Aus 18 Punkten Vorsprung werden 46 Punkte Rückstand. Für Lara Gut (Platz 7) ist der Super-G in Crans-Montana zum Vergessen. Sie verliert kurz vor Saison-Ende ihr rotes Trikot als Führende im Disziplinen-Klassement an Siegerin Tina Weirather (Lie). Lara sarkastisch: «Das war nicht gerade genial.»
Ihr Schmunzeln täuscht nicht über ihre Unzufriedenheit hinweg. Gleichzeitig wirkt Gut sehr gefasst. Sie sagt: «In den Jahren vor meiner Verletzung hatte ich ein anderes Niveau. Diese Basis fehlt mir nun – die Selbstverständlichkeit ist nicht mehr da. Ich merke immer mehr, dass es nicht so leicht ist, an die Spitze zurückzukehren. Ich fühle mich gut, aber ich brauche in dieser Comeback-Saison viel mehr Energie als früher.»
Immerhin: Abschnittsweise blitzt Laras Klasse auch in Crans-Montana durch. So liegt sie bei Rennhälfte zwar schon 44 Hundertstel hinter Weirather zurück, im Ziel sind es dann «nur» 59 Hundertstel. «Unten war es gut, aber oben habe ich den Speed nicht mitgenommen. Es war nicht so, wie ich es kann», so die 26-Jährige.
Beim Weltcup-Finale in Are (Sd) übernächste Woche bräuchte Lara nun ein kleineres Wunder, um doch noch ihre dritte Super-G-Kristallkugel zu gewinnen. «Ich habe nichts zu verlieren», sagt sie im Wissen, dass Weirather auch bei einem Gut-Sieg bereits ein dritter Platz zum Disziplinen-Sieg reichen würde. Die Liechtensteinerin will aber nichts von einer Vorentscheidung wissen: «In den letzten Jahren war ich als Jägerin steht stärker. Nun muss ich mit der Rolle der Gejagten klar kommen.»
Und Lara? Die Tessinerin blickt schon auf den nächsten Winter voraus. «Ich muss mich noch zwei Wochen durchkämpfen. Dann habe ich endlich Zeit, die Selbstverständlichkeit, die mir noch fehlt, in Ruhe wiederherzustellen.»