Da steht sie also im Starthaus von Lake Louise. Lara Gut. Die Tessinerin ist glücklich, im Element. Nur sie und die Piste – so, wie sie es am liebsten mag. Und dann stürzt sie sich auf die Hochgeschwindigkeitsstrecke, die ihr als Super-Technikerin eigentlich nicht liegt, mit der sie aber im vergangenen Jahr (Plätze 4, 2 und 1) endgültig Frieden schloss.
Lara wieder voll im Saft
«Ich fühle mich super, meinem Knie geht es gut», sagt Lara. Knapp 300 Tage nach ihrem Kreuzbandriss widerspiegelt sich das Gefühl auch auf der Piste, im ersten Abfahrtstraining ist sie bis zur letzten Zwischenzeit gar die Schnellste. Im Ziel leuchtet dann Platz 6 auf. Entscheidend ist die Rangierung nicht. Anderes ist wichtiger. «Was ich jetzt brauche, sind Trainings und Rennen. Viele Rennen. Damit ich mich wieder daran gewöhne», sagt Gut.
Dass die zwei Riesenslaloms von Sölden (Ausfall) und Killington (Rang 23) nicht das Gelbe vom Ei waren, weiss sie. Aber Lara kann die Resultate einordnen. «Ich fange nicht an, Panik zu schieben, weil ich nicht so schnell war. Ich wusste, dass es nach einer Verletzung anders ist als sonst.»
Gleichzeitig wäre Gut nicht Gut, würde sie sich mit der Rolle der Ex-Verletzten zufrieden geben. «Ich habe monatelang Geduld gehabt, um wieder gesund zu sein. Nun bin ich wieder eine Athletin. Und meine Geduld als Athletin ist bereits wieder aufgebraucht.»
Kampfansage in Lake Louise
Wofür dieses neue Gefühl reichen wird? Zwei Abfahrten (Freitag und Samstag) sowie der Super-G am Sonntag werden es zeigen. Fakt ist: Lara wird sich nicht schonen, trotz Trainingsrückstand ist das Gespür auf den langen Latten bereits wieder da. «Ich bin nicht so weit weg von der Spitze, wie es vielleicht aussieht», sagt sie. Es ist eine Ankündigung, die auch als Drohung aufgefasst werden kann. Ihre Gegnerinnen sollten jedenfalls auf der Hut sein.