Lara kommt nicht auf Touren. Auch als Lara Gut-Behrami nicht. In den ersten fünf Saisonrennen holte die 27-Jährige, die im letzten Juli Fussball-Profi Valon Behrami (33) heiratete, gerade einmal 80 Punkte. So wenige wie seit dem Winter 2010/11 nicht mehr (siehe Tabelle). Damals war Lara noch eine Teenagerin.
In Zahlen ausgedrückt: Gut-Behrami wurde in dieser Saison 14. (Sölden, Riesenslalom), 19. (Killington, Riesenslalom) und holte in Lake Louise die Ränge 14, 32 (Abfahrten) und 8 (Super-G). Viel zu wenig für eine Frau ihres Könnens.
Der Traumwinter 2016/2017 ist weit weg
Woran liegts? Klar, der Kreuzbandriss im Februar 2017 bremste Lara aus. Doch seit dem Comeback-Winter, in welchem sie sich wieder herantastete – und in Cortina (It) sogar einen Sieg holte, ist die Schonzeit vorbei. «Ich hatte wieder einen normalen Sommer, konnte trainieren, ohne mein Knie schonen zu müssen», sagte Gut-Behrami im letzten Oktober. Das sei ein grosser Unterschied zum Jahr zuvor, betonte sie.
Gleichzeitig räumte die Tessinerin ein, im Riesenslalom noch Defizite zu haben. Wie wahr! Im Vergleich zu ihrem Traum-Winter 2016/17 hinkt sie der Weltspitze weit hinterher. Damals klassierte sie sich in sechs von sieben Riesenslaloms in den Top 6. Unvergessen, wie Lara damals zum Auftakt in Sölden der Zweitplatzierten Mikaela Shiffrin 1,44 Sekunden abnahm.
«Im Steilhang voll versaut»
Davon ist Gut-Behrami weit entfernt. Technisch fährt sie stark, aber das Timing und die Risikobereitschaft sind nicht immer optimal – auch eine Frage des Selbstvertrauens. Längst räumt sich Gut-Behrami selbst in den Speed-Disziplinen die besseren Chancen auf eine Rückkehr an die Spitze ein. Vor allem in ihrer Schokoladen-Disziplin Super-G, in der sie schon 12 Siege einfuhr. Am Sonntag in Lake Louise fehlten ihr als nur 15 Hundertstel auf das Podest – und das trotz eines groben Schnitzers. «Ich habe es im Steilhang voll versaut», nimmt Gut-Behrami kein Blatt vor den Mund. «Aber es war auf jeden Fall besser als vorher. Ich muss versuchen, auch in den anderen Disziplinen so zu fahren.»
Vorerst steht am Samstag allerdings nochmals ein Super-G an. Und zwar in St. Moritz. Also dort, wo sie als 17-Jährige einst ihren ersten Weltcup-Sieg feierte. Aber auch dort, wo sie sich 2017 das Kreuzband riss. Freud und Leid: Lara hat schon alles erlebt. Etwas mehr Freud täte momentan gut.