skiverband um die Verteilung der TV- und Marketinggelder. «Wir haben nichts mehr unter der Matratze versteckt», sagt Lauberhorn-Boss Urs Näpflin im Interview.
Publiziert: 16.01.2020 um 11:41 Uhr
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Aktualisiert: 16.01.2020 um 15:55 Uhr
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Lauberhorn-Boss Urs Näpflin sieht mit dem Weltcup in Wengen einer ungewissen Zukunft entgegen. Die Geld-Reserven seien aufgebraucht, erklärt er im Interview.
Foto: Keystone
Felix Bingesser

Jährlich erhalten die Lauberhorn-Rennen von Vermarkter Swiss Ski gut zwei Millionen Franken überwiesen. Zu wenig, ist man im Berner Oberland überzeugt. Seit rund einem Jahr läuft zwischen den beiden Parteien ein erbitterter Streit um die Verteilung der TV- und Marketinggelder vor dem internationalen Sportgerichtshof CAS in Lausanne.

Wenn keine Einigung erzielt wird, droht sogar das Aus. Denn der Dreiecksvertrag zwischen dem internationalen Skiverband FIS, Swiss-Ski und Wengen muss nach dieser Saison erneuert werden. Swiss Ski wäre gemäss Insidern bereit, die Rennen ins Bündnerland oder ins Wallis zu vergeben. Dort entsteht derzeit am Matterhorn eine neue Abfahrtsstrecke. Andere Veranstalter stünden also bereit, um von den Wengenern zu übernehmen. Jetzt äussert sich Lauberhorn-Boss Urs Näpflin zur Problematik.

Urs Näpflin, die Lauberhorn-Rennen werden in diesen Tagen 90 Jahre alt. Können wir in zehn Jahren auch den 100. Geburtstag feiern?
Urs
Näpflin: Ich hoffe es, ja. Aber es wird eine grosse Herausforderung. Der Aufwand in allen Bereichen wird immer grösser und teurer. Es geht ja nicht nur um die Infrastruktur, um Beschneiung und um Sicherheitsfragen. Es geht auch um ökologische Anliegen, die umgesetzt werden müssen. Es geht um eine Weiterentwicklung in allen Bereichen. Und die kostet Geld.

Geld, das Sie nicht haben?
Wir haben letztes Jahr tolle Rennen und einen neuen Zuschauerrekord gehabt. Und haben einen Verlust von 270'000 Franken geschrieben. Eine Absage der Abfahrt wie 2017 kostet eine halbe Million. Wir haben mittlerweile keine Reserven mehr.

Auch nichts mehr unter dem Kopfkissen oder unter der Matratze?
Nein, es ist nichts mehr unter der Matratze! Wir sind wirklich an einem Punkt, an dem wir uns ganz grundsätzliche Gedanken machen müssen.

Sind die Rennen gefährdet?
So kann man das für die nächsten Jahre nicht formulieren, wir sind nicht in Panik. Aber wir müssen zusätzliche Einnahmequellen erschliessen.

Sie wollen sich das Geld beim Skiverband holen und haben eine Klage eingereicht?
Ich habe persönlich kein Problem mit dem Verband und dem Präsidenten Urs Lehmann. Aber wir haben in der Sache einfach unterschiedliche Auffassungen. Und das musst jetzt mal geklärt werden. Ja, wir haben das Gefühl, dass uns mehr von den TV- und Marketinggeldern zustehen würde.

Dann müsste man halt auch den Hundsschopf vermarkten und mit einem Werbebogen wie in Kitzbühel versehen?
Bis jetzt sind wir der Meinung, dass die grandiose Natur im Vordergrund stehen sollte. Aber irgendwann wird der Druck dann vielleicht zu gross und wir müssen solche Sachen auch machen.

Was passiert, wenn von Swiss Ski nicht mehr Geld kommt?
Wir suchen sicher auch das Gespräch mit dem Kanton Bern. Es darf kein Tabu sein, dass sich auch die öffentliche Hand stärker engagiert. Ich habe den Eindruck, dass die jährlich wiederkehrenden Sportanlässe etwas stiefmütterlich behandelt werden. Für einmalige Ereignisse wie die Etappenankunft der Tour de France oder für die Formel E werden grosse Mittel gesprochen. Bei uns hat man wohl das Gefühl, dass wir diesbezüglich auf Rosen gebettet sind.

Dann kommt ihnen die jetzige Debatte und der Aufschrei in der Öffentlichkeit so kurz vor den Rennen gerade recht?
Natürlich wünscht man sich andere Schlagzeilen und wir wollen die vielen Fans des Skisports auch nicht verunsichern. Aber dieses sehr ernsthafte strukturelle Finanzproblem besteht nun mal, ist jetzt öffentlich geworden und muss gelöst werden.

Andere Orte wie Zermatt würden diese Weltcupabfahrt gerne übernehmen?
Das nehme ich zur Kenntnis. Aber sehen Sie: Kitzbühel und Wengen, aber auch Adelboden oder Garmisch, einfach alle diese Klassiker sind doch das Herz des Weltcups und es alpinen Skisports. Ein Herz kann man nicht einfach ersetzen. Und ich lasse mir jetzt auch die Freude am diesjährigen Jubiläumsanlass nicht nehmen. Ich glaube daran, dass wir eine nachhaltige Lösung finden, die dem Lauberhorn für die nächsten Jahrzehnte eine Zukunft garantiert. Und ich hoffe, dass es auch für Adelboden eine Lösung gibt. Wir kämpfen da Seite an Seite. Und hier muss der Kanton Bern auch einmal Farbe bekennen.

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