Das gab zu reden
Ein medizinischer Notfall überschattet den Super-G in La Thuile (It). Nach der Fahrt von Federica Brignone gibts einen Unterbruch. Der dauert allerdings länger, als es für das Reparieren eines Tores üblich ist. Grund dafür ist gemäss SRF ein medizinischer Notfall am Pistenrand. Eine Person muss reanimiert werden, wird anschliessend mit dem Helikopter abtransportiert. Das Rennen wird rund 20 Minuten unterbrochen. Gemäss italienischen Medien handelt es sich um einen Pistenarbeiter, der sich unwohl fühlte und stürzte. Dabei landete er in den Fangnetzen. Über seinen Zustand ist bisher nichts bekannt.
Das Podest
1. Emma Aicher (De) 57,89
2. Sofia Goggia (It) +0,06
3. Federica Brignone (It) +0,39
Das Rennen
Mit Startnummer 3 zaubert Emma Aicher einen Traumlauf in den Schnee. Die Konkurrenz beisst sich an ihrer Zeit die Zähne aus. Auch Federica Brignone. Für die Italienerin ist es ein Heimrennen, sie ist unweit von La Thuile aufgewachsen. Und zeigt eine ungewohnt fehlerhafte Fahrt. Mehrfach schrammt sie an einem Innenskifehler vorbei. Dann gibts auch noch einen Schreckmoment. Brignone knallt mit der rechten Hand gegen eine Torstange, diese löst sich aus der Verankerung. Im Ziel gibts Zwischenrang 3 und nicht nur grossen Ärger, sondern auch eine schmerzende Hand. Diese kühlt die Italienerin mit Eis.
Kann Lara Gut-Behrami das ausnutzen und im Kampf um Kristall Punkte gutmachen? Nein. Auch die Tessinerin findet nicht das richtige Rezept, ihr Rückstand auf Aicher ist acht Hundertstel grösser als derjenige von Brignone. Sie reiht sich hinter ihrer Kugel-Konkurrentin ein.
Aicher hingegen muss auf dem Leaderthron sitzend nur zweimal zittern. Bei der Fahrt von Sofia Goggia, die ihre Bestzeit nur haarscharf verpasst. Und als Cornelia Hütter unterwegs ist. Die Österreicherin liegt bei der dritten Zwischenzeit über vier Zehntel vorne. Doch dann verkantet sie, macht eine Pirouette und stürzt. Zum Glück scheint sie sich dabei nicht verletzt zu haben, sie fährt kurz darauf selbständig ins Ziel. Und lässt dort ihren Ärger mit einem lauten Schrei raus.
Für Emma Aicher ist es zwölf Tage nach ihrem Premierensieg in der Abfahrt der erste Triumph im Super-G. Das Podest komplettieren die Einheimischen Sofia Goggia und Federica Brignone.
Der Kugel-Kampf
Vor dem Rennen führt Lara Gut-Behrami im Kampf um die kleine Kugel im Super-G 55 Punkte vor Federica Brignone. Da sie sich hinter der Italienerin klassiert, wird ihr Vorsprung kleiner. Neu trennen die beiden noch 45 Punkte. Schon am Freitag hat die Schweizerin die Chance, die Distanz wieder zu vergrössern.
Die weiteren Schweizerinnen
4. Lara Gut-Behrami +0,47
9. Michelle Gisin +1,20
14. Corinne Suter +1,60
15. Joana Hählen +1,62
24. Malorie Blanc +2,75
29. Priska Ming-Nufer +3,14
35. Janine Schmitt +3,37
Schon oben handelt sich Michelle Gisin einen grossen Rückstand ein. Zwischendurch kann sie zwar im Vergleich mit Emma Aicher wieder etwas Zeit gutmachen. Doch vor allem untenraus hat sie mit dem Timing Probleme, kommt überhaupt nicht auf Zug. Und liegt im Ziel über eine Sekunde hinten. Am Ende reicht die Fahrt trotzdem für die Top 10 – so gut war sie seit dem Speedauftakt in Beaver Creek nicht mehr klassiert.
Auch für Corinne Suter läufts nicht wunschgemäss. Von oben bis unten ists ein Krampf für sie, sie handelt sich einen grossen Rückstand ein.
Joana Hählen zeigt eine mutige Fahrt. Sie braucht Punkte im Kampf ums Ticket für den Weltcupfinal. Angesichts ihrer hohen Startnummer 27 und der stark gezeichneten Piste ist ihre Leistung gut.
Unbekümmert wie immer stürzt sich Malorie Blanc aus dem Starthaus. Allerdings ist ihr Tempo oben sehr tief, deswegen liegt sie bei der zweiten Zwischenzeit schon über zwei Sekunden hinten.
Priska Ming-Nufer schaffts gerade noch so in die Punkteränge. Als 29. gibts zwei Zähler für sie. Keine Punkte gibts hingegen für Janine Schmitt.
Die Stimmen gegenüber SRF
Lara Gut-Behrami: «Es ist klar, jeder pusht, dass Rennen durchgeführt werden. Bei dem Wetter ist es schwierig, ein Rennen abzusagen. Aber es ist halt mehr als Limit. Es gibt Tage, da will man einfach ins Ziel kommen. Heute ist so ein Tag. Es ist so warm, hat in den letzten Tagen geschneit, die Piste ist alles andere als gut. Ab und zu macht man solche Rennen, obs Sinn macht ist eine andere Geschichte. Das einzig wichtige heute ist, gesund ins Ziel zu kommen. An solchen Tagen sollte man aufhören mit der Geschichte Sicherheit, man redet immer von der Sicherheit, dem Material und dann macht man solche Rennen. Dann wäre es besser, man redet nicht von Sicherheit. Wir fahren mit 100 km/h einen Hang hinunter, die Piste bricht, es hat Löcher – da ist es einfach wichtig, dass man gesund ist.»
Michelle Gisin: «Die Piste ist erstaunlich gut, wenn man das Wetter der letzten Tage kennt. Die Arbeiter haben einen super Job gemacht. Die Piste hat einen guten Eindruck gemacht. Man sollte aber nicht ab der Linie kommen – so wie es mir passiert ist. Denn dann ist es schon ein bisschen weich.»
Das gab zu reden II
Seit Dezember 2023 hat Mikaela Shiffrin keinen Super-G mehr bestritten, verzichtet seit ihrem Abfahrtssturz im Januar 2024 komplett auf Speedrennen. Anstatt um Hundertstelsekunden zu kämpfen, hat sie ein freies Wochenende. Und hat trotzdem Grund zum Feiern. Denn am Donnerstag wird die Amerikanerin 30 Jahre alt. Auf Instagram gratuliert ihr Verlobter Aleksander Aamodt Kilde ihr zum Ehrentag. Zu einem Video, das zahlreiche gemeinsame Momente des Paares zeigt, schreibt der Norweger: «Die Zeit, die ich mit dir verbringe, ist meine absolute Lieblingszeit. Lass uns weiterhin gemeinsam Erinnerungen schaffen.»
Das gab zu reden III
Bisher ist Julia Scheib im Weltcup als Riesenslalom-Spezialistin bekannt. Beim Saisonauftakt in Sölden fuhr sie als Dritte erstmals aufs Podest. Nun will sie ihr Repertoire erweitern und auch in den Speeddisziplinen angreifen. Den Anfang macht sie im Super-G – wobei so ganz ohne Erfahrung startet sie im Aostatal nicht. Denn schon im Januar 2021 ist Scheib einmal bei einem Super-G gestartet. Und hat als 28. direkt gepunktet. Doch dann bremsten Verletzungen ihre Speed-Ambitionen aus. Nun startet sie den nächsten Anlauf. Und fährt als 26. – mit der hohen Startnummer 44 – gleich wieder in die Punkte.
Die Bedingungen
Am Dienstag und Mittwoch haben Schnee, Regen und Nebel verhindert, dass mindestens eines der geforderten Trainings für die Abfahrt durchgeführt werden kann. Sie musste deswegen aus dem Rennprogramm gestrichen werden. Nun siehts in La Thuile ganz anders aus. Blauer Himmel, nur vereinzelte Wolken und Sonnenschein, dazu Temperaturen um den Nullpunkt – dem ersten von zwei Super-Gs steht nichts im Weg. Er wird vom Reservestart aus in Angriff genommen. Die Piste ist oben schneller gezeichnet als unten. Der Grund: Dort konnte nicht mit Salz gearbeitet werden, weil der Schnee zu trocken ist. Spätestens als die Sonne hinter den Wolken verschwindet, sind keine schnellen Zeiten mehr möglich. Das zeigt auch ein Blick auf den Tacho der Athletinnen. Über zehn Kilometer pro Stunde sind sie nach nicht einmal 30 Fahrsekunden langsamer unterwegs als Aicher. Und sind so chancenlos.
So gehts weiter
Nach dem Super-G ist vor dem Super-G, denn am Freitag steht gleich der nächste in La Thuile auf dem Programm. Dieser ist gleichzeitig für die Frauen das letzte Rennen vor dem Weltcupfinal in Sun Valley (USA). Dort fahren sie am Sonntag, 23. März, den finalen Super-G in diesem Winter.