Das Podest
1. Franjo von Allmen (Sz) 1:45,46
2. Marco Odermatt (Sz) +0,28
3. Stefan Rogentin (Sz) +0,38
Das Rennen
Wiederholt sich die Geschichte? Am Freitag führen drei Schweizer, als Dominik Paris die Party crasht und sich an die Spitze setzt. Auch in der zweiten Abfahrt liegt ein Swiss-Ski-Trio vorne, als sich der Italiener aus dem Starthaus katapultiert. Aber dieses Mal wird er nicht zum Spielverderber. Nur ganz oben ist er leicht vor dem Führenden Franjo von Allmen, daraus wird schnell ein Rückstand, der immer mehr anwächst. Paris verpasst das Podest.
Und der Schweizer Wahnsinn geht weiter! Nach Crans-Montana vor zwei Wochen gibts den zweiten Abfahrts-Dreifachsieg in dieser Saison. Weltmeister von Allmen gewinnt vor Marco Odermatt und Stefan Rogentin. Odermatt holt sich Platz 2 dank eines starken Finishs, denn nachdem es ihn oben das eine oder andere Mal etwas drückt und er einmal laut «Nein!» ruft, als ihm eine Kurve misslingt, liegt er zwischenzeitlich nur an 11. Position. Und Rogentin, der erst am Freitag seine Premiere auf dem Abfahrtspodest feierte, doppelt nur 24 Stunden später nach. Klar, dass das Podest-Trio danach zum Scherzen aufgelegt ist und Odermatt Sieger von Allmen an den Kragen will.
Die gute Laune ist auch beim Snack vor der Preisverleihung erkennbar. Auf dem Speiseplan: Würstchen und offenbar eine Art Fladenbrot, wie Swiss-Ski mit einem Instagram-Post zeigt. Sieht aus wie eine Mischung aus Hot Dogs und Fajitas.
Der Kugel-Kampf
Die kleine Kristallkugel ist noch nicht vergeben. Um sie sich zu schnappen, hätte sich Odermatt vor von Allmen klassieren müssen. So aber bleibt der Weltmeister im Rennen, verkleinert den Rückstand um 20 Punkte auf 83. Die Ausgangslage vor dem letzten Rennen: Von Allmen muss die Abfahrt in Sun Valley gewinnen und Odermatt darf nicht besser als 15. werden, damit es für die Kugel reicht. Bei allen anderen Resultaten bleibt Odermatt vorne.
Entschieden ist dafür der Gesamtweltcup. Nun kann Odermatt auch rechnerisch nicht mehr eingeholt werden. Er gewinnt zum vierten Mal in Folge die grosse Kugel.
Die weiteren Schweizer
10. Justin Murisier +1,05
12. Alexis Monney +1,12
23. Marco Kohler +1,77
29. Lars Rösti +2,06
37. Gaël Zuhlauf +2,27
44. Livio Hiltbrand +2,56
52. Christophe Torrent +3,14
Am Freitag fährt Alexis Monney auf den starken 5. Rang. Daran kann er nicht ganz anknüpfen. Bei den beiden grossen Sprüngen hat er mit Problemen zu kämpfen, auch sonst fehlt ihm etwas der Zug. Er verpasst die Top 10 knapp.
Mit seiner Leistung in der ersten Abfahrt (Platz 15) war Justin Murisier nicht zufrieden. Seine Reaktion darauf: Er fährt deutlich aggressiver. Dennoch hat er mit den Plätzen auf dem Podest nichts zu tun. Immerhin: Er klassiert sich als vierter Schweizer in den Top 10.
Schon oben hat Lars Rösti mit Problemen zu kämpfen. Er fängt sich und kann unten den Schaden einigermassen in Grenzen halten. Am Ende reichts knapp für einen Rang in den Punkten.
Für Marco Kohler zählt jeder Punkt. Er kämpft ums Ticket für den Weltcupfinal. Dafür muss er in der Disziplinenwertung mindestens 25. werden. Er zeigt eine solide Fahrt, wird mit Platz 23 belohnt. Und fällt in der Abfahrtswertung trotzdem auf Platz 26 zurück.
Gaël Zuhlauf, Livio Hiltbrand und Christophe Torrent handeln sich im Vergleich mit Landsmann Franjo von Allmen einen zu grossen Rückstand ein. Für sie gibt es keine Punkte.
Die Stimmen gegenüber SRF
Franjo von Allmen: «Die Fahrt war definitiv besser als die am Freitag. Ich habe ein bisschen weniger Fehler eingebaut und bin solide Ski gefahren. Den Schreckmoment habe ich gut verdaut, ich wusste ja, was der Auslöser war. Das Resultat tut nach Freitag gut. Ich hatte nicht so ein gutes Gefühl auf dem Schnee, mit den kühleren Temperaturen und dem kompakteren Schnee kommts mir besser entgegen. Mit drei Schweizern auf dem Podest ist es unglaublich cool. Das Team pusht sich gegenseitig. Liefert der eine nicht, liefert der andere. Im Kugel-Kampf ist noch gar nichts verloren. (lacht) Nein, es war schon nach gestern relativ klar. Für mich ist es keine grosse Enttäuschung, wenn es so bleibt. Aber der andere Weg wäre einfach nur die Krönung der Saison.»
Marco Odermatt: «Logisch hatte ich irgendwo das Ziel, die Kugel schon nach Hause zu bringen. Aber wenn von Allmen gewinnt, ist das natürlich nicht so eine einfache Aufgabe. Ich bin mega zufrieden mit einem Podestplatz hier. Ich weiss nicht mehr, ob ich oben Nein gerufen habe. Aber wenn mans gehört hat, war es wohl ein lautes. Es war völlig vom Plan abgekommen, am Freitag habe ich die Kurve getroffen, dieses Mal hats nicht funktioniert. Anfangs Woche hätte ich sofort unterschrieben, dass ich den Vorsprung im Kugel-Kampf etwas ausbauen kann. Das nehme ich gerne mit zum Final.»
Stefan Rogentin: «Platz 3 ist ein bisschen der Schleudersitz, aber ich hoffe, dass es so bleibt. Beim einen Sprung bin ich etwas zu gerade rein, deswegen bin ich etwas weit gesprungen. Da wäre ein bisschen mehr möglich gewesen.»
Das gab zu reden
Die Bilanz der Schweizer Abfahrer ist in diesem Winter schlichtweg phänomenal. In acht Rennen stellen sie sechsmal den Sieger (je einmal Murisier und Monney, je zweimal Odermatt und von Allmen). Noch besser: viermal gibts einen Doppelsieg und zweimal einen Dreifachsieg. Insgesamt holen sie 17 der 24 Podestplätze.
Nur fünf Nicht-Schweizer standen in diesem Winter auf dem Abfahrtspodest: Miha Hrobat (zweimal Dritter), Ryan Cochran-Siegle (einmal Dritter), Cameron Alexander (einmal Dritter), James Crawford (ein Sieg) und Dominik Paris (ein Sieg).
Das gab zu reden II
Den Österreichern droht nicht nur eine kugellose Saison, sondern auch eine ohne Sieg im Weltcup. Seit nunmehr 37 Rennen warten die Männer auf einen Triumph. Am Freitag ist Stefan Babinsky als Neunter bester ÖSV-Athlet. Am Samstag siehts nicht besser aus. Rot-Weiss-Rot ist mit Vize-Weltmeister Vincent Kriechmayr als Neunter (+1,01) erneut nur einmal in den Top 10 vertreten. Den Österreichern bleiben sieben Rennen, um die Sieglos-Serie noch in diesem Winter reissen zu lassen.
Die Bedingungen
Der Himmel über Kvitfjell ist bewölkt, dafür windet es nicht mehr so wie noch am Freitag. Die Piste ist etwas kompakter und hält ganz gut. Auch wenn sich Schläge mit der Zeit nicht vermeiden lassen.
So gehts weiter
Zum Abschluss des Speed-Triples in Kvitfjell bestreiten die Männer am Sonntag einen Super-G. Die letzte Abfahrt des Winters steht am 22. März beim Weltcupfinal in Sun Valley auf dem Programm.