Die Herzen der mehr als 10’000 Zuschauer sind in der Lenzerheide beiden zugeflogen. Der Schwyzerin Wendy Holdener (22), weil sie die Kombination und den Disziplinen-Weltcup gewann.
Der Tessinerin Lara Gut (24), weil sie sich zur ersten Schweizer Gesamtweltcupsiegerin seit Vreni Schneider kürte. Für ihre Kugeln gekämpft haben beide bis zum Umfallen.
Die grosse Vreni Schneider war beeindruckt. Sie konnte mitfühlen, wie es Lara und Wendy am Wochenende erging. Gold-Vreni fühlte sich zurückversetzt ins Jahr 1995, als sie ihre letzte grosse Kugel holte. Auch auf ihren Schultern lastete damals eine Riesen-Last. Weil sie den Slalom in Bormio gewinnen musste, um sich vor Katja Seizinger zu schieben.
Vreni erzählt: «Ich hatte damals harte Konkurrenz. Ich glaube, ich habe damals fast erbrochen, weil der Druck so hoch war.» Wie Vreni hielten auch Lara und Wendy dem Druck stand.
Auf der Piste haben sowohl Lara als auch Wendy die Schweizer Ski-Fans verzaubert. Doch wem gehören mehr Sympathien? Sportlich ist Lara unbestritten die Nummer 1. Wer den Gesamtweltcup gewinnt und alle Disziplinen fahren kann, lässt keine Zweifel am Können offen.
Bekannt ist aber auch, dass Lara im Umgang nicht immer die Einfachste ist. Ihre kompromisslose und eigenwillige Art kommt nicht überall an. Sie spaltet das Ski-Publikum. Die Bezeichnung Ski-Schätzchen fürchtet sie wie der Teufel das Weihwasser.
Holdener scheint auf der Beliebtheits-Skala weit oben zu sein. Sie ist sportlich aber noch lange nicht auf Augenhöhe mit Lara. Der Gesamtweltcup wird für sie nur zum Thema, wenn sie neben Slalom und Kombi massive Fortschritte in anderen Disziplinen macht.
Dafür hat sie das Potenzial zur Slalom-Königin. Vielleicht schon in einem Jahr an der Heim-WM in St. Moritz.
Um den inoffiziellen Titel der beliebtesten Fahrerin hat man sich schon immer «gestritten». Maria Walliser und Michela Figini zum Beispiel. Wer hat nun die Nase vorn: Lara oder Wendy? Sie entscheiden! (red)