BLICK: Lara, haben Sie sich in der Zwischenzeit mit der Piste in Lake Louise etwas mehr angefreundet?
Lara Gut (24): Nein. Es ist cool für mich, dass ich hier zwei Mal den Super-G gewinnen konnte. Aber solange kein Erdbeben kommt, wird diese Abfahrt mehr flache als steile Passagen haben.
Wohl müssten Sie sich hier im Chateau-Hotel fühlen, in dem es viele Boutiquen gibt. Welchen Luxus-Artikel haben Sie zuletzt gekauft?
Zählt ein Laptop auch?
Sagen Sie uns, was Sie als Luxus taxieren.
Okay, ich habe mir den letzten Laptop 2009 gekauft, ich bräuchte also unbedingt einen neuen. Luxus sind für mich aber auch die Ferien, die ich letztes Jahr mit meinem Bruder in Kalifornien gemacht habe. Bei Übersee-Flügen leiste ich mir den Luxus in der Business-Klasse.
Nach dem Weltcup-Start in Sölden haben Sie im Internet erneut ein Bild aus Kalifornien veröffentlicht. Was war der Grund für Ihre jüngste Reise nach L. A.?
Ich lege nach Sölden immer eine Ski-Pause von zwei Wochen ein, deshalb bin ich nach Kalifornien geflogen, um erst einmal ein paar Ferientage zu machen. Anschliessend habe ich dort bei herrlich warmen Temperaturen trainiert.
Waren Sie auch in Hollywood?
Ja, ich habe bei Freunden in den Hollywood Hills gewohnt.
Haben Sie im Film-Mekka Lust auf Ihren zweiten Film nach Ihrer Hauptrolle «Tutti giù» (im freien Fall) erhalten?
Im Moment bin ich sehr happy mit meinem Job als Skirennfahrerin. Und weil es sich dabei um einen Fulltime-Job handelt, habe ich gar keine Zeit, um etwas anderes zu machen. Aber wer weiss schon, was die Zukunft noch alles bringen wird?
Sie haben in Kalifornien auch hochkarätiges Eishockey gesehen.
Ja, ich habe mir je ein Spiel der Los Angeles Kings und der Anaheim Ducks angeschaut. Ich bin keine Eishockey-Expertin, aber als Fan von Ambri Piotta habe ich diese Sportart sehr gerne. Aber die Fans in Europa sind viel wilder, deshalb können Eltern ihre Kinder leider oft nicht mehr mit gutem Gewissen ins Stadion lassen. In Kaliforniens Eis-Stadien ist das Publikum sehr viel ruhiger, hier sind vor allem Familien mit Kindern, die anstatt ins Kino zu den Kings oder zu den Ducks gehen. Das hat mir gut gefallen.
Sie lesen sehr viele Bücher. Welchen «Schinken» verzehren Sie aktuell?
«La nave dei morti» von Clive Cussler. Das ist ein Thriller.
Welche Geschichten haben Ihnen in der Vergangenheit nicht gefallen, die Sie über sich selber gelesen haben?
Alle erfundenen Geschichten!
Zum Beispiel?
Unser Job ist nicht einfach, der von den Journalisten sicher auch nicht. Aber es nervt mich, wenn Journalisten vergessen, dass sich auch hinter Prominenten normale Menschen verbergen. Und bevor mich ein Journalist in seinem Artikel fertigmacht, weil ich vielleicht nicht gerade besonders freundlich war, sollte er sich überlegen, warum ich so reagiert habe. Vielleicht ja nur deshalb, weil der Journalist auch nicht gerade die beste Laune hatte?!
Könnten Sie sich vorstellen, einmal selber als Journalistin zu arbeiten?
Ich möchte zwar Marketing und Kommunikation studieren, aber journalistisch werde ich sicher nie tätig sein. Ich weiss, dass ein Journalist kritisch sein muss. Aber weil ich als Athletin selber oft genug gespürt habe, wie verletzend solche Kritik sein kann, könnte ich selber nie eine andere Sportlerin oder einen Sportler öffentlich kritisieren.
Haben Sie kein Verständnis dafür, dass sich die Medien und Ihre Fans auch für die Privatperson Lara interessieren?
Doch, aber es gibt Grenzen. Jeder Mensch sollte das Recht haben, selber zu bestimmen, wie viel er in der Öffentlichkeit von seinem Privatleben preisgibt. Ich habe kein Verständnis dafür, wenn sich ein Journalist zum vierten Mal nach meinem Liebesleben erkundigt, wenn ich zuvor schon drei Mal gesagt habe, dass ich dazu nichts sagen will.
Dann lassen Sie uns über einen jungen Mann reden, über den Sie gerne Auskunft geben – Ihren Bruder Ian. Auch ihm läuft es sportlich gut.
Er hat letzte Woche bei einem FIS-Rennen in Arosa die zweitbeste Zeit im zweiten Lauf erzielt. Und er ist bei einem FIS-Slalom in Frankreich, bei dem Weltmeister Jean-Baptiste Grange am Start war, auf den siebten Rang gefahren. Ich freue mich sehr für ihn und schaue mir gerne seine Videos an. Mir gefällt, wie spritzig und präzise er im Moment Ski fährt.
Sehen wir Ian bald im Weltcup?
Das weiss ich nicht. Ian ist jetzt zwanzig und hat noch Zeit. Ein Superstar wie Hermann Maier ist erst mit 26 im Weltcup aufgetaucht, ein Didier Cuche hat noch später regelmässig Top-Resultate abgeliefert. Mir ist ganz wichtig, dass Ian seinen ganz eigenen Weg geht und schön einen Schritt nach dem anderen setzt.
Gibt es grössere charakterliche Unterschiede zwischen Ian und Ihnen?
Ian ist eher ein Künstler, er hat mehr Talent als ich. Wenn er etwas Neues vorgesetzt bekommt, hat er es meistens sehr schnell im Griff, während ich alles intensiv lernen muss. Zudem kann Ian super Witze erzählen, ich kann lediglich darüber lachen ...
Wie oft haben Sie Kontakt mit Didier Cuche, mit dem Sie in der Saisonvorbereitung gearbeitet haben?
Wir kommunizieren vor allem per SMS. Didier hat letzten Sommer in meinem Training auch nicht alles auf den Kopf gestellt, er hat mir ein paar kleine, aber sehr wichtige Inputs gegeben. Darum haben diese Inputs meist in zwei Zeilen SMS Platz.
Und wie oft tauschen Sie sich mit Anna Fenninger aus? Sie waren nach ihrer schweren Knieverletzung eine der Ersten, die ihr via Twitter gute Besserung gewünscht haben.
Hätte ich das nicht getan, hätte bestimmt wieder ein Journalist geschrieben, dass die arrogante Gut der Anna nicht einmal gute Besserung wünscht. Aber ich habe ihr natürlich schon vor diesem Tweet ganz persönlich geschrieben und habe sie später mit Tina Maze im Spital besucht. Anna hat mir nach meinem Sieg in Aspen ein Gratulations-SMS geschrieben, gestern waren wir wieder in Kontakt. Sie ist wirklich eine echte Freundin.